Handlungsempfehlungen des Öko-Instituts zum Beitrag der Elektromobilität zum Klimaschutz
Mehr Elektromobilität soll die Klimabilanz des Verkehrs retten. Notwendiger Baustein dafür sei der stetige Ausbau der erneuerbaren Energien. Nur dann könnten Elektrofahrzeuge den Klimavorteil gegenüber Fahrzeugen mit Benzin- oder Dieselmotoren weiter ausbauen, berichtet das Öko-Instituts e. V. Freiburg.
Neueste Analysen zeigten jedoch, dass Elektromobilität bereits heute eine vorteilhaftere Klimabilanz als konventionelle Fahrzeuge habe. Und das obwohl der heutige Strommix nur zu gut 30 Prozent aus erneuerbaren und noch zu knapp 70 Prozent aus fossilen Energieträgern sowie Kernenergie bestehe.
In der Zukunft, wenn deutlich mehr Elektromobile statt Benzin- und Dieselfahrzeuge auf den Straßen führen und es einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung gebe, werde der Vorteil weiter ansteigen.
Im Jahr 2030, so die Modellanalysen des Öko-Instituts, stünden jeder Tonne CO2, die für die Nutzung eines Elektrofahrzeugs erzeugt werden müsste, zwei im Verkehr eingesparte Tonnen CO2 gegenüber.
Zusammenhang EEG – Klimabilanz Elektrofahrzeuge
Elektromobilität werde häufig verstanden als „Fahren ohne klimaschädliche Emissionen“. Faktisch hänge die Klimabilanz jedoch wesentlich von dem zum Fahren genutzten Strom, also dem „Strommix“ in Deutschland, ab.
Der Anteil der erneuerbaren Energien darin habe 2016 32 Prozent betragen. Ihr weiterer Ausbau sei über die Ziele des Klimaschutzplans der Bundesregierung und im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geregelt.
Entsprechend dem EEG sollten die Stromerzeugungskapazitäten aus Sonne, Wind und Wasser im Jahr 2025 40 bis 45 Prozent und 55 bis 60 Prozent im Jahr 2035 betragen. Dadurch sei das EEG das entscheidende Instrument für das Ansteigen des Klimavorteils der Elektrofahrzeuge.
Steige die Stromnachfrage – etwa durch eine steigende Nachfrage durch Elektrofahrzeuge – müsse mehr erneuerbarer Strom im Rahmen des EEG erzeugt werden, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Dabei sei es im Rahmen des EEG zunächst unerheblich, wer den erneuerbaren Strom produziere, so das Öko-Institut. Wichtig sei aber, dass sich die Elektrofahrzeug-Nutzer über die EEG-Umlage an den Kosten beteiligten. Nur dann könnten sie sich die gestiegene erneuerbare Stromerzeugung zurechnen.
Bedeutung des freiwilligen Engagements zum Ausbau der Erneuerbaren
Die Akteure der Elektromobilität – wie die Automobilwirtschaft, Energieversorger oder Fahrzeugnutzer – könnten auch selbst aktiv werden und den Ausbau von erneuerbaren Energien für die Elektromobilität vorantreiben, so der Rat der Wissenschaftler. Ein zusätzlicher Ausbau außerhalb des EEG führe jedoch in Deutschland zunächst nur dazu, dass weniger Zubau innerhalb des EEG erfolgen müsse, um die politisch gesteckten Ziele zu erreichen. Das relative Ausbauziel für die erneuerbaren Energien erhöhe sich nicht. Somit wirke das EEG hier als Deckel für den Anteil der erneuerbaren Strommengen und die Treibhausgasminderungen.
„Die relativen Ziele zum Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland bleiben zwar gleich“, sagt Peter Kasten, Experte für Elektromobilität am Öko-Institut, „wir begrüßen den freiwilligen Ausbau dennoch, weil so die Ziele des EEG schneller erreicht werden.“
Empfehlungen für mehr Klimaschutz durch Elektromobilität
Zugleich sollte die Bundesregierung, so die Experten des Öko-Instituts, die Ausschreibungsmengen für den Ausbau der erneuerbaren Energien im EEG nach oben anpassen. Diese geben vor, in welchem Umfang Wasser-, Solar-, Windenergie erzeugt wird.
Kasten sagt dazu: „Wenn durch die Elektromobilität künftig der Strombedarf wächst, müssen die benötigten Mengen für den Ausbau der Erneuerbaren insgesamt nach oben gesetzt werden. Nur so kann die Elektromobilität einen stärkeren Beitrag zum Klimaschutz leisten als heute.“
Zudem bestünde die Möglichkeit, die zusätzlichen freiwilligen Ausbaumaßnahmen der Akteure der Elektromobilität nicht auf die nationalen Ziele zum Ausbau der Erneuerbaren anzurechnen. Damit würden im Gesamtsystem mehr erneuerbare Energien hinzukommen; Fahrzeughersteller und -nutzer könnten so einen noch höheren Klimaschutzbeitrag leisten.
Klimaschutzumlage auf Benzin- und Dieselkraftstoffe
Der Großteil der Treibhausgasemissionen entsteht im Verkehr auch mittelfristig durch die Verbrennung von Diesel- und Benzinkraftstoffen. Um dem Verursacherprinzip Rechnung zu tragen, regen die Wissenschaftler an, eine Umlage auf Benzin- und Dieselkraftstoffe zu prüfen.
„Die Nutzer von Elektrofahrzeugen beteiligen sich bereits über die EEG-Umlage des Fahrstroms am weiteren Ausbau der Erneuerbaren“, erklärt Peter Kasten den Ansatz. „Sie tragen damit zur Glaubwürdigkeit der Elektromobilität als Klimaschutzmaßnahme bei. Mit der Umlage auf konventionelle Kraftstoffe würden auch Fahrer von Benzin- und Dieselfahrzeugen einen Beitrag für die Mobilität der Zukunft leisten.“
[note Hintergrundinformationen zum Projekt
In der Studie „Wissenschaftliches Analyse- und Dialogvorhaben zur Sicherstellung des Klimavorteils von Elektromobilität“ für das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) hat das Öko-Institut zwischen 2014 und 2017 die Wechselwirkungen zwischen Elektromobilität und Stromerzeugung analysiert.
Neben Modellanalysen der Stromerzeugung bis zum Jahr 2030 wurden dafür Studien zum Einfluss der Elektromobilität auf das Verteilnetz ausgewertet. Ein Stakeholder-Dialog mit Vertretern aus der Automobil- und Energiewirtschaft, mit Verbrauchervertretern und der Zivilgesellschaft ergänzte die wissenschaftlichen Analysen. Ein aktuelles Diskussionspapier des Instituts fasst Handlungsempfehlungen zur Gestaltung des Beitrags der Elektromobilität zum Klimaschutz zusammen.]
->Quelle und weitere Informationen:
- Öko-Institut/presse/8/2017
- Diskussionspapier „Klimavorteil Elektromobilität? Handlungsempfehlungen zur Gestaltung des Beitrags der Elektromobilität zum Klimaschutz“
- Studie „Wissenschaftliches Analyse- und Dialogvorhaben zur Sicherstellung des Klimavorteils von Elektromobilität“
- Öko-Institut e.V./9/2017
- „Faktencheck Elektromobilität“ – das umfangreiche FAQ des Öko-Instituts