Papst drängte US-Präsidenten zu mehr Klimaschutz – Enzyklika für Trump
Einen Tag nach der Begegnung des Papstes mit US-Präsident Donald Trump sind Einzelheiten aus dem Gespräch bekannt geworden. Papst Franziskus habe US-Präsident Donald Trump bei der Begegnung im Vatikan gedrängt, „sich an die Vereinbarungen von Paris zu halten“, sagte US-Außenminister Rex Tillerson am 25.05.2017 auf dem Flug von Rom nach Brüssel vor Journalisten laut einem Bericht von Radio Vatikan. Der Papst habe den Prozess mit seiner Umweltenzyklika Laudato Si’ (siehe: solarify.eu) begleitet, die er Trump in die Hand gedrückt habe. Greenpeace projizierte „Planet Earth First“ auf die Peterskuppel – rund lief der Papstbesuch jedenfalls nicht.
[note „Der Papst ein Brückenbauer, Trump ein Mauerbauer“ (
Tillerson verriet auch, dass Trump, der im Wahlkampf den Ausstieg aus den Vereinbarungen von Paris versprochen hatte, dem Papst in diesem Punkt nicht nachgegeben habe. „Trump hat ihm gesagt, er habe in dieser Angelegenheit noch nicht entschieden“. Zum italienischen Präsidenten Sergio Mattarella sagte Trump am Mittwoch nach Zeitungsangaben, es würde die USA „zuviel kosten“, sich weiter an die Pariser Verträge zu halten. Er habe betont, die USA und der Heilige Stuhl seien sich in vielen grundlegenden Werten einig, etwa Menschenrechte und Religionsfreiheit. Trump habe dem Papst versichert, die USA würden 270 Millionen Euro für den Kampf gegen Dürre und Hungersnot in Ostafrika und Teilen des Nahen Ostens aufwenden.
Jeffrey Sachs: „Papst hat ins Schwarze getroffen“
Der US-Wirtschaftswissenschaftler Jeffrey Sachs urteilte, Franziskus habe Trump gegenüber mit seinem Pro-Klima-Appell „ins Schwarze getroffen“. Es sei ein „unmittelbarer Erfolg“, dass der Präsident seine Bereitschaft zum Nachdenken in dieser Angelegenheit versichert habe. „Das hat er bisher noch nie getan; dabei haben viele ihn darum gebeten – Regierungen, Wissenschaftler und große Unternehmen, darunter Exxon.“ Der bekehrte Chikago-Boy Sachs leitet das „Earth Institute“ der Columbia University und gilt als einer der Berater des Papstes für die Umwelt-Enzyklika. Tillerson war bis zu seiner Berufung zum Außenminister Exxon-Chef.
Greenpeace gibt Treffen Trumps mit Papst durch eine Projektion Gesprächsstoff
Mit einer Projektion auf den Petersdom haben Greenpeace-Aktivisten dem Papst und Trump am 24.05.2017 Gesprächsstoff geliefert. In den frühen Morgenstunden konnte man den Schriftzug „Planet Earth First“ auf dem römischen Wahrzeichen lesen. Die Parole bezieht sich auf Trumps engstirniges Regierungsmotto „America First“, Amerika zuerst. Ganz im Gegensatz zum Oberhaupt der katholischen Kirche hält Trump den Klimawandel für eine Erfindung (der Chinesen).
Schützenhilfe vom Kirchenoberhaupt
In Papst Franziskus haben die Umweltschützer einen Verbündeten in der Sache: In einer Enzyklika aus dem Jahr 2015 sprach sich der Pontifex dafür aus, dem Klimaschutz oberste Priorität einzuräumen – „Planet Earth First“, eben: Die Welt steht an erster Stelle. In seiner Schrift forderte der Papst die Abkehr von Kohle, Öl und Gas und den weltweiten Ausbau der Erneuerbaren Energien. Es wäre interessanter Lesestoff für Trump: Seit Amtsantritt hat er mehrere Umweltschutzmaßnahmen seines Amtsvorgängers zurückgenommen; in den kommenden Tagen wird er vermutlich entscheiden, ob er tatsächlich die Vereinbarungen der Klimakonferenz von Paris aufkündigt.
Damit würde sich Trump nicht nur gegen den gesunden Menschenverstand stellen, sondern auch gegen seine eigenen Landsleute: Nach einer Umfrage des Chicago Council aus dem November 2016 spricht sich eine Mehrheit (71 Prozent) der Amerikaner für einen Verbleib der USA im Vertrag aus. „Wenn Trump aus dem Pariser Abkommen aussteigt, schadet er nicht nur dem Planeten Erde, sondern auch seinem eigenen Land“, sagt Greenpeace-Energie-Experte Andree Böhling. Dass Erneuerbare Energien Arbeitsplätze schafften, habe sich mittlerweile herumgesprochen: Viele amerikanische Städte und Bundesstaaten hätten angekündigt, die Eckpunkte des Klimavertrags zu achten – mit oder ohne Billigung des Präsidenten.
[note Weichen stellen für eine Klimapolitik mit Rückgrat – In Sachen CO2-Emissionen ist „America second“: Die USA sind der zweitgrößte Verursacher klimaschädlicher Treibhausgase. Die G20-Staaten, die im Juli in Hamburg zusammenkommen, sind insgesamt für 80 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Diese Länder sind es, die hauptsächlich den Klimawandel befeuern. Greenpeace fordere, dass die Industrienationen endlich Rückgrat zeigten. Auf den anstehenden Gipfeltreffen könnten die Weichen für eine verantwortliche Klimapolitik gestellt werden.]
Papstaudienz gerät für Trump in USA zu PR-Pleite – Sprecher Spicer musste draußen bleiben
Der mit Spannung erwartete Besuch von Donald Trump bei Papst Franziskus sei in den USA zu einer PR-Pleite geraten. Die Macht der Bilder mache ihm ebenso zu schaffen, so das domradio in einem KNA-Bericht. „Donald Trumps Pressesprecher Sean Spicer fieberte dem Treffen mit Papst Franziskus entgegen. Der praktizierende Katholik ging laut dem Sender CNN bis zuletzt davon aus, bei der Audienz dabei zu sein. Natürlich. Denn Spicer ist bei den täglichen Pressebriefings Gesicht und Stimme des US-Präsidenten. Zudem trägt er den Titel eines ‚Assistenten‘ im Weißen Haus. Doch Spicer musste draußen bleiben. Offiziell heißt, es, die Delegationen seien strikt begrenzt gewesen. Daher sei leider kein Platz geblieben. Analysten meinen, Spicer könne dies gar nicht anders als Affront werten. Dafür habe der Präsident zu viele Nichtkatholiken und nachgeordnete Mitarbeiter zu der Audienz mitgenommen.“
Trump grinst – immer
Zwei Pressefotos zeigten, dass der Papst-Besuch nicht nach Plan gelaufen sein konnte: Auf dem einen steht Franziskus vor dem Gespräch im Vatikan mit düsterer Miene neben Trump, der von einem Mundwinkel zum nächsten grinst. Das andere Foto zeigt den betrübt ins Bild schauenden Papst neben der nicht minder angespannt blickenden Melania. Der einzige Strahlemann auf dem Foto ist einmal mehr – Trump. „So eine Aufführung haben wir noch nie gesehen“, analysierte der konservative Kommentator Norm Ornstein, der für die Denkfabrik „Brookings Institution“ seit Jahrzehnten die US-Präsidenten beobachtet. Dass die beiden Trump-Frauen im Vatikan mit schwarzer Kopfbedeckung auftraten, ließ das öffentlich-rechtliche „National Public Radio“ fragen: „Warum nicht in Saudi-Arabien?“ Dieses Thema bewegte viele US-Medien in der Nachlese – denn für beides gibt es Vorbilder.
„So eine Ehre erhält man nur einmal im Leben“
Trump selbst wertete die Audienz wie erwartet in Superlativen. Dabei traf er sich, wie die US-Medien anmerkten, so kurz wie kein anderer Präsident vor ihm mit dem Papst. Die ganze Begegnung war schon nach knapp 30 Minuten vorüber. „So eine Ehre erhält man nur einmal im Leben“, twitterte Trump anschließend. „Ich verlasse den Vatikan entschlossener denn je, in der Welt nach FRIEDEN zu streben.“ Kritiker merkten an, Trump habe vergessen, dass er gerade mit Saudi-Arabien das mit 110 Milliarden Dollar größte US-Waffengeschäft aller Zeiten abgeschlossen hatte.
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