Der World Energy Outlook der IEA 2017 – Kritik: Solarentwicklung ignoriert – E-Fuels unbekannt
Zu den großen Veränderungen der Energieszene gehören vor allem die weltweite rasche Verbreitung wichtiger Erneuerbarer Energietechnologien, deren stark sinkende Kosten und die wachsende Bedeutung der Elektrizität. Aber auch die tiefgreifenden Umstellungen in Chinas Wirtschaft und dessen Abkehr von der Kohle, sowie die kontinuierliche Expansion der Schiefergas- und -ölförderung in den USA machen sich bemerkbar. Das sind die zentralen Aussagen des World Energy Outlooks 2017 der Internationalen Energieagentur (IEA), der am 17.11.2017 in Berlin von IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol vorgestellt wurde, und der die Entwicklung von Energieangebot und -nachfrage anhand aktualisierter Projektionen bis 2040 darstellt. Das manager magazin kritisierte scharf, dass der WEO seit Jahren die Entwicklung der Solarenergie ignoriere. Und die eben diskutierten E-Fuels auch, so Solarify.
In seiner Eröffnungsrede ging BDI-Präsident Dieter Kempf auf den Klimawandel und die Energiewende ein, begrüßte die Ergebnisse des Bonner Klimagipfels COP23, und kam schließlich auf die sogenannten synthetischen Treibstoffe (oft auch Designer oder E-Fuels genannt) zu sprechen, Benzin- und Dieselersatzstoffe aus Windwasserstoff und CO2, die in herkömmlichen Verbrennungsmotoren eingesetzt werden können. Sie seien allerdings noch lange nicht wettbewerbsfähig, aber wer nicht forsche, der erreiche auch nichts.
Die oben genannten Veränderungen sind der Hintergrund des „World Energy Outlook 2017“. Dessen detaillierte Analysen in verschiedenen Szenarien zeigen, wie sich diese Projektionen auf Energiebranchen, Energieinvestitionen, Versorgungssicherheit und Umwelt auswirken: Vier großangelegte Verschiebungen im globalen Energiesystem hätten dem raschen Einsatz und den sinkenden Kosten sauberer Energietechnologien den Weg für den World Energy Outlook 2017 bereitet, so Fatih Birol und die IEA-Medienmitteilung auf der Webseite:
- Die rasche Verbreitung sauberer Energietechnologien und deren sinkende Kosten; 2016 expandierten die PV-Kapazitäten stärker als alle anderen Formen der Stromerzeugung; seit 2010 sind die Kosten neuer PV-Anlagen um 70% gesunken (gegenüber einem Kostenrückgang für Windkraftanlagen um 25% und Batterien um 40%).
- Die wachsende Bedeutung der Elektrizität im Energiemix; 2016 waren die weltweiten Verbraucherausgaben für Strom fast genauso hoch wie die für Mineralölerzeugnisse.
- Die Umorientierung hin zu einer stärker dienstleistungs-orientierten Wirtschaft und einem saubereren Energiemix in China, dem weltgrößten Energieverbraucher – Thema eines Schwerpunkts dieses Outlook.
- Die ungebrochene Stärke von Schiefergas und Schieferöl in den Vereinigten Staaten, die deren Position als weltgrößter Öl- und Gasproduzent trotz niedrigerer Preise festigt.
Diese Veränderungen kommen zu einer Zeit, da die traditionelle Unterscheidung zwischen Energieerzeugern und Energieverbrauchern zunehmend verschwimmt und eine neue Gruppe großer Entwicklungsländer, an deren Spitze Indien steht, in eine zentrale Position vorrückt. Zusammen eröffnen diese Entwicklungen neue Perspektiven für den Zugang zu erschwinglichen, nachhaltigen und zeitgemäßen Energieträgern, bieten neue Antworten auf die dringenden Umweltherausforderungen, vor denen die Welt steht, und ziehen eine Neubewertung und Stärkung von Konzepten der Versorgungssicherheit nach sich.
Folgt: Wachsender Energiebedarf