Climate-Engineering Conference (CEC) 2017 in Berlin
Führende Klimawissenschaftler und Aktivisten äußerten sich besorgt darüber, dass Geo-Engineering-Forschung als Entschuldigung dafür angeführt werden könnte, die CO2-Emissionen nicht zu reduzieren, und nannten die US-Regierung unter Donald Trump eine große Bedrohung ihrer Arbeit – so der britische Guardian.
David Keith, Experte für solares Geoengineering (GE) an der Harvard University, sieht die reale Gefahr, seine Arbeit könne von denen missbraucht werden, die sich Emissionsmassnahmen widersetzen, und verteidigte sich selbst und Kollegen dagegen, seine Arbeit stärke das Argument pro Verzicht auf Ziele des Pariser Klimaabkommens.
„Eines der Hauptbedenken, das ich und alle an dieser Arbeit Beteiligten haben, ist, dass Trump twittern könnte: ‚Geoengineering löst alles – wir brauchen uns nicht um Emissionen zu kümmern.‘ Das würde die allmähliche Einigung vieler Umweltgruppen darauf, vertretbare Forschung in diesem Bereich sei sinnvoll, unterbrechen“, sagte Keith am Rand der Climate-Engineering Conference (CEC) in Berlin.
Tatsächlich legen Äußerungen von Menschen in oder in der Nähe der Trump-Rergierung – vor allem von GE-Befürworter Außenminister Rex Tillerson, der den Klimawandel als „rein technisches Problem“ bezeichnet hat – nahe, dass sie entweder stillschweigend oder direkt die Idee des Climate-Engineering unterstützen.
Anfang dieses Jahres kündigte Keith einen Versuch an, eine stratosphärischen Aerosol-Injektion durchzuführen, bei der ein Ballon in großer Höhe eine kleine Menge reflektierender Partikel in die Stratosphäre sprüht. Keith glaubt, dass das Experiment dazu beitragen kann, Durchführbarkeit und Risiken von GE zu messen, ein Überbegriff für eine Reihe von Techniken, um das Klima bewusst anzupassen und die Erderwärmung zu mildern. Die Konferenz in Berlin lenkte den Blick auf die großen Risiken.
Risiken der Techniken, von denen manche Experten befürchten, dass sie die Regenmenge asiatischer und afrikanischer Monsune verringern und die Ernährungsversorgung von Milliarden Menschen verheerend beeinflussten können. Die Aerosolinjektion hat auch das Potenzial, die Ozonschicht zu reduzieren und das Risiko einer Bestrahlung mit ultravioletter Strahlung zu erhöhen.
Andere mögliche Nebenwirkungen von GE könnten eine Zunahme der Ozeanversauerung, eine Änderung der Wetterbedingungen, ein rascher Anstieg der Temperaturen und eine starke Zunahme der Nutzung landwirtschaftlicher Flächen sein, die alle die Massenmigration von Millionen von Flüchtlingen im Klimawandel veranlassen könnten.
Aber Wissenschaftler wie Keith und Mark Lawrence, einer der wissenschaftlichen Direktoren des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsstudien (IASS) in Potsdam, argumentieren, dass wenn der Pariser Klimavertrag, den Temperaturanstieg auf zwei Grad oder weniger zu begrenzen, erfüllt werden solle, es keine andere Wahl gebe, als die technischen Eingriffe gründlich zu erforschen und das Potenzial zur Vermeidung einer globalen Katastrophe zu untersuchen.
„Es wird sehr schwierig sein, die Pariser Einigungen ohne irgendeine Form von Climate-Engineering einzuhalten“, sagte Lawrence. „Es ist nicht unmöglich, aber es ist schwer vorstellbar, dass wir die wesentlichen Veränderungen in unserer Infrastruktur und Lebensweise in der erforderlichen Zeit vornehmen würden.“ Keith verwarf auch die Ansicht, dass sich Klimaingenieure wie er auf einer Mission befänden, um zu beweisen, dass Climate-Engineering um jeden Preis funktioniert oder mitansehen zu müssen, wie sich die Relevanz von Jahrzehnten ihres Lebenswerkes in Luft auflöse.“Das beste Klima-Engineering ist eine Ergänzung, und es könnte sein, dass wir es nicht tun sollten“, insistierte er. Unsere Aufgabe ist es, über bessere Möglichkeiten zu informieren, und es wäre tatsächlich gegenwärtig sehr nützlich, sicher sein zu können, dass es nicht funktioniert. Im Moment gibt es Staatenlenker und andere führende Politiker, die explizit annehmen, dass es funktionieren könnte, und dass es zur Verfügung steht, wenn wir es brauchen. Aber sagen wir, dass wir tief in den Klimamodellen etwas gefunden haben, die uns überoptimistisches Denken über solares Geoengineering nahelegte, dann würde ich sagen, dass wir es aufgeben müssen. Das wäre großartig. Ich würde das gerne veröffentlichen.“
Folgt: IASS: Climate-Engineering – Gezielte Eingriffe ins Klima bringen zahlreiche Risiken mit sich