Bei Batteriespeichern setzt chinesische Politik detaillierte Ziele
Die Energiedichte der Batteriepacks soll sich bis 2020 auf 260 Wh/kg verdoppeln und der Preis um 30 Prozent auf 130 €/kWh sinken. Das nennt man Ambition. In einen i3 passen dann statt 28 Kilowattstunden 53 Kilowattstunden, und Speicherstromkosten, bezogen auf die reine Batterie, gehen auf 1 ct/kWh zu. Hinzu kommt, dass China internationale Marktentwicklungen zum Beispiel in Afrika massiv unterstützt, auch für Solarenergie, und nicht nur auf große Kraftwerke und große Projekte setzt. Diese Programme helfen den chinesischen EPC-Unternehmen, immer schneller vor Ort zu lernen. China sieht die Welt nicht nur als Lieferanten für Rohstoffe, sondern auch als Markt.
Die Situation, von der aus wir in Deutschland bei einer Aufholjagd starten müssen, ist sogar noch schlimmer: Versuchen Sie einmal als Mittelständler, der nicht Teil der „Fresskette“ ist, bei KfW, DEG und Co. Kredite oder Bürgschaften für (Erneuerbare-)Energie-Projekte in Afrika zu bekommen. Die gleichen Organisationen, die noch immer desaströse fossile Großprojekte fördern, fordern von Ihnen dann alles, auch Infos, ob Sie Ihren Hamster artgerecht halten. Gehen Sie mit ihrem Projekt zu einem großen chinesischen Anbieter von Solartechnik, finden sie Offenheit für Projekte in Afrika – und entsprechende Mittel. Die deutschen Institutionen sehen Afrika entweder als Spendenempfänger oder vertrauen weitgehend noch immer nur in große Strukturen oder Projekte. Die dann mit allen bekannten schädlichen Wirkungen vor die Tür gekippt werden. Auch hier muss sich die Grundhaltung schnell ändern, will man die „deutsche Kompetenz“ auf diesem großen Wachstumsmarkt erhalten. Sonst macht das alles China und, ganz ehrlich, das ist dann auch gut so. Hauptsache, es passiert endlich.
Auch bei Autos und Ladesäulen weiß man, was zu tun wäre: Zulassungsrestriktionen und stramme Vorgaben
Für die Batterieindustrie unter anderem das Ziel, binnen fünf Jahren die Kapazität pro Kilogramm Gewicht zu verdoppeln. Für die Solarindustrie: ein schneller Ausstieg aus der Braunkohle und Schluss mit den willkürlichen Restriktionen beim Zubau.
[note Symbolisch – Berlin: Ladestation im Wartestand – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify (2015)]
Für dieses Jahr werden in China 700.000 neu zugelassene Elektroautos erwartet und davon werden nur sieben Prozent Hybridfahrzeuge sein. Das ist eine Verdopplung zu den Zulassungszahlen von 2016. China hat also in zwei Jahren das Ziel von Bundeskanzlerin Angela Merkel – das mittlerweile einkassiert wurde – von einer Million Elektroautos bis 2020 überschritten. In Deutschland schaffen wir mit Hybriden 2017 vielleicht 40.000 neue Zulassungen. Auch hier lernen China und die chinesische Autoindustrie also fast 20mal schneller als die westlichen Unternehmen. Gleiches gilt für die Ladeinfrastruktur, die bislang in China sehr pragmatisch nach dem Motto „Low cost, low power“ läuft – also auf gut Deutsch: nur mit maximal 22 kW.
So sehen Mut und Lust auf Technologie aus.
China ist ein wirklicher Lehrmeister. Der deutsche Ökonom Joseph Schumpeter hätte seine wahre Freude an der Umsetzung dort gehabt. Weil weder Adam Smith noch Friedrich August von Hayek auf der wirtschaftsliberalen Seite noch auf der anderen Seite Karl Marx mit dem steten Wechsel von Markt und Vorgaben umgehen konnten, finden wir im Westen bisher keine Mittel gegen das Reich der Mitte. Noch muss hier die Welt ja immer nur schwarz oder nur weiß sein. Ob wir das in Deutschland mit „Jamaika“ ändern können?
->Quelle: blog.neue-energiewelt.de/lernkurven-und-der-wille-zum-erfolg