Beitrag aus der Reihe „planet e“
Es herrscht dicke Luft in Deutschlands Städten (und darüber hinaus): Die zulässigen Grenzwerte werden teils dramatisch überschritten. Mit drastischen Folgen: Vor allem Stickoxide (NOx) und Feinstaub gefährden unsere Gesundheit. Ein Beitrag in der ZDF-Reihe „planet e“.
Solarify dokumentiert den Begleittext auf der ZDF-Internetseite: „Die Umweltzonen werden immer größer, doch die Luftschadstoffe lassen sich nicht effektiv genug eindämmen. Viele Bürger sind verunsichert, wie es weitergeht. Neue Konzepte müssen her, neue Antriebe für unsere Autos.
Verkehrsplaner landauf und landab rätseln: Warum haben die Umweltzonen in den Städten nicht zu durchschlagendem Erfolg geführt? Die Zahlen des Umweltbundesamtes sind ernüchternd: 2016 haben rund 57 Prozent der verkehrsnahen Messstationen in Städten den Grenzwert für Stickoxide überschritten.
Belastungen ausschließlich an ‚Hot Spots‘
Zöge man die strengeren Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation heran, wäre dies eine Bankrotterklärung für den deutschen Umweltschutz: 77 Prozent der 374 Messstationen in Deutschland halten die Empfehlungen der WHO nicht ein. Am Neckartor in Stuttgart lag die Stickoxid-Belastung bei durchschnittlich 82 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft – und damit mehr als doppelt so hoch wie der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Auch Stationen in München, Reutlingen, Kiel, Köln und Hamburg überschritten den Grenzwert bei Weitem. Doch entfernt man sich 25 bis 35 Meter von den Messstationen, werden alle Grenzwerte eingehalten. Das ganze Städte flächendeckend unter den Luftschadstoffen leiden, trifft nicht zu. Die hohen Belastungen sind ausschließlich an bestimmten, sogenannten ‚Hot Spots‘ zu finden.
Auch Feinstaub ist gefährlich
Die Ursachen für den Feinstaub sind vielfältig: Auch Ruß aus Kaminen, Staub aus der Landwirtschaft, von Baustellen, oder der Abrieb von Autobremsen und -reifen beeinflussen die Messwerte deutlich. Derartige Abriebe entstehen auch bei Elektroautos. Dieselmotoren tragen seit der Euro-5-Norm durch den Einsatz von Partikelfiltern nicht mehr nennenswert zur motorischen Feinstaubbelastung bei.
Dennoch stellt Zukunftsforscher Lars Thomsen aus Zürich in „planet e.“ die These auf, dass der Verbrennungsmotor sich nicht mehr lange halten wird, nicht nur, seit Volvo den Ausstieg aus der Dieseltechnologie verkündet hat. Er sieht in den nächsten vier Jahren einen Punkt erreicht, an dem mehr Elektrofahrzeuge verkauft werden als Autos mit Verbrennungsmotor. Andere Experten sehen das Ende des Verbrennungsmotors noch nicht nahen und fordern vielmehr eine grundsätzliche Neuorganisation unserer Verkehrssysteme. Der Grund: Es gibt einfach zu viele Autos. Der Individualverkehr braucht neue Ideen, damit die Großstädte nicht kollabieren.
Luftschadstoffe: Wir exportieren nach Osteuropa
„planet e.“ ging der Frage nach, wohin die alten Diesel eigentlich verkauft werden. Eine Antwort: In osteuropäische Länder, zum Beispiel nach Bulgarien. Dort ist es den Behörden egal, ob Grenzwerte für Luftschadstoffe eingehalten werden. Sollte das der Fall sein, wird einfach die betreffende Messstation in den grünen Stadtpark verlegt – mit positivem Effekt für die Messwerte, aber zum Entsetzen der Umweltschützer. Während hierzulande die Schlacht um Diesel-Umtauschprämien tobt, landen unsere alten Autos mit hohem NOx– und Feinstaub-Ausstoß vor allem in osteuropäischen Städten.“
[note Solarify meint: Ein sehr gut recherchierter Beitrag – mit einem kleinen Schönheitsfehler: Die echten Alternativ-Treibstoffe kamen nicht vor. Denn wirklich sauber würden die Verbrenner mit synthetischen Kraftstoffen aus CO2 und Wasserstoff – so genannten Designer Fuels: Oxymethylether (OME). Merkwürdigerweise hat offenbar niemand Autor Michael Nieberg darauf aufmerksam gemacht.]
->Quelle und ausführliches Hintergrundmaterial: