Sichere Methoden zur CO2-Reduzierung
Dabei existieren bereits sicherere – und bewährte – Methoden, um der Atmosphäre CO2 zu entziehen. Statt künstliche CO2-bindende „Farmen“ zu schaffen, sollten wir uns auf den Schutz bereits bestehender natürlicher und die Wiederherstellung degradierter Ökosysteme konzentrieren. Regenwälder, Ozeane und Torfmoore (wie etwa Sumpfgebiete) haben enorme CO2-Speicherkapazitäten und ihr Schutz erfordert keinen großtechnologischen Eingriff.
Indem sie unerprobte Technologien als Allheilmittel für alle Klimawandelprobleme propagieren, suggerieren die Geo-Ingenieure, dass die Welt vor einer unvermeidlichen Entscheidung steht: Geoengineering oder die Katastrophe. Doch dies ist verlogen. Politische Präferenzen, nicht wissenschaftliche oder ökologische Notwendigkeit erklären die Attraktivität der Klimamanipulation.
Gegenwärtig sind die Debatten über Geoengineering undemokratisch und von technokratischen Anschauungen, naturwissenschaftlichen und technischen Perspektiven und den Partikularinteressen der fossilen Industrie bestimmt. Entwicklungsländer, indigene Völker und lokale Gemeinschaften müssen eine deutliche Stimme erhalten, damit alle Risiken in umfassender Weise berücksichtigt werden können, bevor Geoengineering-Technologien getestet oder umgesetzt werden.
Welche Debatten sollten wir zu Geoengineering also führen?
Zunächst müssen wir den bestehenden Regulierungsrahmen überdenken. Im Jahr 2010 haben die Unterzeichner des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) ein faktisches internationales Moratorium für klimabezogenes Geoengineering vereinbart. Doch reichen solche rechtlich schwach ausgestatteten Verbote heute, wo mächtige Befürworter so viel Druck ausüben, um Geoengineering-Technologien aus dem Labor zu holen, nicht länger aus. Die Welt braucht dringend eine ehrliche Debatte über die Erforschung, den Einsatz und die Regulierung dieser Technologien. Die Entscheidungen der CBD und des Londoner Protokolls sollten dabei die Ausgangspunkte jedweder Regulierungsbestrebungen auf internationaler Ebene sein.
Zu den Technologien, die am stärksten der Überprüfung bedürfen, gehören zum einen CDR-Projekte, die indigene Gebiete, die Sicherheit der Lebensmittelversorgung und die Verfügbarkeit von Wasser bedrohen. Derartige technologische Großvorhaben müssen sorgfältig reguliert werden, um sicherzustellen, dass Klimalösungen die nachhaltige Entwicklung oder die Menschenrechte nicht negativ beeinflussen.
Darüber hinaus sollten zum anderen sowohl Feldexperimente als auch der Einsatz von SRM-Technologien aufgrund ihres nicht zu rechtfertigenden Risikos für Menschenrechte, Demokratie und Weltfrieden uneingeschränkt verboten werden. Dieses Verbot sollte durch einen robusten, multilateralen globalen Regulierungsmechanismus überwacht werden.
Keine Wunderwaffe gegen den Klimawandel
Man hat bisher noch keine Wunderwaffe gegen den Klimawandel gefunden. Und während Geoengineering-Technologien noch immer kaum mehr sind als Zukunftsmusik, gibt es bewährte Optionen zur Vermeidung des Klimawandels, die energisch umgesetzt werden können und sollten. Hierzu gehören die Ausweitung erneuerbarer Energien, der schnelle Ausstieg aus fossilen Brennstoffen (einschließlich einer vorzeitigen Stilllegung der bestehenden fossilen Infrastruktur), die Transformation der industriellen Landwirtschaft in eine nachhaltige, agrarökologische Landwirtschaft und die absolute Reduktion des globalen Energie- und Ressourcenverbrauchs.
Wir können es uns nicht leisten, mit der Zukunft unseres Planeten zu spielen. Wenn wir eine ernsthafte Diskussion über ökologisch nachhaltige und sozial gerechte Maßnahmen zum Schutz des Erdklimas führen, besteht keine Notwendigkeit für Geoengineerings.
[note Barbara Unmüßig ist Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung.]