Autos verantwortlich für Zersiedelung um die Städte
Ihre endgültige Beobachtung war, dass Autos für die städtische Zersiedelung um uns verantwortlich sind, dass diese, sobald sie eine bestimmte Größe erreicht, das Wachstum der Stadt behindert. Hier ist der Grund: „Die Vorstädte haben nicht den gleichen Zugang zu Diensten wie die Stadtzentren, aber wenn diese Außengebiete entwickelt werden, machen sie die Stadtzentren weniger attraktiv. In der Schweiz haben wir gesehen, wie paradoxerweise die Eisenbahnen verantwortlich sind für einige dieser städtischen Zersiedelungen, da sie die Straßen frei machten, statt sie zu ersetzen.Wir trafen viele Familien, die sowohl den Zug als auch das Auto benutzten, um in die Stadt zu kommen, also sind Autos nicht nur einfach ein Umweltproblem – sie sind auch ein Problem, für die Stadtplanung und das Zusammenleben“, erklärt Lévy.
Im Rahmen der Studie untersuchten die Forscher, ob eine autofreie Schweiz wirtschaftlich lebensfähig wäre. Die Antwort ist überraschend positiv, vorausgesetzt natürlich, dass ein Teil des Budgets, das in Bau und Planung von Straßen fließt, auf die Entwicklung des öffentlichen Verkehrs und die neue Infrastruktur übertragen wird. „Auf der Grundlage unserer geografischen Modelle, die verschiedene Kriterien beinhalten, haben wir festgestellt, dass es technisch nicht schwierig wäre, eine autofreie Gesellschaft zu entwickeln, aber die aktuelle Infrastruktur müsste angepasst werden.“
Schnelle Laufbänder, Telearbeit und Anthropologie
Als Teil der Studie entwickelte das TRACE-Laboratorium der EPFL die Idee des Aufbaus schneller Laufbänder, die es Menschen erlauben, ohne Auto schnell durch eine Stadt zu kommen. Auf diese Erfindung hat die Europäische Kommission bereits ein Auge geworfen. Ebenfalls an der EPFL wurde eine Mobilitätsstudie über die im Gebiet des Genfer Sees lebende Bevölkerung durchgeführt. Es zeigte sich, dass der Aufbau strategischer öffentlicher Verkehrsverbindungen das von den Menschen langfristig gewählte Transportmittel beeinflussen könnte.
Auch der störende Einfluss von fahrerlosen Autos wurde analysiert. Nach den Forschern, werden diese Autos eine einzigartige Rolle dabei spielen, wie wir uns fortbewegen, da sie nicht entworfen worden seien, um die individuellen Autos zu ersetzen. An der ETH Zürich untersuchten Forscher, wie die Fahrpläne der Menschen in einer autofreien Gesellschaft reorganisiert werden könnten, vor allem durch die verstärkte Nutzung von Telekommunikationsmitteln. An der USI beobachtete man einen Unterschied zwischen der deutschsprachigen Schweiz und den französisch- und italienischsprachigen Teilen des Landes, wobei die Privatwagen in letzteren Regionen etwas populärer waren.
Entfachung einer eingehenden Debatte
Für die PostCarWorld-Forscher ist eine autofreie Welt jetzt viel wahrscheinlicher als vor 20 Jahren. Während die einzelnen Interviews zeigten, dass die Schweizer in ihrem Mobilitätsansatz widersprüchlich sind, zeigten sie auch, dass sich die Menschen zunehmend der Frage bewusst waren und dass sich ihre Erwartungen weiterentwickelten. Laut Lévy: „Die Balance verlagert sich, Menschen, die in den Innenstädten leben, sind sich bewusst, dass die Autos, welche die Luft um sie herum verschmutzen und Lärm erzeugen, von außerhalb der Stadt kommen und dass die feinen Partikel, die sie produzieren, tödlich sind. Aber die schweizerische Verfassung sendet ein gemischtes Signal: Sie macht nachhaltige Entwicklung zum Ziel, legtt aber auch fest, dass die Menschen frei in der Wahl ihrer Transportmittel sein müssen – aber steht dieses Recht auf Mobilität nicht in Konflikt mit anderen Rechten wie dem Recht auf Gesundheit?“
Den Forschern zufolge sind diese Widersprüche Produkte der Paradoxien unserer Zeit – und Zeichen dafür, dass wir in eine Nach-Auto-Gesellschaft eintreten. „Das immer noch in Auto-Anzeigen verwendete bildschöne Image mit dem einsamen Fahrer, umgeben vom Grand Canyon, wackelt in diesen Tagen: Wir verbringen mehr Zeit im Stau und unsere Autos sind mit Kameras, Schläfrigkeits-Warnern und Geschwindigkeitsdetektoren ausgestattet. Von den Fahrern wird erwartet, dass sie die gleichen Reflexe wie Maschinen haben und in der Lage sind, eine Menge Informationen zur gleichen Zeit zu verarbeiten. Das ist weit entfernt von der Freude, schnell zu fahren und offene Räume zu erobern. “
->Quellen: