Soziale und ökologische Einbettung
Heute geht es laut Müller nicht mehr nur um die soziale, sondern auch um die ökologische Einbettung. Dazu müsse mit den gesellschaftlichen Kräften zusammengearbeitet werden. Der DGB wisse zum Beispiel ganz genau, dass die Mobilität im heutigen Zustand nicht mehr durchgehalten werden könne: Aber die IG Metall sei gar nicht ohne Autoindustrie denkbar. Stichwort Kohleausstieg: Der DGB kenne die Notwendigkeit, „denn am 31. März 1991 ist die 1,5-Grad-Grenze vom Bundestag beschlossen worden, das weiß der Bundestag aber heute nicht mehr. Die ökologische Debatte muss zur Diskussion über die Zukunft der Gesellschaft werden.“
„Entschuldigung! ein Scheißbegriff“
Zieschank fragte Christian Füller, ob das für ihn ein Thema sei, ob er das als Kommunikationsaufgabe sehe, ob es eine neue Herausforderung für die Medien gebe, sich des Themas Anthropozän anzunehmen. Der antwortete, Gesellschaft und Politik ließen sich nicht einfach einen Plan überwerfen, es handle sich um eine Auseinandersetzung von Interessengruppen. Transformation sei, „Entschuldigung! ein Scheißbegriff“ – man müsse ihn aufbrechen in kleine Geschichten, welche die Leser interessierten.
Job der Journalisten sei es, Themen aufzugreifen, die nicht genügend diskutiert würden. Alle sagten, die Zeitungen würden sterben, das stimme aber nicht. Das Narrativ sei überhaupt nicht tot. Der Freitag habe jede Woche eine lange Strecke mit 20.000, manchmal 30.000 Zeichen, da könne man etwas erzählen, Themen setzen, etwas erklären. Beispiel: Schwalben sterben aus, weil Insekten aussterben – ein Thema zum großen Begriff Biodiversität. Hamburg-Scheunenviertel sei eine fürchterliche Diskussion, „wir sagen, eigentlich ist es richtig, einen Twingo zu verbrennen, weil das ist ein super globalisiertes Auto, mit dessen Bau Menschen ausgebeutet werden, aber natürlich ist es eine Sauerei ihn zu verbrennen, denn da entstehen schlimme Rückstände“.
Werte, Ziele besser als Narrative
Stolper glaubt nicht, „dass wir über Narrative die Welt retten“. Werte, Ziele seien besser; wo seien die eigentlich? Er nannte zwei starke Motive:
- Zeit und Lebensqualität. Politik entwickle sich an Widersprüchen, Transformation sei keine Harmonieveranstaltung
- Gerechtigkeit – sie sei ein ganz zentraler Begriff, der erfahrbar gemacht werden müsse. Die Umweltverbände müssten „halt auch einmal etwas gegen die SUVs machen“. Handgreifliche Projekte seien nötig: Etwa die Entfernungspauschale streichen gegen Freifahrt mit dem ÖPNV.
Füller widersprach: Narrative seien im Journalismus gegenwärtig „wahnsinnig wichtig“ für die großen Beiträge, wenn sie die Leser erreichen wollten.
Folgt: Transformation soll nicht, wie Nachhaltigkeit, zu „leerem Plastikbegriff“ werden