Autobosse wollen angeblich VDA-Präsidenten stürzen
„Die Revolution frisst ihre Kinder“ – dem Klassiker der französischen Revolution folgend fordert der Dieselskandal sein erstes Opfer: ausgerechnet den VDA-Präsidenten. Nach mehr als zehn Jahren an der Spitze des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) steht Matthias Wissmann offenbar vor der Ablösung, wie das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) „aus Industriekreisen“ erfahren haben will. Der Ex-Minister hatte sich zu empört gezeigt. Das soll ihm angeblich vor allem Daimler-Chef Zetsche übelgenommen haben. Die Stuttgarter Zeitung zweifelt daran.
Der ziehe jedenfalls die Fäden und koordiniere die Suche nach einem Nachfolger. Demnach soll der Wechsel nach der Bundestagswahl erfolgen. Dann und nach der Internationaler Automobilausstellung in Frankfurt (16. bis 24. September) wollen die Chefs der drei großen deutschen Autoschmieden Daimler, BMW und VW nach Informationen des RND die Debatte um Verbrennungsmotoren und mögliche Fahrverbote in ihrem Sinne bestreiten, indem sie die VDA-Spitze neu aufstellen, so das RND.
Wissmann steht seit Juni 2007 an der VDA-Spitze. Infolge Dieseldate sei es zu internen und teils auch öffentlichen Unstimmigkeiten zwischen Deutschlands mächtigstem Lobby-Verband und nicht zuletzt auch Daimler-Boss Zetsche gekommen. So habe Wissmanns Verband noch während der laufenden Verhandlungen zwischen Wirtschaft und Politik beim ersten Nationalen Forum Diesel eine intern abgestimmte Presseerklärung veröffentlicht – sehr zum Unwillen der Autoindustrie. Im Zusammenhang mit der Debatte um Kartellvorwürfe habe der oberste Autolobbyist – in Unkenntnis der kriminellen Machenschaften der Abgasverschwörung – einen Kulturwandel in der Branche sowie „Null-Fehler-Toleranz“ gefordert. Zetsche hatte sich „überrascht über diese Stellungnahme“ gezeigt.
[note Die Stuttgarter Zeitung bezweifelt die Gerüchte: Für einen Perfektionisten wie Matthias Wissmann zähle es zu den schwierigsten Momenten, wenn sich die Dinge nicht so entwickeln, wie es der 68jährige Lobbyist und Ex-Politiker geplant und vorgesehen habe. „Dass es nicht rund läuft, weiß der Präsident des Verbands der Automobilindustrie. Wenn nun auch noch über seine vorzeitige Ablösung spekuliert wird, muss das Wissmann besonders schmerzen. Eitelkeit ist ihm nicht fremd. Penibel verfolgt er, welche Schlagzeilen über ihn gemacht werden. Die tiefe Vertrauenskrise der Automobilindustrie hinterlässt auch beim obersten Repräsentanten der Autoindustrie Spuren. Doch damit weiß Wissmann mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung umzugehen. Den Gerüchten zum Trotz muss er nicht befürchten, in schwierigen Zeiten vom Hof gejagt zu werden. Kaum ein anderer VDA-Präsident hat so viel für die Autobauer und Zulieferer in Deutschland erreicht. Das wissen auch die Konzernchefs, weshalb ein baldiger Rausschmiss wenig plausibel erscheint. Daimler und BMW erklärten jedenfalls umgehend, dass eine Abberufung Wissmanns kein Thema sei. ‚Da ist nichts dran‘, hieß es auch beim VDA. Dennoch beschäftigen sich die VDA-Mitgliedsunternehmen mit der Frage, wer das angekratzte Bild der Automobilindustrie auf mittlere Sicht aufpolieren soll. „]
Je lauter die Dementis, desto höher die Wahrscheinlichkeit
Die Dementis klangen allerdings zunächst so überlaut, dass sie eher bestätigend wirkten: „Das ist völlig abwegig“, sagte etwa eine VDA-Sprecherin. Von „Personalspekulationen“ sprach Daimler-Sprecher Jörg Howe und ergänzte: „Von einer Ablösung Matthias Wissmanns kann keine Rede sein.“
Karussell bei Audi
Bei Audi dreht sich aufgrund des Dieselskandals das Personalkarussell – der große Vorstandsumbau beginnt, Audi-Chef Rupert Stadler (Foto li.) darf zwar (vorerst) bleiben. Aber Produktionschef Hubert Waltl muss gehen und wird durch Peter Kössler ersetzt. Vertriebsvorstand Bram Schot, bisher Chef der VW-Nutzfahrzeugsparte folgt auf Dietmar Voggenreiter. Personalchef wird Wendelin Göbel, der Thomas Sigi ablöst und Finanzvorstand Axel Strotbek wird durch den VW-Manager Alexander Seitz ersetzt. (Hauptstadt-Insider von Wiese-Consult)
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