Vision OMV: Eine Zukunft ohne Öl und Gas

Greenpeace und Energie-Experten zeigen Optionen für ein klimaverträgliches Geschäftsmodell auf

Greenpeace Austria präsentierte am 17.05.2017 eine zukunftsfähige Vision für den österreichischen Mineralölkonzern OMV (früher Österreichische Mineralölverwaltung, ÖMV). Erdöl und Erdgas spielen darin keine Rolle; stattdessen sind mögliche nicht nur gewinnbringende, sondern auch klimafreundliche Wege Geothermie, Ausbau bereits bestehender OMV-Tankstellen für die Elektromobilität, verstärkte Produktion von Wasserstoff sowie die Entwicklung von klimaverträglichen Kraftstoffen für die Luftfahrt. Mit dem Vorschlag will Greenpeace die Transformation des Konzerns unterstützen.

„Die OMV kann auch in einer Energiezukunft ohne Öl und Gas eine zentrale Rolle spielen“, sagt der Studienautor sowie Energie- und Umwelttechnologe Thomas Steffl. „Zwar können wir der OMV Optionen für klimaverträgliche Geschäftsfelder aufzeigen – den Weg beschreiten muss der Konzern aber selbst. Es braucht schnellstmöglich eine neue Konzernstrategie, die mit dem Pariser Klimaschutzabkommen vereinbar ist.“ Denn die im Konzernbericht präsentierte Strategie setze vor allem auf Erdöl und Erdgas. Im Greenpeace-Dossier „Vision OMV“ würden zukunftsträchtige Optionen aufgezeigt: Die Überlegungen in dieser Vision bauten auf bestehenden Projekten, der Infrastruktur und dem Wissen der OMV auf, heißt es.

Bohrgerät – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Beispiel Geothermie: Da das Unternehmen nicht nur im Bereich der Tiefenbohrung erfahren sei, sondern auch ein umfassendes Wissen über die geologischen Gegebenheiten in Österreich besitze, könnte die OMV Erdwärme nutzbar machen – direkt als Wärmequelle und für die Stromgewinnung. Auch könne die bereits vorhandene Infrastruktur genutzt werden: Die OMV betreibe derzeit rund 3.800 Tankstellen. Hier könnten Ladestationen für E-Autos ausgebaut und eCar-Sharing angeboten sowie der Güterverkehr mit Wasserstoff versorgt werden. Mit Wasserstoff gebe es für die OMV noch über die Mobilität hinausgehende Optionen:  Kopplung der Energiesektoren Wärme, Strom und Mobilität inklusive der Zwischenspeicherung der Energie sowie der Einsatz als Produktionsrohstoff, etwa als Reduktionsmittel in der Stahlherstellung.

Und es gebe noch weitere Möglichkeiten. „Nachhaltige Lösungen fehlen bislang für die Luftfahrt“, so der ehemalige OMV-Innovationsleiter Walter Böhme. „Die Öl- und Gasindustrie ist bestens positioniert, diese Lösungen zu entwickeln.“ Dafür brauche es mittelfristig einen klimaverträglichen Ersatz für Kerosin, der etwa aus biologischen Reststoffen gewonnen werde. Benötigt werde ein flüssiger Kraftstoff mit einer hohen Energiedichte, der mit Kerosin vergleichbar sei. Mit der Erfahrung Kraftstoffe aller Art herzustellen, könne die Öl- und Gasbranche an diesen Lösungen arbeiten, so Greenpeace.

Sollte die OMV keine neue Konzernstrategie anstreben, müsse die Politik handeln. Denn die Republik Österreich sei mit 31,5 Prozent der größte OMV-Aktionär. „Als Eigentümervertreter ist Finanzminister Hans Jörg Schelling am Zug“, so Greenpeace-Sprecherin Hanna Simons. „Wenn von der OMV selbst nichts kommt, muss Schelling eine klimaverträgliche und zukunftsorientierte Strategie des Konzerns erwirken“, fordert Simons abschließend.

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