ARD | Das Erste | Montag, 06.11.2017 | 22.45 Uhr | Ein Film von Katja Sodomann
Mehr Hitze, mehr Wasser, heftigere Unwetter – der Klimawandel ist laut UNO die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Wie nehmen die Deutschen sie an? Ist der Klimaschutzplan 2050 der große Wurf? Nachdem der damalige Wirtschaftsminister Gabriel das Datum für den Kohleausstieg persönlich von der Liste strich, jubelten Gewerkschaften genauso wie Unternehmen. Klimaschützer waren empört. Katja Sodomann reiste in die Lausitz, wo jedes Jahr 60 Millionen Tonnen Braunkohle abgebaut werden. Ihr Klimareport hört beide Seiten: die Menschen vor Ort, die um ihre Arbeitsplätze kämpfen, und die Klimaretter.
Sie fordern, dass die Kohle in der Erde bleibt. Nur so kann es gelingen, den weltweiten Temperaturanstieg auf höchstens 2°C zu begrenzen. Andernfalls drohen immer mehr Orkane, Dürren und Überschwemmungen. Ganze Küstenregionen werden verschwinden.
Ungeliebter Verzicht
Alles Panikmache? „Nein“, sagen Jana und Jens Steingässer. Sie haben sich mit ihren vier Kindern weltweit die Folgen der Erwärmung angesehen und waren so erschüttert, dass sie nun zu Hause im Odenwald ihr Leben komplett umstellen. Es kommt kein Fleisch mehr auf den Tisch, Einkäufe werden mit dem Lastenfahrrad erledigt, die Stube nur minimal beheizt. Die Steingässers tragen lieber Pullover und Mütze. Und was denken die meisten Deutschen? Würden auch sie für den Klimaschutz ihr Leben verändern? Der Aufschrei jedenfalls war groß, als die Umweltministerin ihnen mit dem Klimaschutzplan vorschreiben wollte, wie viel Fleisch sie noch essen dürften. So durfte auch der Landwirtschaftsminister ein paar unangenehme Ziele aus dem Klimaschutzplan streichen. Barbara Hendricks und Christian Schmidt nehmen im Klimareport dazu Stellung.
Zahlen und Fakten
Fossile Energieträger werden immer noch subventioniert, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit: mit 500 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Immer ist der Erhalt von Arbeitsplätzen das wichtigste Argument dafür. Die ARD-Autorin hält dagegen, wie viele neue Arbeitsplätze durch erneuerbare Energien entstanden sind.
Wie viel Geld geben die unterschiedlichen Länder für erneuerbare Energien aus? Zahlen die größten Dreckschleudern auch das meiste ein? Ist der Klimaschutz nicht viel zu teuer? Ist das Klima überhaupt noch zu retten, wenn gar nicht alle Staaten mitmachen? „Der Klimareport“ sucht Antworten – mit Hilfe von Fakten, Statistiken, Studien und namhaften Experten wie Mojib Latif und Ottmar Edenhofer. „Der Klimareport“ nimmt auch die gefühlten Sicherheiten unter die Lupe. Wie verbreitet ist die Ansicht, dass der Klimawandel gar nicht menschengemacht ist? Klimaschwankungen und extreme Wetterphänomene hat es immer schon gegeben. Doch kein ernst zu nehmender Wissenschaftler stellt den Klimawandel und den hohen Anteil des Menschen daran noch in Frage. Wie kommt es, dass klimaskeptische Aussagen wie die der AfD oder des US-Präsidenten Trump so leicht auf fruchtbaren Boden fallen?
Die Folgen tragen zunächst andere
„Es wird wärmer – na und?“, das ist leichter gedacht als: „Ich muss etwas ändern“. Der CDU-Politiker Philipp Lengsfeld schaut optimistisch in die Zukunft: Eine eisfreie Nord-West-Passage würde die Weltwirtschaft in Schwung bringen, das Abschmelzen der Arktis reiche Bodenschätze freigeben. Anderswo hingegen schwellen Meere und Flüsse bereits jetzt bedrohlich an. „Der Klimareport“ schaut auch hier auf die Fakten: Für Familie Mian aus Bangladesch ist es keine Frage mehr, ob Deutschland das 2°C-Ziel erreichen wird mit seinem Klimaschutzplan. Ihr Dorf ist schon längst überflutet, und sie mussten über die Grenze nach Indien fliehen. Mit ihnen eine Million Menschen allein aus dieser Region.
->Quelle: ARD | Das Erste 2017