DERA veröffentlicht neue Liste zu potenziell kritischen Ressourcen
Die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hat Anfang Mai eine neue DERA-Rohstoffliste zu potenziell kritischen Rohstoffen veröffentlicht mit dem Ergebnis, dassv iele mineralische Rohstoffe und Zwischenprodukte, die für den Ausbau von Zukunfts- und Schlüsseltechnologien unentbehrlich sind, sind weiterhin nur mit hohen Preis- und Lieferrisiken zu beschaffen sind. Das liegt an der zum Teil ausgeprägten Marktmacht einzelner Rohstoffländer und an den erhöhten politischen Risiken.
Die Ergebnisse der DERA-Rohstoffliste sind vor allem für Unternehmen der verarbeitenden Industrie zur Identifizierung von Schwachstellen in ihrer Lieferkette wichtig. Bei vielen Rohstoffen haben sich in den vergangenen zwei Jahren die Beschaffungsrisiken sogar noch erhöht, daran haben auch die gesunkenen Rohstoffpreise nichts geändert: 40 % der knapp 300 von der DERA untersuchten Rohstoffe und Zwischenprodukte unterliegen hohen potenziellen Beschaffungsrisiken. Dazu zählen beispielsweise Hochtechnologiemetalle wie etwa Seltene Erden, Germanium, Platinmetalle und Gallium oder auch Stahlveredler wie Niob, Vanadium und Wolfram. Insbesondere bei der Weiterverarbeitung der Rohstoffe zeigt die Neuauflage der Rohstoffliste eine deutliche Zunahme der Angebotskonzentration, beispielsweise bei der Produktion von Aluminium oder Stahl.
DERA-Rohstoffmonitoring – China vorne
Die Rohstoffliste ist Teil des DERA-Rohstoffmonitorings. Es ist die dritte Auflage einer im Jahr 2012 erstmals erschienenen Reihe. Die aktuellen Ergebnisse unterstreichen erneut die Dominanz Chinas als wichtigstes Bergbauland, wichtigsten Raffinadeproduzent sowie als bedeutendsten Nettoexporteur von Zwischenprodukten. Das Monitoring zeigt zudem, dass China beabsichtigt, weite Teile der höheren Wertschöpfung mineralischer Rohstoffe im eigenen Land aufzubauen. Insbesondere bei der Weiterverarbeitung von zahlreichen Metallen gelang es China im vergangenen Jahrzehnt, weitere Marktanteile zu gewinnen. Die aktuellen Produktionszahlen zeigen, dass sich dieser Trend auch in den vergangenen beiden Jahren fortgesetzt hat – Beispiele: Gallium, Indium und Magnesium; bei denen hat China seinen Marktanteil kontinuierlich ausgebaut und kontrolliert zum Teil deutlich mehr als 70 % des Marktes. Insgesamt belegt das Land im Bereich der Bergwerksförderung bei fast der Hälfte aller untersuchten Rohstoffe den ersten Platz. Bei der Metallproduktion nimmt China sogar bei 23 von 26 untersuchten Rohstoffen die führende Position ein.
China ist jedoch nicht der einzige Staat, der eine marktbeherrschende Stellung bei mineralischen Rohstoffen einnimmt. Angebotskonzentrationen, sowohl bei der Bergwerksförderung, der Weiterverarbeitung als auch dem Handel, sind bei einer Reihe von Rohstoffen festzustellen. Beispiele sind die Produktion des Stahlveredlers Niob in Brasilien, die Förderung von Lithium in Australien und Chile oder der Export von Kobalterzen aus der Demokratischen Republik Kongo.
„Für den Produktions- und Technologiestandort Deutschland bergen gerade die kleinen, stark konzentrierten Rohstoffmärkte erhöhte Risiken. Durch Wettbewerbsverzerrungen, Handelskonflikte, Spekulation, politische Maßnahmen oder Naturkatastrophen können potenzielle Beschaffungsrisiken schnell zu realen Preis- und Lieferproblemen werden“, so Dr. Torsten Brandenburg von der DERA. Jedes Unternehmen sollte geeignete Strategien und individuelle Lösungen entwickeln, um Beschaffungsrisiken in der Lieferkette zu identifizieren und den erforderlichen Rohstoffbezug mittel- und langfristig abzusichern. Im Rahmen des Risikomanagements empfiehlt die DERA den Einkaufs-, Produktions- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen, bei der Erfassung von betriebsinternen Rohstoffrisiken gemeinsam Ausweichstrategien zu erarbeiten. Die DERA-Rohstoffliste bietet hier eine erste Orientierung und wichtige Hinweise.
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