Wachsender Energiebedarf
Im New Policies Szenario des WEO steigt der globale Energiebedarf langsamer als in der Vergangenheit, wächst aber zwischen heute und 2040 immer noch um 30%. Dies ist so viel, wie wenn man ein weiteres China und Indien zur heutigen globalen Nachfrage dazuzählt.
Zentrale Annahmen hierfür: Die Weltwirtschaft wächst mit einer durchschnittlichen Rate von 3,4% pro Jahr: Zu erwarten sind eine Bevölkerung, die von heute 7,4 Milliarden auf mehr als 9 Milliarden im Jahr 2040 anwächst, und ein Prozess der Urbanisierung, welcher der urbanen Weltbevölkerung alle vier Monate eine Stadt von der Größe Shanghais hinzufügt. Der größte Beitrag zum Nachfragewachstum – fast 30% – stammt aus Indien, dessen Anteil am weltweiten Energieverbrauch bis 2040 auf 11% ansteigt (immer noch deutlich unter seinem Anteil von 18% an der erwarteten Weltbevölkerung).
Südostasien ist ein weiteres aufstrebendes Schwergewicht im globalen Energiesektor. Die Nachfrage wächst dort doppelt so schnell wie in China. Insgesamt machen die Entwicklungsländer in Asien zwei Drittel des globalen Energiewachstums aus, der Rest kommt hauptsächlich aus dem Nahen Osten, Afrika und Lateinamerika.
Erneuerbare Energien steigen, Kohle ist Verlierer
Im Vergleich zu den vergangenen fünfundzwanzig Jahren ändert sich die Art und Weise, wie die Welt ihren wachsenden Energiebedarf deckt, im New Policies Scenario dramatisch, wobei der Vorsprung durch Erdgas, der rasche Anstieg Erneuerbarer Energien und die Energieeffizienz zunehmen.
Effizienzsteigerungen spielen eine große Rolle bei der Entlastung der Angebotsseite: Ohne sie würde sich der prognostizierte Anstieg des Endenergieverbrauchs mehr als verdoppeln. Erneuerbare Energieträger decken 40% des Anstiegs der Primärnachfrage und ihr explosives Wachstum im Stromsektor markiert das Ende der Boomjahre für Kohle.
Seit 2000 ist die Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken um fast 900 GW gestiegen, aber die Nettozugänge von heute bis 2040 belaufen sich auf nur noch 400 GW. Viele davon befinden sich bereits im Bau. In Indien sinkt der Anteil von Kohle im Strommix von drei Viertel im Jahr 2016 auf weniger als die Hälfte im Jahr 2040. Ohne groß angelegte CO2-Abscheidung und -Speicherung wird der globale Kohleverbrauch flacher.
Die Ölnachfrage steigt bis 2040 weiter an, wenn auch in einem stetig abnehmenden Tempo. Der Erdgasverbrauch steigt um 45% bis 2040; mit begrenzterem Raum, um im Stromsektor zu expandieren, wird die industrielle Nachfrage zum größten Wachstumsbereich. Die Aussichten für die Kernenergie haben sich seit dem letztjährigen Ausblick abgeschwächt, aber China führt weiterhin einen allmählichen Anstieg der Produktion durch und überholt die Vereinigten Staaten bis zum Jahr 2030, um der größte Hersteller von nuklearem Strom zu werden.
Leuchtende Zukunft für Erneuerbare Energien
Erneuerbare Energien umfassen bis 2040 zwei Drittel der weltweiten Investitionen in Kraftwerke, da sie für viele Länder die günstigste Quelle für neue Stromerzeugung darstellen. Der schnelle Einsatz von PV, angeführt von China und Indien, trägt dazu bei, dass Solarenergie bis 2040 die größte kohlenstoffarme Quelle wird. Zu diesem Zeitpunkt erreicht der Anteil aller Erneuerbaren Energien an der gesamten Stromerzeugung 40%. In der Europäischen Union entfallen 80% der neuen Kapazität auf Erneuerbare Energien, und Windkraft wird bald nach 2030 zur führenden Stromquelle, da sowohl Onshore als auch Offshore stark wachsen. Die Politik unterstützt weiterhin Erneuerbaren Strom weltweit, zunehmend durch wettbewerbsorientierte Auktionen anstelle von Einspeisetarifen, und die Transformation des Stromsektors wird durch Millionen von Haushalten, Gemeinden und Unternehmen verstärkt, die direkt in dezentrale PV-Anlagen investieren.
Das Wachstum der Erneuerbaren Energien ist nicht auf den Stromsektor beschränkt. Auch der direkte Einsatz Erneuerbarer Energien zur weltweiten Bereitstellung von Wärme und Mobilität verdoppelt sich, wenn auch von einer niedrigen Basis aus. In Brasilien steigt der Anteil der direkten und indirekten Erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch von 39% heute auf 45% im Jahr 2040, verglichen mit einem globalen Anstieg von 9% auf 16% im gleichen Zeitraum.
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