Kann fossiler Kraftstoff klimafreundlich sein?

Nur langsamer Aufwärtstrend beim LPG

Wer genauer auf die Erfolgszahlen des Flüssiggasverbandes und auf frühere Medienberichte schaut, erkennt einen nur langsamen Aufwärtstrend beim LPG – mit vielen Wellenbewegungen auf und ab. So hieß es beispielsweise bereits 2008, das „Geschäft mit Autogas boomt“, wie die Frankfurter Rundschau damals einen Erfolgsbericht überschrieb. Auch damals waren schon 200.000 Autos mit LPG-Tanks auf den Straßen. Das inzwischen erfolgte Wachstum des fahrenden Bestands auf deutlich mehr als das Doppelte ist allerdings nicht ganz so beeindruckend, wenn der Blick auf den dafür zurückgelegten Zeitraum von seither schon zehn Jahren fällt. Zudem hatte der in der Branche als Experte weithin anerkannte Hochschullehrer für Autowissenschaften, Ferdinand Dudenhöffer, damals für 2015 einen Bestand von zwei Millionen Autos erwartet. Gemessen an solchen Erwartungen stockt die Autogas-Wirtschaft längst. Auch der Mineralölkonzern Shell kann sich nun eine annähernd hohe Zahl zugelassener LPG-Autos in Zukunft vorstellen. Auf ähnlichem Niveau wie Dudenhöffer taxiert der die Marke von 1,7 Millionen LPG-Autos als realistisch – allerdings erst im Jahr 2040.

Ein Manko für die weitere Entwicklung könnte sein, dass LPG bisher weitgehend steuerbefreit war. Aber ab 2018 bis 2022 soll nun die Steuererleichterung um 15 Cent pro Liter fallen. Der alternative Verkehrsverband VCD bewertet den Treibstoff sogar als empfehlenswert. Ganz anders die VCD-Einschätzung aus Verbraucher-, Umwelt- und Klimaschützersicht für die Agrokraftstoffe Biodiesel, Pflanzenöl und Bioethanol, die der VCD allesamt für nicht empfehlenswert hält. Dagegen wertet der politisch grün gefärbte Verkehrsverbund das Biomethan – durch CO2-Waschung aus Biogas gewonnenes Erdgas – als „sehr empfehlenswert“ und damit noch besser als das fossile Autogas. Schon bei einem 20-Prozent-Anteil in einem Gemisch mit Erdgas führt Biomethan im Tank dazu, dass das Auto 40 Prozent weniger CO2 emittiert, als ein Benzin-Auto. Als reines Biomethan eingefüllt lässt sich der Stoff sogar zu 100 Prozent klimaneutral nutzen, heißt es, so lange das Biogas aus Gülle oder Kompostabfällen stammt. Allerdings existieren nur ein paar Hundert Tankstellen dafür deutschlandweit. 2016 versorgte der Kraftstoff Biomethan den Verkehr gerade Mal mit 0,4 Terawattstunden (TWh) Antriebskraft, wie das Bundesumweltamt meldet.

Ähnlich weit hinterher ist Deutschland bei Wasserstoff-Tankgelegenheiten. Der für sogenannten Brennstoffzellen-Autos getankte Wasserstoff lässt sich aus Ökostrom-Anlagen gewinnen, wenn etwa Wind- oder Solarstrom reichlich dank gutem Wetter erzeugt wird – aber nicht mehr in die bereits überfüllten Stromleitungen passt. Der bei dieser so genannten Sektorkopplung gewonnene Wasserstoff ist damit auch in seiner Bilanz sogar emissionsfrei. Nur gibt es hierfür gerade mal wenige Dutzend Tankmöglichkeiten bundesweit. Ausländische Autohersteller wie Toyota oder Hyundai bieten Brennstoffzellenautos schon an. In Deutschland hingegen haben Hersteller wie Daimler und BMW oder VW ihre Entwicklungen mehrmals verschoben oder umgekrempelt. Kleinserien sind möglicherweise wie bei BMW erst ab 2020 geplant.

Bei den Elektroautos, die Ökostrom tanken können, ist Deutschland bei gerade einmal 34.000 Wagen angekommen, die der Bundesstatistikdienst Statista für den Stichtag 01.01.2017 meldete. Die von der Bundesregierung versprochene Ausweitung des Bestands auf eine Million E-Autos schon bis 2020 ist bereits wohl unerreichbar. (Tilman Weber)

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