Ermittlung des Finanzierungsbedarfs der SDGs
Zur Berechnung des Finanzierungsbedarfs nutzen wir bereits existierende Studien und konsolidieren die 17 SDGs zu acht SDG-Investitionsbereichen. Für 70 Länder liegen Primärdaten zu allen acht Investitionsbereichen vor. Für diese Länder lassen sich nun die Pro-Kopf-Kosten der gesamten SDG-Agenda berechnen, wie in Abbildung 1 dargestellt. Sie zeigt deutlich, dass vor allem die Länder Subsahara-Afrikas relativ hohe Pro-Kopf-Kosten aufweisen, während der Finanzierungsbedarf in den meisten asiatischen Ländern relativ gering ist. In Abbildung 4 charakterisieren wir mithilfe der Ergebnisse einer statistischen Analyse, wie in diesen Ländern der gesamte Finanzierungsbedarf aus den Kosten der einzelnen Investitionsbereiche zusammengesetzt ist.
Potenzielle Einnahmen aus CO2-Preis und Abbau von Subventionen auf fossile Rohstoffe
Wir vergleichen die potenziellen Staatseinnahmen, die einzelne Länder durch ausgewählte Instrumente der Klimapolitik im Zeitraum von 2016 bis 2030 generieren könnten. Die hier betrachteten Instrumente sind ein CO2-Preis, der mit dem Zwei-Grad-Ziel vereinbar ist, als Referenzpunkt und – als alternative Politikoption – der vollständige Abbau von Subventionen auf fossile Brennstoffe. Subventionen verstehen sich hier als Unterschied zwischen einem Referenz- oder Marktpreis und dem tatsächlichen Konsumentenpreis. Zusätzliche Kosten für schädliche Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit werden dabei nicht berücksichtigt.
Zur Berechnung des Potenzials, Staatseinnahmen mit einem CO2-Preis zu generieren, nutzen wir die Daten der institutionenübergreifenden Modellvergleichsübung EMF 27. Wir verwenden als Berechnungsgrundlage die Ergebnisdaten desjenigen Integrated-Assessment-Modells, das den Median darstellt. Konkret bedeutet dies als Referenzpunkt einen CO2-Preis, der 40 US-Dollar/Tonne CO2 im Jahr 2020 beträgt und auf 175 US-Dollar/Tonne CO2 im Jahr 2030 steigt. Die Unsicherheit bei diesem Preis ist jedoch relativ hoch. Die Spanne der Preise der sieben Integrated-Assessment-Modelle aus dem Modellvergleich EMF 27 im Jahr 2020 reicht von etwa 20 US-Dollar/Tonne CO2 bis zu etwa 120 US-Dollar/Tonne CO2. Die Differenz stammt von den unterschiedlichen Annahmen zur Verfügbarkeit der verschiedenen Vermeidungstechnologien. Die Staatseinnahmen berechnen sich dann als das Produkt von Preis und Menge von CO2-Emissionen. Für die vorliegende Studie gehen wir davon aus, dass der CO2-Preis von nationalen Regierungen unilateral implementiert wird. Dies könnte zum Beispiel in Form einer CO2-Steuer, eines Emissionszertifikatehandels oder auch durch hybride Instrumente geschehen.
Die Größenordnung der potenziellen Einnahmen aus dem optimalen CO2-Preis liegt in etwa bei neun Prozent eines nationalen öffentlichen Haushalts (Median aller Länder, für die Daten verfügbar sind). Bei der Berechnung dieser Größenordnung nehmen wir an, dass das aktuelle Steueraufkommen, gemessen als Anteil an der Wirtschaftsleistung eines Staates, bis 2030 konstant bleibt und dass die Wirtschaft entsprechend der Projektion aus der Modellvergleichsübung EMF 27 wächst.
Die möglichen Einnahmen, die eine nationale Regierung durch die Streichung von Subventionen für fossile Rohstoffe erzielen könnte, liegen im Schnitt deutlich unter den Einnahmen aus einem optimalen CO2-Preis. Wir berechnen sie mithilfe der Daten des Internationalen Währungsfonds und der Internationalen Energieagentur. Dabei folgen wir dem konzeptionellen Ansatz von Jakob et al. bei der Berechnung und vergleichen dazu ein business as usual-Szenario (BAU) mit einem solchen, in dem alle Subventionen eliminiert werden. Für das BAU-Szenario nehmen Jakob und Kollegen eine konservative Schätzung vor und gehen davon aus, dass der absolute Betrag der Subventionen, den die Regierungen derzeit aufwenden, bis 2030 konstant bleibt.