ZSW und BDEW: Wind-Onshore (39 Mrd. kWh), Biomasse (23 Mrd. kWh) und PV (22 Mrd. kWh) Haupterzeugungsarten
Im ersten Halbjahr 2017 lag der Anteil von Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen an der Deckung des Strombedarfs in Deutschland erstmals bei 35 Prozent. Dies haben einer gemeinsamen Medienmitteilung des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zufolge vorläufige Berechnungen ergeben. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum legte der EE-Anteil um zwei Prozentpunkte zu.
Mit 39,4 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) war Wind-Onshore erneut größter Erzeuger von Ökostrom (1. Halbjahr 2016: 34,7 Mrd. kWh, Zuwachs: 13,6 Prozent). Die höchste Zuwachsrate erzielte mit 47,5 Prozent auf 8,8 Mrd. kWh erneut Windkraft-Offshore (1. Halbjahr 2016: 5,9 Mrd. kWh). Der Beitrag der Biomasse erhöhte sich um 2,2 Prozent von 22,7 Mrd. kWh auf 23,2 Mrd. kWh. Photovoltaik legte um 13,5 Prozent auf 21,9 Mrd. kWh zu (1. Halbjahr 2016: 19,3 Mrd. kWh).
BDEW-Kapferer will nicht auf fossile Kraftwerke verzichten: „Als Backup“
„Der gestiegene Beitrag der erneuerbaren Energien ist erfreulich. Leider hält der notwendige Netzausbau nicht annähernd Schritt mit dem Zuwachs an regenerativen Anlagen, weil durch politische Diskussionen viel Zeit verloren ging. Um die immensen Kosten für die Stabilisierung der Netze zu senken, müssen Netzausbau und Erneuerbaren-Ausbau deutlich stärker miteinander verzahnt werden. Auch in Zukunft werden wir zudem auf konventionelle Kraftwerke als Backup für die Versorgungssicherheit nicht verzichten können“, sagte Stefan Kapferer, Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung des BDEW heute in Berlin.
ZSW-Staiß: „Energieeffizienz nicht außer Acht lassen“
Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW, ergänzte: „Trotz der guten Nachrichten aus dem Strombereich gilt es weiterhin, die Energieversorgung als Ganzes in zuverlässiger, bezahlbarer und umweltverträglicher Art und Weise zu entwickeln und die Energiewende auf politischer und gesellschaftlicher Ebene voranzubringen. Dabei darf die Energieeffizienz als zentrale Säule nicht außer Acht gelassen werden. Denn die Rechnung ist denkbar einfach: nicht benötigte Energie muss nicht erst erzeugt werden.“
Die Entwicklung der Stromerzeugung aus weiteren erneuerbaren Energiequellen im Überblick: Rückgang bei der Wasserkraft um 18 Prozent auf 9,4 Mrd. kWh (11,5 Mrd. kWh), Anstieg bei den Siedlungsabfällen (biogener Anteil 50 Prozent) um 7 Prozent auf 3,0 Mrd. kWh (2,9 Mrd. kWh), Rückgang bei der Geothermie um 7 Prozent auf 0,078 Mrd. kWh (0,084 Mrd. kWh).
Die FAZ, noch nie Vorreiter der Erneuerbaren oder der Energiewende, findet das Haar in der Suppe („es gibt auch eine schlechte Botschaft“) und hebt Kapferers Netzausbau-Defizit besonders hervor: „Die Energiebranche betrachtet den Zuwachs mir einem lachenden und einem weinenden Auge.“ Und sie zitiert den BDEW-Chef, der notwendige Netzausbau halte „nicht annähernd Schritt mit dem Zuwachs an regenerativen Anlagen“. Unter „konventionelle Kraftwerke“ versteht Kapferer laut FAZ „Kohle-, vor allem aber Gaskraftwerke“. Aktuell hätten diese mehr als die Hälfte der Stromversorgung sichergestellt. Der Anteil der aus Klimaschutzgründen vorteilhafteren Erzeugung aus Gas habe sei zuletzt wieder gestiegen, wohingegen der Anteil der Atomkraft an der deutschen Stromversorgung planmäßig weiter zurückgehe.
[Solarify meint: Nach Überzeugung von Experten, die mehr von der Netzproblematik verstehen als Solarify, bräuchte es den gigantomanen Ausbau der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen nicht, wenn der dezentrale Ausbau der Erneuerbaren konsequenterweise vorangetrieben (anstelle ihn zu deckeln) – und wenn die Kohle konsequenterweise schneller zurückgefahren würde. Siehe: „Harte Kritik am Netzausbau“ (solarify.eu/harte-kritik-am-netzausbau).]
->Quellen: