DER SPIEGEL: Volkswagen, Porsche, Audi, Daimler und BMW unter Kartellverdacht – EU erhöht Druck
Wie DER SPIEGEL meldet, haben sich VW, Audi, Porsche, BMW und Daimler 20 Jahre lang in geheimen Arbeitskreisen abgesprochen – „und so die Basis für den Dieselskandal gelegt“, so das Nachrichtenmagazin. Jedenfalls gerät die gesamte deutsche Automobilindustrie unter Kartellverdacht, und – so zahlreiche Medienkommentare – ruiniert ihren ohnehin bereits angeschlagenen Ruf damit endgültig.
Die Autoschmiede haben sich einer dem SPIEGEL bekannt gewordenen Selbstanzeige des Volkswagenkonzerns beim Bundeskartellamt „seit den Neunzigerjahren in geheimen Arbeitskreisen über die Technik, Kosten, Zulieferer und sogar über die Abgasreinigung ihrer Dieselfahrzeuge abgesprochen“. Urteil der SPIEGEL-Redakteure Frank Dohmen und Dietmar Hawranek: „Es könnte einer der größten Kartellfälle der deutschen Wirtschaftsgeschichte werden.“
Beteiligt gewesen seien mehr als 200 Mitarbeiter der großen deutschen Autobauer Volkswagen, Audi, Porsche, BMW und Daimler. In mehr als 60 Arbeitskreisen hätten sie sich abgestimmt und unter anderem auch über die aus ihrer Sicht geeignete Technik zur Abgasreinigung ihrer Dieselfahrzeuge abgestimmt. Damit hätten sie die Basis für den Dieselskandal gelegt.
EURACTIV: EU erhöht Druck und fordert verpflichtende Rückrufaktion
Laut EURACTIV hat EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska in einem Brandbrief an die Verkehrsminister der 28 EU-Staaten die Stilllegung der betroffenen Autos gefordert, wenn sie bis Jahresende nicht umgerüstet sind. Die VW-Tochter Audi hat am Freitag angekündigt, man werde bis zu 850.000 Dieselfahrzeuge mit einer neuen Software ausstatten, um den gesundheitsgefährdenden Stickoxid-Ausstoß zu senken.
„Ich erwarte von Volkswagen eine Rückrufquote von 100 Prozent“, schrieb Bienkowska laut „Wirtschaftswoche“ und „Süddeutscher Zeitung“ in ihrem Brief. Die EU-Kommissarin forderte darin die Verkehrsminister auf, verpflichtende Rückrufaktionen von Volkswagen anzuordnen. Autos, die die EU-Normen nicht erfüllten, müssten 2018 „aus dem Verkehr gezogen werden“.
Die EU-Kommissarin kritisierte in ihrem Schreiben den Wolfsburger Autobauer auch direkt. Sie habe VW-Chef Matthias Müller am 19. Juni geschrieben mit der Bitte, ihr „detaillierte Daten über den aktuellen Stand der Rückrufaktion zukommen zu lassen“, heißt es in dem Schreiben an die EU-Minister. „Bisher habe ich keine Antwort von Volkswagen bekommen.“
Erst kürzlich hatte Bienkowska den deutschen Aufsichtsbehörden im Zusammenhang mit Manipulationsvorwürfen gegen den Autokonzern Daimler Versagen vorgeworfen. Es sei „Besorgnis erregend“, dass die jüngsten Anschuldigungen nicht durch die nationalen Aufsichtsbehörden aufgedeckt worden seien, hatte sie am Mittwoch auf AFP-Nachfrage erklärt. Ähnlich äußerte sie sich den Medienberichten zufolge nun auch zu neuen Verdachtsfällen bei Audi und Porsche: „Es scheint, dass wir beim Emissionsskandal den Boden noch nicht erreicht haben.“
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