Wettlauf um Klima-Sprit

Designer Fuels – synthetische Kraftstoffe

Am besten wäre es aber, Erdöl und Erdgas durch CO2-basierte Treibstoffe zu ersetzen. Knapp 70 Millionen Tonnen Benzin und Diesel werden jährlich allein in Deutschland verfahren. Robert Schlögl, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion in Mühlheim an der Ruhr, will „die Mobilität dazu nutzen, das unvermeidliche CO2 weiterzuverwenden“. Die stark verunsicherte deutsche Autoindustrie springt zögerlich darauf an (einzig Audi entwickelt einen synthetischen Kraftstoff, s. Foto unten), dabei könnte sie mit dieser Technologie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen CO2 aus der Luft entfernen und dadurch den Klimawandel bremsen helfen – und zum anderen den Verbrennungsmotor weiter erhalten.

Schlögl: „Während an den Motoren nahezu alles technisch Mögliche optimiert wurde, gelten für Benzin und Diesel noch die Normen von vor 100 Jahren. Inzwischen gibt es jedoch auch synthetische Kraftstoffe und Kraftstoffkomponenten. Die meistversprechenden darunter sind für den Dieselmotor Oxymethylenether. Diese Verbindungen aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff sind effizient und nahezu emissionsfrei. Ihr hoher Sauerstoffgehalt unterbindet die Schadstoffbildung bereits während der Verbrennung.“ Sie sind auch deshalb klimaneutral, weil zu ihrer Herstellung CO2 verwendet und durch ihren Einsatz gleich viel fossile Energie eingespart wird. Entsprechende Forschungsprojekte – Kopernikus P2X und Carbon2Chem – sollen unterschiedliche Möglichkeiten testen, wie man „E-Fuels“ aus CO2, Wasser und Erneuerbarem Strom herstellen kann oder wie sie aus Hüttengasen gewonnen werden können.

Der Automobilzulieferer Bosch etwa wirbt für eine sofortige Verbesserung der Klimabilanz des Straßenverkehrs, wenn dem herkömmlichen Diesel synthetische Treibstoffe beigemischt würden. Schlögl hat eine Initiative mit dem programmatischen Titel „Nachhaltige Mobilität durch synthetische Kraftstoffe“ gegründet, um den Prozess zu beschleunigen – mit dabei: Unternehmen der Auto-, Zuliefer- und chemischen Industrie. Er will Autos bauen (lassen), die einen Elektromotor und einen mit synthetischem Benzin betriebenen Verbrenner verbinden. Der Elektromotor bezieht seine Energie dann aus dem Betrieb des Verbrennungsmotors. Schlögl hofft laut FAZ auf eine Finanzierung durch die Regierung. „Die Methoden sind bekannt, die Technik kauft man von der Stange, die Patente liegen vor – wir müssen es nur bauen.“ Eine erste Fabrik soll in Frankfurt stehen. Abnehmer für seinen Designer-Kraftstoff hat Schlögl auch schon. Kommunen aus dem Ruhrgebiet und der kommunale Fuhrpark München hätten Interesse gezeigt (siehe solarify.eu/co2-neutrale-verbrenner). Viel Zeit brauche man auch für das Hochfahren so einer Produktion auf nationale Maßstäbe nicht, ist sich der Chemieprofessor sicher: „In zwei, drei Jahren könnten wir die nationale Abdeckung haben.“ Bezahlbar, sagt er, sei das alles auch: „Es ist nicht so, dass der Liter von dem Zeug 5 Euro kostet.“

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