CO2-Zertifikate zu billig

ETS „behindert“ EU-Klimapolitik

Von: Sam Morgan reporting from Tallinn | EURACTIV.com | translated by Tim Steins

Während der von der estnischen Ratspräsidentschaft organisierten Konferenz  zur Gestaltung des europäischen Elektrizitätsmarktes wurden erneut die Unzulänglichkeiten des eurpäischen Emissionshandelssystem (ETS) deutlich. Einige Teilnehmer bezeichneten das System als ein ernsthaftes Hindernis in der EU-Energie- und Klimapolitik. Die niedrigen Preise für CO2-ZertifCO2ikate würden Fortschritte auf den Energiemärkten „behindern“, wie Sam Morgen für Euractiv am 19.09.2017 aus Tallin berichtete.

Bereits seit seiner Einführung im Jahr 2005 leide das ETS an einem Überangebot an Zertifikaten, wodurch der Preis für CO2-Ausstöße niedrig bleibe und rund 11.000 Fabriken, Kraftwerke und andere Emittenten für ihre Ausstöße vergleichsweise wenig zahlen müssten. Das Ziel des ETS, die CO2-Ausstöße europaweit zu verringern, sei dadurch weitestgehend nicht erreicht worden.

[note Da es zuviele CO2-Zertifikate im ETS gibt, ist es für Kraftwerke und Fabriken verhältnismäßig „billig“, zu schmutzig zu sein. Vattenfall-Kraftwerk Berlin Reuter West (laut UBA 2,9 Mio. t CO2 im Jahr) – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify]

Während der Konferenz in Tallinn kritisierte MEP Claude Turmes (Grüne/EFA), es scheine, dass ein wettbewerbsfördernder CO2-Preis auch während der estnischen Ratspräsidentschaft nicht erreicht werden könne. Tatsächlich hatten Energiemarkt-Analysten im Januar ihre Preisschätzungen für Zertifikate dieses Jahr von 5,39 Euro pro Tonne CO2 auf 5,25 Euro heruntergesetzt. Vor sieben Jahren habe der Preis bei 28 Euro pro Tonne gelegen.

Der Luxemburger Turmes forderte daher, die EU dürfe sich nicht ausschließlich auf CO2-Zertifikate verlassen, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Allerdings fügte er hinzu: „Auch nach seinem jahrelangen Versagen habe ich das ETS noch nicht aufgegeben.“

Auch Ulrik Stridbæk vom dänischen Energieversorger DONG Energy mahnte, der Energie-Binnenmarkt sei zwar ein exzellentes Beispiel für europäische Zusammenarbeit, diese Zusammenarbeit sei aber nutzlos, wenn ein Großteil der Firmen ohne Nachteile massiv die Luft verschmutzen könnten.

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