Kritik an Vision E-Fuels

Synthetische Kraftstoffe laut SPIEGEL nicht bezahlbar

Zapfhähne – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Einen entscheidenden Haken an der Idee vom klimafreundlichen Sprit hat (der freie) SPIEGEL-Autor Ralph Diermann entdeckt – zuerst sind es die Kosten und der geringe Wirkungsgrad der Elektrolyseure. Dann im angeblich unerfüllbaren Wunsch, für die Herstellung synthetischer Treibstoffe ausschließlich Strom aus Erneuerbaren Energieträgern bereit zu stellen: schließlich entspreche die generell für die Wasserstoffherstellung nötige Strommenge mit etwa 500 TWh dem gesamten Jahresbedarf der Republik.

Erster Zeuge Diermanns ist das Öko-Institut, das den Wirkungsgrad konventioneller Elektrolyse-Anlagen (in einer Studie von 2013) bei rund 70 Prozent sehe. Werde der Wasserstoff zu Kraftstoff weiterverarbeitet, sinke der Wirkungsgrad weiter auf insgesamt etwa fünfzig Prozent: „Rund die Hälfte der eingesetzten Energie geht also verloren.“ Das gehe noch, wenn man den überschüssigen Strom immer abgeregelter Windgeneratoren dazu verwende.

Das wiederum sei laut Ulf Bossel (vom Wasserstoff-Fan zum vehementen Kritiker der Wasserstoffwirtschaft gewandelt) „völlig unrealistisch“. Denn Elektrolyse-Anlagen müssten aufgrund der hohen Investitionskosten mindestens 4.000 Stunden laufen – Windräder würden aber nur wenige Stunden im Jahr abgeregelt. Daraus schließt der SPIEGEL-Autor, dass zur klima-hilfreichen Wasserstoffproduktion Strommengen nötig seien, „alle denkbaren Kapazitäten der Windräder und Solaranlagen in Deutschland weit übersteigen“. Als Beleg dafür nennt Diermann eine nicht näher benannte Studie des Fraunhofer Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES). Dieser zufolge würden 2050 – also in 33 Jahren – mehr als 500 Terawattstunden Strom benötigt, „um so viel Wasserstoff für Fischer-Tropsch-Anlagen zu produzieren, dass der heimische Flug- und Schiffsverkehr auf klimaneutrale, synthetische Kraftstoffe umgestellt werden kann“ – so viel, wie Deutschland im Jahr insgesamt an Strom verbrauche.

Ein IWES-Experte (Norman Gerhardt) bestätigte Diermann, dass eine Grünstromproduktion dieses Ausmaßes scheitern müsste – „sowohl an den Kosten als auch an der Akzeptanz der dafür nötigen Windräder und Solaranlagen“. Und der SPIEGEL – nachdem er die Problematik der Wasserstoffpruktion in Drittländern ausgebreitet hat – lässt einen anderen Experten sagen, dass „der Beitrag von Wasserstoff zum Klimaschutz im Verkehr nicht seriös bewertet werden könne“, solange „solche Fragen ausgeklammert würden.

[note Aus solarify.eu/e-wende-nur-mit-synthetischen-kraftstoffen: „Das Klimaschutzziel ist nur mit CO2-neutralen flüssigen Kraft- und Brennstoffen (E- oder Designer Fuels) zu erreichen. Diese können künftig zu bezahlbaren Kosten produziert werden. Das geht aus der noch unveröffentlichten Prognos-Studie ‚Status und Perspektiven flüssiger Energieträger in der Energiewende‘ hervor, von der eben erste Ergebnisse bekannt wurden.“]

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