CO2-Preise bieten auch jenseits der Klimapolitik erhebliche Vorteile
Es steht außer Frage, dass die Ziele des Pariser Klimaabkommens mit den bisher vorgelegten freiwilligen Beiträgen nicht erreicht werden können. Hierzu bedarf es internationaler Kooperation. Dies wird jedoch scheitern, wenn die Nationalstaaten ambitionierte Klimapolitik vor allem als Bedrohung für ihre wirtschaftliche Entwicklung wahrnehmen. Daher wollen wir hier den Spielraum ausloten, die SDGs auf nationaler Ebene durch eine Bepreisung von CO2 zu finanzieren. Dabei gehen wir davon aus, dass CO2-Preise entweder als Steuern oder durch einen Emissionshandel eingeführt werden können. Es ist möglich, beide Systeme so auszugestalten, dass sie ähnlich wirken. Wir wollen zeigen, dass CO2-Preise für die Nationalstaaten auch jenseits der Klimapolitik erhebliche Vorteile bieten. Durch diese Analyse wäre das Schaffen der Grundlage dafür möglich, dass Nationalstaaten bereit sind, die CO2-Preise schrittweise anzuheben. Langfristig müssten diese nationalen CO2-Preise konvergieren, um den Transformationsprozess zu ermöglichen, den das Abkommen von Paris als Ziel formuliert. Das Potenzial der nationalen Klimapolitik wird vor diesem Hintergrund diskutiert. Wir gehen zunächst von einem CO2-Preis aus, der das Erreichen des Zwei-Grad-Ziels noch mit hoher Wahrscheinlichkeit ermöglichen würde. Dabei stützen wir uns auf Szenarien, die diese Transformationspfade ausgelotet haben.
Da diese Szenarien große Unsicherheiten aufweisen, zum Beispiel über die verfügbaren Vermeidungstechnologien, wird es darauf ankommen, dass bei der Einführung die CO2-Preise angepasst werden, wenn neue Erkenntnisse zum Beispiel über innovative Technologien zur Verfügung stehen. Zusätzlich werden wir den Abbau von Subventionen auf fossile Brennstoffe als Finanzierungsinstrument analysieren.
Unsere Berechnungen zeigen, dass CO2-Bepreisung für viele Länder ein geeignetes Mittel sein kann, um SDGs zumindest teilweise zu finanzieren. Dies trifft insbesondere für Süd- und Südostasien zu. In Indien liegt dieser Anteil beispielsweise bei fast 70 Prozent. In Subsahara-Afrika hingegen steht ein höherer Finanzierungsbedarf einem niedrigeren Einnahmenpotenzial durch den optimalen CO2-Preis gegenüber. Dennoch zeigen unsere Daten, dass es hier mehrere Länder gibt, in denen ein CO2-Preis zwischen zehn und 20 Prozent der gesamten SDG-Agenda finanzieren kann. In Ländern, in denen relativ hohe Subventionen auf fossile Brennstoffe bestehen, stellt deren Abbau ein vielversprechendes Instrument dar, das sowohl dem Klimaschutz als auch der Finanzierung von nachhaltiger Entwicklung dienen könnte.
Im nächsten Abschnitt zeigen wir, wie wir den Finanzierungsbedarf der SDGs abschätzen. Danach diskutieren wir das Einnahmenpotenzial eines optimalen CO2-Preises und des Abbaus fossiler Subventionen. Schließlich präsentieren wir als Hauptergebnis unserer Studie die Übersicht des Vergleichs zwischen Finanzierungsbedarf und Einnahmenpotenzial auf nationaler Ebene. Zum Schluss erfolgt eine kritische Betrachtung unserer Ergebnisse.