Atom-Aus in Frankreich?

Energiewende auf Französisch

„Bisher galt Frankreich als Musterland der Atomenergie. Aber die 58 Kernkraftwerke weiter zu betreiben, würde mehr als 100 Milliarden Euro kosten. Der von Macron geplante Ausstieg wäre deutlich billiger“, schrieb Gesche Wüpper am 22.07.2017 in der Welt unter der Titelfrage „Kann sich Frankreich seine Atomkraftwerke nicht mehr leisten?“

Die französische Atomindustrie stehe „vor einer ungewissen Zukunft“. Denn Frankreich wolle seine Energiewende verwirklichen. Umweltminister Nicolas Hulot habe kürzlich erklärt, Frankreich denke darüber nach, um die Ziele des 2015 verabschiedeten Energiewendegesetzes einhalten zu können,  bis zu 17 der insgesamt 58 Atommeiler vom Netz zu nehmen. Um aber den Anteil der Atomenergie an der Stromerzeugung bis 2025 – wie von dem Gesetz vorgesehen – von derzeit 75 auf 50 Prozent zu senken, sei jedoch die Schließung von 25 Reaktoren notwendig.

Präsident Emmanuel Macron habe im Wahlkampf ebenfalls die Senkung auf 50 Prozent versprochen. Doch er verfolge dabei einen pragmatischen Ansatz: Das Datum sei eher flexibel. Da jedoch seit der Verabschiedung des Energiewendegesetzes noch nichts passiert ist, wachsen Zweifel, ob Frankreich wirklich 17 Reaktoren abschalten wird. Zumal die Atomlobby dies mit allen Mitteln – vor allem dem Hinweis, dass das 10.000 Arbeitsplätze gefährde – zu verhindern versuchen wird.

Doch Atomstrom wird zu teuer: Ursprünglich hätte der Druckwasserreaktor in Flamanville bereits 2012 in Betrieb gehen sollen, doch die Bauzeit habe sich verzögert, sodass die Kosten von drei auf 10,5 Milliarden Euro gestiegen seien. (Das Gleiche gilt für praktisch alle im Bau befindlichen Atomkraftwerke weltweit. ob Hinkley Point B in Großbritannien oder Olkiluoto in Finnland. Angesichts der explodierenden Kosten ist Atomstrom nur noch mit astronomischen staatlichen Subventionen aus Steuergeld verkäuflich.)

[note „Harmlose Atomkraft“: Das AKW Cruas an der Rhone mit verniedlichendem Bild eines spielenden Kindes. Neun Bergsteiger pinselten 1991 in 8.000 Arbeitsstunden mit 4.000 Liter Farbe das 155 m hohe und 12.500 m² umfassende Wandbild in rund drei Monaten nach einem Entwurf des französischen Malers Jean-Marie Pierret an einen der Kühltürme. Das am 16.12.1991 eingeweihte Bild mit dem Titel „Aquarius“ zeigt ein aus einer Muschel Wasser auf eine Glaspyramide gießendes Kind und soll die Bedeutung von Luft und Wasser symbolisieren. Ironischer Kommentar des französischen Figaro: „Eine schöne Arbeit für das Image von EdF.“ (Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify)]

Fazit der Autorin: „EDF schätzt die Kosten zur Renovierung der 58 Reaktoren in Frankreich auf 48 bis 50 Milliarden Euro, während der französische Rechnungshof von gut 100 Milliarden Euro ausgeht. Schließung und Rückbau wären mit erwarteten Kosten von acht Milliarden Euro deutlich günstiger. Doch dafür müsste Frankreich massiv in den Ausbau erneuerbarer Energien setzen. Gerade bei Windkraft und Solarenergie besteht deutlicher Nachholbedarf.“

->Quelle und vollständiger Artikel: welt.de/Kann-sich-Frankreich-seine-Atomkraftwerke-nicht-mehr-leisten