dena empfiehlt Technologieoffenheit und Verbesserung der Rahmenbedingungen
Um die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung zu erreichen, müssen Klimaschutztechnologien wie die Umwandlung von erneuerbarem Strom zu Wasserstoff (Power to Gas) für eine integrierte Energiewende stärker genutzt werden. Dafür sind an mehreren Stellen Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen erforderlich, die einen fairen und technologieoffenen Wettbewerb ermöglichen. Das geht aus einer Roadmap hervor, deren Ergebnisse am 20.06.2017 auf der Jahreskonferenz der Strategieplattform Power to Gas der Deutschen Energie-Agentur (dena) vorgestellt wurden.
Einen konkreten Ansatz sieht die dena zum Beispiel darin, dass die Fuel Quality Directive der EU vollständig umgesetzt und im Bundesimmissionsschutzgesetz eine Unterquote für fortschrittliche Kraftstoffe verankert wird. Weitere wichtige Stellgrößen, um Power to Gas für das Energiesystem verfügbar zu machen, sind die Förderung der Nutzung von Wasserstoff und synthetischem Methan im neuen Gebäudeenergiegesetz sowie ein Anerkennen erneuerbarer Gase in der Industrie im Rahmen des Treibhausgas-Emissionshandelsgesetzes.
„Der Gesetzgeber ist in der nächsten Legislaturperiode gefragt, den Rechtsrahmen technologieoffen zu gestalten und diskriminierende oder unnötig einschränkende Regelungen gegenüber Power-to-Gas-Anlagen und deren Produkten zu beseitigen“, sagte Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung, am Tag vor der Konferenz. „Nachteile entstehen zum Beispiel dadurch, dass Strom in stärkerem Maße als andere Energieträger mit verschiedenen Abgaben und Umlagen belastet ist.“
CO2-Minderung mit Power to Gas dort, wo andere Technologien an Grenzen stoßen
Die Roadmap zeige Anwendungsbereiche und notwendige Schritte, damit Power to Gas dazu beitragen könne, das Energiesystem effizient und umweltverträglich umzubauen. Die Technologie biete vor allem dort Chancen, wo bestehende Lösungen an Grenzen stoßen, wie zum Beispiel bei Netzengpässen, so Kuhlmann.
Auch wenn Maßnahmen wie der Netzausbau wenig gesellschaftliche Akzeptanz fänden und nicht schnell genug voranschritten, könne die Technologie eine wichtige Rolle spielen. Das gelte auch für die derzeit stockende Wärmewende. Wenn sich beispielsweise die Sanierung von Gebäuden wegen hoher Anfangsinvestitionen verzögere oder Wärmepumpensysteme aus technischen Gründen nicht zum Einsatz kämen, könne Power to Gas fossiles Erdgas ersetzen.
Zusätzlich stelle die Roadmap dar, in welchen Bereichen Power to Gas die einzige Möglichkeit zur CO2-Minderung sei, weil keine Technologiealternativen bestünden. Dies treffe zum Beispiel auf den Schwerlast-, Schiffs- und Flugverkehr zu, für den Power to Gas strombasierte Kraftstoffe bereitstellen könne. Aufgrund der benötigten Reichweiten und des hohen Gewichts von Batterien sei die Elektromobilität hier keine geeignete Lösung.
Innovationspotenzial und Exportchancen für Deutschland sichern
Andreas Kuhlmann verwies auch auf das Innovationspotenzial und die Exportchancen, die die Power-to-Gas-Technologie für Deutschland mit sich bringen kann: „Die Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff und Methan aus erneuerbarem Strom konnte in Deutschland in den vergangenen Jahren vielversprechend weiterentwickelt werden. Sowohl Start-ups als auch größere, etablierte Unternehmen testen bereits neue Technologien und Verfahren und entwickeln innovative Geschäftsmodelle. Aber auch andere Länder wie Japan und die USA arbeiten daran. Damit wir die internationale Vorreiterrolle beibehalten und Wirtschaft und Forschung auch in Zukunft bereit sind zu investieren, sollte die Politik handeln.“
[note Die Systemlösung Power to Gas
Das Prinzip der Sektorkopplungstechnologie Power to Gas ist, Strom aus erneuerbaren Energien durch Elektrolyse in Wasserstoff, bzw. in weiteren Schritten in Methan oder flüssige Kraftstoffe umzuwandeln. Das erneuerbare Gas kann gespeichert, einfach transportiert und anschließend in verschiedenen Anwendungsbereichen genutzt werden. Aus erneuerbarem Strom werden so gasförmige oder flüssige erneuerbare Energieträger, die zur Reduzierung der CO2-Emissionen aller Sektoren beitragen. In Deutschland werden derzeit im internationalen Vergleich mit Abstand die meisten Power-to-Gas-Pilotprojekte durchgeführt: mehr als 30 Projekte sind im Bau oder bereits in Betrieb.]
Die dena hat die Roadmap gemeinsam mit Partnern der Strategieplattform Power to Gas entwickelt. Die Plattform setzt sich aus Fachakteuren der Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden zusammen. Ziel ist es, die technische Weiterentwicklung von Power to Gas zu unterstützen, Empfehlungen für geeignete Rahmenbedingungen abzuleiten und diese mit Entscheidungsträgern zu beraten.
Weitere Informationen zum Thema Power to Gas und eine Zusammenfassung der Roadmap Power to Gas stehen online zur Verfügung unter .