Mehr als 70 Observatorien bobachteten
Für die Astronomen steht daher fest: Das optische Objekt, der Gammastrahlenausbruch und die Gravitationswellendetektion stammen alle aus ein und derselben Quelle: der Verschmelzung eines Paars von Neutronensternen. Letztendlich beobachteten mehr als 70 Observatorien auf der Erde und im All das Ereignis im Bereich der Röntgenstrahlung, im Ultravioletten, im sichtbaren Licht, im Infraroten und mit Radiowellen.
„Diese übereinstimmenden Beobachtungen geben uns ein detailliertes Bild dieses Ereignisses von drei Minuten vor der Verschmelzung bis zu einigen Wochen danach“, sagte Jochen Greiner, der am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik für den Bau von GROND verantwortlich war.
Diese Meinung teilen auch die Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Hannover und Potsdam: „Der erste Nachweis der Gravitationswellen von verschmelzenden Neutronensternen ist für sich allein genommen schon extrem spannend. Aber die Kombination mit Dutzenden von Folgebeobachtungen im elektromagnetischen Spektrum macht es wirklich revolutionär“, sagen Alessandra Buonanno und ihre Direktorenkollegen Bruce Allen und Karsten Danzmann.
Die Identifikation von GW170817 als Doppelsternsystem aus zwei Neutronensternen und Beobachtungen von elektromagnetischer Strahlung nach deren Kollision erlaubten Rückschlüsse auf den bisher rätselhaften Ursprung der kurzen Gammastrahlenblitze.
„Es gab zwar bereits deutliche Hinweise darauf, dass Verschmelzungen von Neutronensternen in der Tat die Quellen kurzer Gammablitze sind, aber wir hatten keinen endgültigen Beweis. Die gleichzeitige Beobachtung dieses zwei Sekunden langen Blitzes durch Integral und Fermi sowie durch die Gravitationswellendetektoren ist der erste überzeugende Beleg dafür, dass zumindest einige dieser Gammablitze tatsächlich durch Neutronenstern-Verschmelzungen entstehen“, sagte Rashid Sunyaev, Direktor am Max-Planck-Institut für Astrophysik.
Die Analysen der LIGO-Daten stellten eine relativ geringe Entfernung zur Neutronenstern-Verschmelzung von rund 85 bis 160 Millionen Lichtjahren zur Erde fest, in Übereinstimmung mit den 130 Millionen Lichtjahren zur vermuteten Ursprungsgalaxie NGC 4993. Im Gegensatz zu vorherigen Gravitationswellen-Beobachtungen berechneten die Wissenschaftler die Massen der verschmelzenden Objekte zu 1,1- bis 1,6-mal der unserer Sonne, vergleichbar mit denen bekannter Neutronensterne und nicht in Übereinstimmung mit denen von schwarzen Löchern. Ein Kaffeelöffel ihrer Substanz hat etwa das Gewicht des Mount Everest.
Neutronensterne sind extrem dichte, ausgebrannte Überreste von massereichen Sternen mit Durchmessern von nur etwa 20 Kilometern. Schon lange studieren Astrophysiker die Verschmelzungen zweier solcher Sternleichen in der Theorie – und haben durch die Beobachtung des Signals GW170817 eine Bestätigung erfahren: „Die physikalischen Parameter der nur kurz aufleuchtenden Quelle stimmen auffallend gut mit den theoretischen Vorhersagen für eine sogenannte Kilonova aus der Verschmelzung von Neutronensternen überein“, sagte Anders Jerkstrand vom Max-Planck-Institut für Astrophysik.
Folgt: Vorhersage eingetroffen