IASS: Climate-Engineering – Gezielte Eingriffe ins Klima bringen zahlreiche Risiken mit sich
Zwar gibt es noch Hoffnung, dass die Risiken des Klimawandels durch eine Reduktion des Treibhausgasausstoßes begrenzt werden können, doch die Zeit wird knapp. Das Bewusstsein, dass heute die Weichen für die künftige Entwicklung des Klimas gestellt werden, hat Forderungen nach der Erforschung von direkten Eingriffen ins Klimasystem laut werden lassen. Diese werden als „Climate-Engineering“ oder „Geoengineering“ bezeichnet. Beide Begriffe beschreiben ein breites und großenteils hypothetisches Spektrum von Ansätzen, das Klima zu manipulieren. Ziel des Climate-Engineering ist es, einige der Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen oder zu verhindern – vor allem die globale Erwärmung und die damit verbundenen Folgen.
Die Bestrebungen, den Ausstoß von Treibhausgasen zu senken, sind bislang nur mäßig erfolgreich. Auch die internationalen Klima-Verhandlungen und die Realisierung einer nachhaltigeren Energieversorgung schreiten nur langsam voran. Wenn sich die derzeitigen Emissionsmuster fortsetzen, wird dies wahrscheinlich zu einer erheblichen Erderwärmung, einem Anstieg des Meeresspiegels, einer Versauerung der Ozeane sowie Veränderungen in der Häufigkeit, Intensität und Lokalisierung von Extremwetter-Phänomenen führen. Viele Gesellschaften werden durch notwendige Anpassungsmaßnahmen vor große Herausforderungen gestellt. Daher werden gezielte Eingriffe in das Klimasystem diskutiert, um globale Durchschnittstemperaturen auf ein gewisses Maß zu begrenzen.
Chancen und Risiken von Climate-Engineering
Es gibt verschiedene Climate-Engineering-Ansätze. Diese werden gewöhnlich in zwei Kategorien zusammengefasst. Die eine Kategorie von Maßnahmen zielt darauf ab, der Atmosphäre Kohlendioxid und andere Treibhausgase zu entziehen. In der zweiten Kategorie werden Ansätze zusammengefasst, welche Sonnenlicht weg von der Erde zu reflektieren. Zu den diskutierten Möglichkeiten, Treibhausgase aus der Atmosphäre zu entfernen, gehören großflächige Aufforstungen, die Beschleunigung von Verwitterungsprozessen sowie die direkte Abscheidung von Treibhausgasen aus der Luft. Zu den Möglichkeiten, Sonnenlicht zu reflektieren, gehören das Einbringen reflektierender Aerosole in die Stratosphäre und die Aufhellung von Wolken über dem Meer durch Eintrag von Kondensationskeimen wie Meersalz.
Der derzeitige Forschungsstand legt jedoch nahe, dass derartige Eingriffe neben möglichen positiven Auswirkungen auch erhebliche Risiken und Unsicherheiten mit sich bringen. Climate-Engineering-Ansätze sind daher das Thema intensiver Debatten und Kontroversen sowohl innerhalb wie auch außerhalb der Wissenschaft. Dabei können sich Überlegungen nicht auf die Frage beschränken, ob wir technisch in der Lage sind, die weltweiten Durchschnitts-Temperaturen zu kontrollieren. Vielmehr ist Climate-Engineering das Ergebnis eines komplexen Zusammenwirkens von gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen. Dieses Zusammenwirken beeinflusst die Rolle von Climate-Engineering-Ansätzen auf der politischen Tagesordnung. Das Verständnis dieser Zusammenhänge ist notwendig, um umfassendes und relevantes Wissen für Entscheidungsprozesse mit Blick auf Climate-Engineering zu entwickeln.
Forschung zu Climate-Engineering am IASS
Im interdisziplinären IASS-Team arbeiten Physiker und Chemiker, Völkerrechtler, Politikwissenschaftler, Geographen, Philosophen und Psychologen zusammen. Sie interessieren sich besonders für Governance-Fragen von-Climate-Engineering-Ansätzen, einschließlich der möglichen Regulierung von Forschung und insbesondere Feldversuchen. Dabei nutzen sie Computer-Modelle, um die Auswirkungen von Climate-Engineering zu verstehen, unser Schwerpunkt liegt auf Maßnahmen zur Reflexion von Sonnenlicht. Weitere Schwerpunkte sind die gesellschaftliche Wahrnehmung von Climate-Engineering sowie die weitreichenden politischen und ethischen Fragestellungen, die mit der ganzen Bandbreite der diskutierten Techniken verknüpft sind. Ein zentraler Aspekt ist die transdisziplinäre Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen und politischen Akteuren, um die Relevanz der Arbeit sicherzustellen.
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