Jährlich mehr als 17 Milliarden Einweg-Plastikflaschen und 2,9 Milliarden Dosen
Das Getränke-Mehrwegsystem gerät durch den Vormarsch unökologischer Einwegflaschen immer weiter unter Druck – nicht zuletzt wegen des Ausstiegs von Coca-Cola aus dem deutschen Mehrwegsystem. Angesichts des jährlichen Verbrauchs von mehr als 17 Milliarden Einweg-Plastikflaschen und 2,9 Milliarden Dosen sind politische Maßnahmen zum Schutz des Mehrwegsystems dringend nötig. Die Mehrwegquote beträgt nur noch 42 Prozent. Nach Aussage des Umweltministeriums habe Ministerin Barbara Hendricks mit der Verabschiedung des neuen Verpackungsgesetzes zwar wichtige Schritte zum Schutz des deutschen Mehrwegsystems unternommen. Allerdings weisen die neuen Regelungen zu Getränkeverpackungen nach Einschätzung der „Mehrweg-Allianz“ erhebliche Fehler auf:
- Für eine selbstbestimmte Entscheidung am Verkaufsregal ist es notwendig, dass Verbraucher Mehrweg und Einweg eindeutig unterscheiden können. Deshalb hat die Bundesregierung im neuen Verpackungsgesetz eine Kennzeichnung am Verkaufsort in unmittelbarer Nähe zum Produkt festgelegt.
- Eine Kennzeichnung auf dem Produkt wäre im Vergleich zur Kennzeichnung am Regal nach Einschätzung der „Mehrweg-Allianz“ die deutlich wirksamere und auch effizientere Alternative gewesen.
- Zudem wird es Discountern wie Aldi und Lidl, die ausschließlich auf Einweg setzen, durch die neue gesetzliche Regelung ermöglicht, mit nur einem einzigen Hinweisschild einen ganzen Supermarkt zu kennzeichnen.
- Wohingegen der Getränke-Einzelhandel mit seinem großen, vielfältigen Mehrweg- und ergänzenden Einwegsortiment deutlich höhere Kosten für die Kennzeichnung in den Märkten verkraften muss. Dadurch wird eine verbraucherfreundliche Kennzeichnung von Getränkeverpackungen ausgehebelt und diejenigen finanziell zusätzlich belastet, die überwiegend Mehrweg anbieten.
Die Vorschriften zur Kennzeichnung benachteiligen in den Augen von Andreas Vogel vom Deutschen Getränke-Einzelhandelsverband den Fachhandel gegenüber den großen Discountern: „Aldi und Lidl müssen einen einzigen Hinweis anbringen, der Fachhandel aber in unmittelbarer Nähe jedes Produkts – warum nicht auf den Etiketten selbst? Aus Mehrweg-Förderung wird so das Gegenteil.“
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