SRU: Kohleausstieg jetzt einleiten

NGO-Reaktionen

Karsten Smid, Klimaexperte von Greenpeace, kommentiert das so: „Der Umweltrat hat Recht – es führt kein Weg am Kohleausstieg vorbei. Wer Klimaschutz will, muss die dreckigsten Kohlemeiler sofort vom Netz nehmen. Je länger mit einem Ausstieg aus der Kohleverstromung gezögert wird, desto schwieriger wird es, die Arbeitsplätze in den Braunkohleregionen Lausitz und Nordrhein-Westfalen zu ersetzen. Es fehlt nicht an technischen Alternativen, es mangelt nicht am nötigen Wissen. Bislang fehlt es den verantwortlichen Politikern an Mut, die zukunftsweisenden Entscheidungen im Klimaschutz zu treffen. Das muss die kommende Regierungskoalition ändern. Allen voran Bundeskanzlerin Merkel muss nun ihr Klimaschutz-Versprechen einlösen und darf bei der wichtigsten umwelt- und industriepolitischen Zukunftsfrage nicht länger die Hände in den Schoss legen.“

Der WWF stellte fest, der SRU folge „weitestgehend den Ergebnissen und Empfehlungen der WWF-Studie Zukunft Stromsystem – Kohleausstieg 2035″:.  „In der nächsten Legislaturperiode wird sich entscheiden, ob Deutschland Energiewendechampion sein oder Kohleweltmeister bleiben möchte, beides zusammen geht nicht“, sagt Michael Schäfer, Leiter Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland. „Angela Merkel hat versprochen, das Klimaziel 2020 noch zu erreichen: Dieses Versprechen kann sie nur mit einem schnellen Einstieg in den Kohlausstieg halten.“ Auch in dem SRU-Gutachten werde deutlich: „Künftige Politikmaßnahmen zum Klimaschutz und einer 2-Grad-kompatiblen Energiepolitik in Deutschland müssen sich konsequent an der CO2-Budgetlogik ausrichten“, sagt Michael Schäfer. Dieses Budget gibt an, wie viel CO2 noch ausgestoßen werden darf, bevor die 2-Grad-Grenze überschritten wird. Weltweit liegt es bei 890 Gigatonnen, für die deutsche Energiewirtschaft bei drei bis vier Gigatonnen CO2.

Sprengstoff für die neue Regierung?

Die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn antwortete auf Smid in einem Tweet: „Wer Klimaschutz will und das Klimaabkommen von Paris unterzeichnet, muss zu einem definierten Ende der Kohlekraftwerke kommen.“

Die Grünen haben bereits gefordert, dass die 20 schmutzigsten Kohlekraftwerke sofort abgeschaltet werden. Der komplette Ausstieg aus der Kohleverstromung soll bis 2030 abgeschlossen sein, wenn es nach Ihnen geht. Die Union hat sich bisher bedeckt gehalten. Teile der FDP zweifeln am anthropogenen Klimawandel – die Liberalen warnen vor „nationalen Alleingängen“.

Laut einer Studie, die Ende 2016 im Auftrag der Klima-Allianz und anderer Verbände erstellt wurde, wird Deutschland das 2007 formulierte Ziel verfehlen, die Treibhausgas-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent zu verringern. Die Verbände forderten deshalb, dass die Bundesregierung bis 2020 weitere Kohlekraftwerke vom Netz nimmt.

„Vorruhestand für Kohlekraftwerk Frimmersdorf“

Unter den Titel „Vorruhestand für Kohlekraftwerk Frimmersdorf“ berichtet der WDR, dass am 01.10.2017 das erste Kohlekraftwerk in Nordrhein-Westfalen stillgelegt wird: In Grevenbroich (Rhein-Kreis Neuss) gehen zwei Blöcke des Braunkohle-Kraftwerks Frimmersdorf vom Netz, können zur Not aber wieder hochgefahren werden. Denn nach der Abschaltung bleiben die Blöcke Teil der Sicherheitsreserve.

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