Fake News in Sachen Klimaschutz

Falsche politische Weichenstellungen schaden der US-Wirtschaft, nicht der Klimaschutz

Unter dem Titel „Schadet der Klimaschutz wirklich der US-Wirtschaft?“ widerlegt Anke Brüggemann in KfW Research Volkswirtschaft Kompakt Nr. 132 die Behauptung der Trump-Regierung, Präsident Obamas Klimapolitik sei verantwortlich für den hohen Jobverlust in der  amerikanischen Kohleindustrie.

Die neue US-Regierung bezeichnet Klimaschutz als Belastung für die Wirtschaft. Zudem werden Umwelt- und Klimaauflagen der Vorgängerregierung für den Arbeitsplatzabbau in der amerikanischen Kohleindustrie verantwortlich gemacht.

Was ist dran an diesen Argumenten?

Klimaschutz und Wirtschaftswachstum sind keine Gegensätze. Zwischen 2008 und 2015 sind die CO2-Emissionen im US-Energiesektor um 9,5 % zurückgegangen, bei einem Wirtschaftswachstum von mehr als 10 % in den Vereinigten Staaten1. Damit ist den USA eine Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Treibhausgausausstoß gelungen – ein Beleg dafür, dass Klimaschutz die amerikanische Wirtschaftskraft nicht schwächt.

Schiefergasrevolution verantwortlich für Niedergang der Kohleindustrie

Der Anteil von Kohle an der Stromerzeugung in den USA sank von 45 % im Jahr 2010 auf 30 % im Jahr 2016. Verantwortlich für diesen starken Rückgang ist nicht die US-Klimapolitik der vergangenen Jahre, sondern im Wesentlichen die Marktreaktion auf die stark gesunkenen Erdgaspreise2. Seit die USA im großen Stil Erdgas aus Schiefergestein pressen (Fracking) wurde Erdgas zur wirtschaftlich attraktiven Alternative zu Kohle und hat selbige 2016 erstmals als primäre Energiequelle zur Stromerzeugung abgelöst. Der 2005 gestartete Frackingboom dürfte sich nach Ansicht vieler Experten künftig weiter forstsetzen3. Vor diesem Hintergrund ist es sehr unwahrscheinlich, dass durch Rücknahme von US-Klimaschutzgesetzgebung die Jobs in der Kohleindustrie in großem Umfang zurückkehren.

Bereits heute mehr Arbeitsplätze im Bereich der Klimaschutztechnologien als in der fossilen Energieindustrie

In den USA waren im Jahr 2016 im Bereich der Kohlenstoffarmen Energieerzeugertechnologien ca. 800.000 Personen beschäftigt, davon entfielen 374.000 auf die Solarindustrie und 102.000 auf die Windindustrie. Im Bereich der Energieeffizienztechnologien waren rund 2,2 Mio. Personen tätig. Zum Vergleich: 2016 arbeiteten ca. 1,1 Mio. Amerikaner in der fossilen Energieindustrie (Kohle, Gas, Öl), davon nur 160.000 in der Kohleindustrie4. Angesichts dieser Zahlen ist zu erwarten, dass eine einseitige Energiepolitik zu Gunsten der fossilen Energien auf Widerstände in Industrie und US-Bundesstaaten mit hohen Beschäftigungszahlen im Bereich der grünen Technologien stoßen dürfte.

Erneuerbare Energien werden zunehmend kostengünstiger

Der „America First Energy Plan“ der neuen US-Regierung sieht vor, die USA künftig von Energieimporten unabhängig zu machen (Nettoimportquote 2016: 12 %) und die Energiekosten zu senken.

Angestrebt wird dies ausdrücklich durch eine Nutzung der heimischen Erdöl-, Erdgas- und Kohlereserven. Die klimafreundliche heimische Ressource „Erneuerbare Energie“ wird in diesem Plan nicht erwähnt. Dabei hatten die Erneuerbaren Energien im Jahr 2016 bereits einen Anteil von 11 % am amerikanischen Primärenergieverbrauch sowie 15 % an der Stromproduktion5. Das Potenzial für den Ausbau der Erneuerbaren Energien in den USA ist enorm. Untersuchungen zeigen, dass heimische Erneuerbare Energien-Anlagen ein Vielfaches der Strommenge produzieren könnten, die derzeit in den USA verbraucht wird6. Stark sinkende Erzeugungskosten haben derweil die Wettbewerbsfähigkeit der Erneuerbaren Energien verbessert. In manchen Regionen der USA sind die Stromgestehungskosten für Windkraft und Solarenergie bereits geringer als bei neuen Kohlekraftwerken (ohne Förderung)7.

Fazit

Erneuerbare Energien werden eine zunehmend attraktive Option für eine kostengünstige Energieversorgung. Energieeffizienzmaßnahmen sind häufig ohnehin rentabel. Der geplante Kurswechsel schadet den USA im internationalen Wettbewerb und gefährdet Arbeitsplätze in zukunftsträchtigen Branchen.

1 Vgl. Obama, B. (2017), The irreversible momentum of clean energy, in: Science 10.1126/science. aam6284.
2 Vgl. Statista (2017), Der Energiemix der USA im Vgl. GTAI (2017), Branche kompakt: US-Markt für Solaranlagen macht kräftigen Wachstumssprung.
3 Vgl. GTAI (2017), Branche kompakt: US-Markt für Solaranlagen macht kräftigen Wachstumssprung.
4 U.S. Department of Energy (2017), U.S. Energy and Employment Report.
5 Vgl. GTAI (2017), a. a. O.
6 Vgl. Environment America Research & Policy Center, -Frontier Group (2016), We have the power: 100% renewable energy for a clean, thriving America.
7 Vgl. Obama, B. (2017), a. a. O.

->Quelle: KfWResearch – Volkswirtschaft Kompakt