ADFC: „Mobilität ohne Motor denken!“
Durch mehr Radverkehr kann Deutschland jährlich mindestens drei Millionen Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid einsparen. Das zeigt eine Studie des Umweltbundesamtes, auf die der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club im Vorfeld des Weltklimagipfels hinweist. Durch die Dominanz der Autoindustrie in der verkehrspolitischen Debatte würden die Potentiale des Radverkehrs bei der Erreichung der Klimaziele bisher sträflich vernachlässigt, so der ADFC. Das Thema Radverkehr müsse als Treiber der Verkehrswende mit in die Koalitionsverhandlungen, fordert der Fahrrad-Club.
ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Deutschland hat verlernt, Mobilität ohne Motor zu denken. Der beste alternative Antrieb sind aber die eigenen Beine! Wenn man für das Radfahren komfortable Infrastruktur-Angebote macht, kann man bis zu 11 Prozent der CO2-Emissionen des Personenverkehrs einsparen. Allein Kopenhagen vermeidet 90.000 Tonnen CO2 pro Jahr durch seine top-ausgebaute Radinfrastruktur! Ganz ohne Askese und Umerziehungsprogramme für die Bürger!“
55 Milliarden Autokilometer p.a. durch Rad ersetzbar
Aktuell habe das Fahrrad in Deutschland einen Anteil von rund 11 Prozent am Gesamtverkehr. Eine Studie des Umweltbundesamtes zeige, dass eine Erhöhung des Radverkehrsanteils auf 21 Prozent bis zu 39 Millionen Autokilometer pro Tag ersetzen könne – das sind pro Jahr über 14 Milliarden Kilometer. Die CO2-Emissionen ließen sich so um 3 Millionen Tonnen p.a. reduzieren. Dieses Ziel sei nicht illusorisch, so Stork.
Die Niederlande hätten bereits jetzt durch die konsequente Förderung des Radverkehrs einen Rad-Anteil von 27 Prozent am Gesamtverkehr. Wenn alle Potenziale des Rades ausgeschöpft würden, könne das Fahrrad in Deutschland fast jeden dritten mit dem Auto gefahrenen Weg ersetzen, besage die Studie. Das entspreche bis zu 11 Prozent weniger CO2-Ausstoß durch 55 Milliarden eingesparte Autokilometer im Jahr. Stork: „Das Fahrrad kann einen erheblichen Beitrag zur CO2-Reduzierung im Verkehrssektor leisten! Man muss es nur wollen!“
Voraussetzung: Umbau der Städte
Die auto-optimierte Anlage der meisten deutschen Städte und Regionen verhindere allerdings eine dynamische Steigerung des Radverkehrsanteils. Stork: „Radfahren im Alltag ist in Deutschland fast immer die unkomfortablere Alternative. Radwege sind entweder nicht vorhanden oder holprig und schmal, wechseln vom Bordstein auf die Fahrbahn, enden unvermittelt, werden zugeparkt oder durch Baustellen, Poller und Werbeschilder zu Slalomparcours degradiert. Grund ist, dass der Platz für den Autoverkehr mit Klauen und Zähnen verteidigt wird. Aber so kommt man mit der Verkehrswende nicht voran. Verkehrsplanung der Zukunft priorisiert Rad, Fuß und ÖPNV, reduziert Kfz-Verkehrsflächen, legt durchgängige Netze aus breiten, komfortablen Radwegen an – und setzt alles daran, den Bürgern die Alternativen zum Auto so schmackhaft wie möglich zu machen. Dass wir außerdem weniger und zugleich effizientere und emissionsärmere Autos brauchen, steht außer Frage.“
[note 4. November: Fahrrad-Konvoi zum Weltklimagipfel
ADFC, Greenpeace und weitere Organisationen laden am 04.11.2017 zu einer Fahrrad-Demo für die Verkehrswende ein. Geplant ist, mit Hunderten Zweirad-Enthusiasten über die Autobahn A555 von Köln nach Bonn zu einer Kundgebung zum Weltklimagipfel zu radeln. Weitere Informationen auf adfc.de. Die bundespolitischen Forderungen des ADFC zur Verkehrswende gibt es auf der Kampagnenseite www.radlandjetzt.de.]
[note Über den ADFC
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit mehr als 165.000 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik und Tourismus. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs.]