Schwere Abgas-Vorwürfe gegen den „guten Stern“
Als Volkswagen entlarvt wurde, millionenfach beim Diesel betrogen zu haben (und mitverantwortlich für Tausende vorzeitiger Todesfälle zu sein), distanzierte sich Daimler scheinbar entrüstet. Doch jetzt holt die Schwaben die Affäre auf peinliche Art und Weise ein, wie Hans Leyendecker und Klaus Ott exklusiv in der Süddeutschen Zeitung schrieben: Fast ein ganzes Jahrzehnt lang soll Daimler bei mehr als einer Million Autos ebenfalls Schadstoffwerte gefälscht haben – das Kraftfahrt-Bun
Schwerer wiegend und umfassender als bisher bekannt seien die Vorwürfe gegen die Daimler AG, schreiben die beiden Autoren. Die schwäbische Nobelschmiede soll von 2008 bis 2016 in Europa und den USA Autos mit unzulässig hohem Schadstoffausstoß verkauft haben. Das gehe aus einem Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Stuttgart hervor, den Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR einsehen konnten. Der Beschluss war die Grundlage für eine Razzia am 23.05.2017 bei Daimler und anderen Firmen gewesen.[note SZ: „Razzia bei Daimler – Diesel-Affäre erreicht neue Dimension“ – Mehr als 200 Ermittler durchsuchten verschiedene Gebäude bei Daimler. Es ging dabei um den Verdacht des Betruges und der strafbaren Werbung im Zusammenhang mit der Manipulation von Diesel-Abgaswerten. Als der Diesel-Skandal bei Volkswagen aufgeflogen war, hatte sich Daimler noch deutlich distanziert….]
„Dobrindt: Vier Jahre Geisterfahrt“
Dem Beschluss zufolge sind die Abgasmessungen der in viele Fahrzeugserien eingebauten Motoren OM642 und OM651 massenhaft gefälscht worden. Verkehrsminister Dobrindt (Tagesspiegel: „Dobrindt-Bilanz – Vier Jahre Geisterfahrt“) – wie immer nachsichtig, hatte sich im vergangenen Jahr von Daimler mit der zugesagten Nachrüstung von 247.000 Daimler-Autos zufrieden gegeben.
Kaum Wunder nimmt, dass Daimler die Vorwürfe mit dem üblichen Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht kommentieren wollte. Ein Sprecher teilte lediglich mit, Daimler werde weiterhin „vollumfänglich mit den Behörden kooperieren“. Insgesamt seien bei rund 50.000 Fahrzeugen der V-Klasse „freiwillige Servicemaßnahmen“ durchgeführt und außerdem ein Software-Update auf Fahrzeuge der Kompaktklassen aufgespielt worden. Auch die Staatsanwaltschaft äußerte sich nicht zu Details.
Jetzt droht Daimler der Worst Case: Die Stilllegungsverfügung für Autos und Kleintransporter mit den manipulierten Motoren OM 642 und OM 651. Außerdem ermittelt „die Staatsanwaltschaft gegen zwei Daimler-Beschäftigte wegen des Verdachts, Autokunden seien mit verbotener Werbung in die Irre geführt und betrogen worden. Es sei davon auszugehen, dass weitere Mitarbeiter des Konzerns an den mutmaßlichen Taten mitgewirkt hätten“- so die SZ. „Die Gefahr einer Stilllegungsverfügung sehen wir nicht“, sagte ein Daimler-Sprecher trotzig. Vielleicht glaubt er immer noch, sich auf seinen Minister verlassen zu können…
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