Hitzefieber der Erde steigt rasanter denn je, aber Bonner Weltklimakonferenz bietet keine Lösungen an
Ohne großen Streit ging die Weltklimakonferenz COP23 in Bonn zu Ende. Deshalb wird nun über viele Medien der Eindruck erweckt, der Klimaschutz sei in der Welt auf einem guten Weg. Doch was bedeuten denn die Ergebnisse des Bonner Weltklimagipfels wirklich? fragt Klimaexperte Hans-Josef Fell auf seiner Webseite. Und er kommt zu dem Schluss: Fossiles Divestment muss weitergehen.
Dass es einen mehrere hundert Seiten umfassenden Entwurf (!) für ein Regelbuch gibt, gilt den Regierungen der Bonner Klimaschutzkonferenz als Erfolg. Dabei stellt dieses Regelbuch im Wesentlichen nur die notwendigen Maßnahmen zum Monitoring der Emissionsentwicklung und angestrebten Emissionsreduktionen zusammen. Wenn es dann nächstes Jahr im polnischen Katowice verabschiedet wird, kann es dann 2020 in Kraft treten. Vielleicht!
Doch schon um 2020 herum – so müssen wir fürchten – kann die Erde bei dem momentanen sich beschleunigendem Antrieb der Temperaturerhöhung die untere Grenze von Paris, die 1,5° C Erderwärmung über vorindustrielles Niveau, erreicht haben, denn 2016 stand die Erde bereits bei 1.3° C. (http://www.ecmwf.int/en/about/media-centre/news/2017/2016-was-warmest-year-yet-ecmwf-data-show)
Somit wird offensichtlich: Man kann die Pariser Temperaturziele mit weiteren langsam zurückgehenden Emissionen, geregelt über das Regelbuch, niemals einhalten. Spätestens 2020 wird dies vielleicht auch den Regierungen dämmern. Das vom Weltklimarat IPCC in die Debatte gebrachte erlaubte Kohlenstoffbudget bis 2050 wäre dann endlich als viel zu hoch erkannt, da ja das damit zu erreichende Ziel schon 2020 erfüllt sein würde. Wie denn sollen mit weiteren Emissionen die dann erreichten 1,5° eingehalten werden, wenn mit jeder weiteren Emission die Geschwindigkeit weiterer Temperaturerhöhungen sogar noch beschleunigt wird?
Wer dann noch versuchen will, 1,5° C nicht wesentlich zu überschreiten, muss also alle Instrumente, die weitere Emissionen erlauben, abschaffen und durch neue, die nur noch Nullemissionen anstreben, ersetzen. Das in Bonn auf den Weg gebrachte Regelbuch wird also just mit seinem Inkrafttreten 2020 schon ausgedient haben und sich als völlig untauglich erweisen, die in Paris formulierten Temperaturgrenzen einhalten zu wollen.
Die für Klimaschutz sinnvollen Maßnahmen, die zu einer weltweiten Nullemissionswelt, verbunden mit großflächigen Kohlenstoffsenkungen des Humusaufbaus in oberen Bodenschichten führen, werden bisher nicht als strategisches Ziel auf den Weltklimakonferenzen erkannt, geschweige denn Maßnahmen dazu ergriffen.
Auch die Finanzierung von Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen für die Entwicklungsländer stehen unter völlig falschen strategischen Zielen. So soll aus Steuergeldern der Industrienationen ein Fonds für 100 Milliarden US Dollar aufgelegt werden. Jeder Finanzminister schaut sich zu Hause genau diese Forderung an und stellt fest, dass er das nur mit Erhöhung der Neuverschuldung erreichen kann. Dabei ist dieser angepeilte Fonds viel kleiner als die direkten Subventionen von etwa 330 Milliarden US Dollar jährlichen Subventionen, die die meisten Regierungen dieser Welt für klimaschädliche Geschäfte gewähren. Immerhin sind dies etwa 100 US Dollar pro Tonne CO2-Emissionen. Zusätzlich investiert die weltweite Finanzwirtschaft immer noch einige Tausend Milliarden US Dollar jährlich in die fossile und atomare Energiewirtschaft. Was soll da der Tropfen auf den heißen Stein von etwa 100 Milliarden für Klimaschutzfinanzierungen?
Doch Beschlüsse nach vollständigem Subventionsabbau für klimaschädliche Geschäftsmodelle finden sich auf der Weltklimakonferenz ebenso wenig, wie der Aufruf zum vollständigen Investitionstop der privaten Wirtschaft (Divestment) in klimaschädliche Investitionen. Genauso wenig findet man die Aufforderung zu einer Gesetzgebung mit Einspeisevergütung für Erneuerbare Energien Investitionen, womit private Investitionsgelder schnell in Nullemissionstechnologien umgelenkt werden. Das EEG hat die Wirkungsweise dafür längst bewiesen.
Seitdem es Weltklimakonferenzen gibt, versagt die Weltgemeinschaft, Klimaschutz zu organisieren, da sie auf die völlig falschen Instrumente, wie den vollkommen versagenden Emissionshandel setzt. Seitdem es den Emissionshandel gibt, sind die Klimagasemissionen weltweit auf ein Rekordniveau hochgeschnellt, allen Zielen einer Emissionsreduktion zum Trotz und auch das Jahr 2017 schickt sich an eine neue Rekordmarke der weltweiten Emissionen zu erreichen.
Einzige Hoffnung ist, dass sich die private Wirtschaft trotz aller Widerstände infolge falschen Klimaschutzpolitiken immer mehr dem bereits begonnen Divestment widmet (siehe Kolumne) und so den Umstieg auf Erneuerbare Energien rasant beschleunigt. Dank des EEG in Deutschland und seiner Übernahme in viele Länder sind die Erneuerbaren Energien nun die billigste Art der Energiegewinnung. Das hat eine hoffnungsvolle Dynamik für Klimaschutz in der ganzen Welt in Gang gesetzt – trotz aller bis heute auf den Weltklimakonferenzen und im Weltklimarat IPCC zu beobachtenden Ignoranz für diesen wirklich erfolgversprechenden Weg.