„Schnell zurück zum Gigawatt“
Frank Asbeck schaut – wie immer – zuversichtlich in die Zukunft. Es scheint – zunächst – als habe sich der „Sonnenkönig“ wieder einmal am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen: Nach wochenlangen Verhandlungen hat SolarWorld einen neuen Eigentümer: Asbeck – und eine neu gegründete SolarWorld Industries GmbH. Die Gläubiger des insolventen SolarWorld-Konzerns hatten bereits am 11.08.2016 dem Verkauf der beiden deutschen Werke in Freiberg und Arnstadt zugestimmt.
Am 16.08.2017 hatte der Insolvenzverwalter der SolarWorld-Gesellschaften, der Bonner Rechtsanwalt Horst Piepenburg, den Betrieb der Anlagen an den Produktionsstandorten Arnstadt und Freiberg offiziell an die SolarWorld Industries GmbH übergeben. „SolarWorld will schnell zurück zum Gigawatt“, titelte Sandra Enkhardt in pv magazine – Asbeck will nach dem Neustart seine Produktion möglichst schnell wieder hochfahren: „Wir wollen in relativ kurzer Zeit auf ein Gigawatt kommen“, sagte Geschäftsführer Frank Asbeck in Berlin zur geplanten Jahreskapazität: „Das ist dann unsere alte Produktionskraft, die wir in Europa vor der Insolvenz hatten.“ Am Anfang sollen es 400 MW sein.
Dabei hilft ihm weiter das Staatsunternehmen Qatar Solar (QSTec) aus dem Emirat Katar. In dem neu gegründeten Unternehmen ist die Übernahme von 183 der ehemals 700 Mitarbeiter im thüringischen Arnstadt geplant. Am sächsischen Standort Freiberg sollen von den derzeit 1.000 Angestellten 283 ihre Jobs behalten. Für alle anderen Beschäftigten ohne Aussicht auf Übernahme wird eine Transfergesellschaft gegründet, die bis Februar 2018 Mitarbeiter qualifizieren und in neue Jobs vermitteln soll. Asbeck stellte in Aussicht, einige von ihnen bald in die neue SolarWorld zurückzuholen. SolarWorld wurde von einer Aktiengesellschaft in eine GmbH umgewandelt. Wie Asbeck sagte, hält er selbst 51 Prozent der GmbH-Anteile, die QSTec die anderen 49. Dessen Vorstandschef Khalid Al Hajri sagte, man halte am deutschen Partner trotz der Pleite fest, weil man von der Qualität der Solarmodule überzeugt sei.
„Ausreichend mit Kapital ausgestattet“
Asbeck und Al Hajri verwiesen auf den technologischen Vorsprung der Module aus deutscher Produktion. Beide machten keine konkreten Angaben zum Vermögen der SolarWorld Industries GmbH. Die Gesellschaft sei mit „ausreichend Kapital ausgestattet“, sagte Asbeck lediglich. Immerhin habe man bereits einen mittleren einstelligen Millionenbetrag für die neue Transfergesellschaft bereitgestellt. In diese waren am Tag zuvor nach Mitteilung Piepenburgs 1101 Mitarbeiter an den Standorten Arnstadt und Freiberg gewechselt; 294 Beschäftigte des sächsischen Standorts und 181 aus Thüringen seien in die SolarWorld Industries gewechselt. Dazu beschäftigt die neue Gesellschaft noch 40 Mitarbeiter in Bonn.
„Die neue SolarWorld Industries wird sich ausschließlich auf die Herstellung von Premiumprodukten auf der Basis monokristalliner PERC-Solarzellen konzentrieren, wie Glas-Glas-Module mit beidseitiger Energiegewinnung“, so eine Medienmitteilung der neuen SolarWorld. Nach wie vor textet man selbstbewusst: „SolarWorld Quality bedeutet für die Kunden eine herausragende Langlebigkeit der Solarmodule, höchste Wirkungsgrade und damit geringere Kosten pro solar erzeugter Kilowattstunde Strom. Zudem bietet SolarWorld Industries neben der üblichen Gewährleistung für Neuprodukte besondere Kulanz gegenüber Altkunden der SolarWorld-Fachpartner“. Asbeck: „Ich freue mich, dass es nach zähen Verhandlungen gelungen ist, wieder eine Zukunft für die SolarWorld-Fertigungen zu entwickeln. Mit dem Neustart stellen wir sicher, dass in Deutschland weiterhin Solarprodukte auf höchstem Niveau entwickelt und produziert werden. SolarWorld bleibt damit Kristallisationspunkt der europäischen Solarindustrie. Unsere Forschungsabteilung wollen wir zudem stärker für Branchenpartner öffnen, um gemeinsam die Solartechnologie voranzubringen.“ Für den Erhalt der Produktionsstandorte und der Marke SolarWorld habe man in den vergangenen Wochen sehr viel Zuspruch bekommen, aus der Branche von Forschern, Zulieferern und europäischen Mitbewerbern, vor allem aber von unseren Kunden. „So können wir bereits heute für die neue Gesellschaft einen Neuauftrag über 25 MW abschließen“, so Asbeck.