BDEW bietet Kohle-Aus für 5 GW an
Eine aktuelle BDEW-Analyse (BDEW-Medienmitteilung) zeigt: „Die Energiewirtschaft kann mit einer energietechnisch verantwortbaren Zusatzanstrengung bis zum Jahr 2020 eine Reduktion der Kohlendioxid-Emissionen um 40 Prozent gegenüber 1990 erreichen.“ Damit hebt der BDEW sich von den Sektoren Verkehr oder Landwirtschaft ab: „Mit großer Sicherheit“ könnten die Energie-Konzerne schon jetzt ohne weitere Maßnahmen bis 2020 die CO2-Emissionen um 38 Prozent verringern. Aber nichts ist umsonst: Der entsprechende Klimaschutzbeitrag müsse honoriert werden.
Um 40 Prozent Senkung zu erreichen, könnten weitere Stein- und Braunkohle-Kraftwerke mit 5 GW Gesamtleistung vom Netz gehen. Nach BDEW-Vorstellungen soll es dafür ein Ausschreibungs-Verfahren mit Entschädigungs-Zahlungen geben: Wer für den geringsten Euro-Betrag am meisten CO2 einspare, erhalte den Zuschlag.
Klimaziel 2020 und Versorgungssicherheit: Übrige Sektoren im Rückstand – Klima-Ziel 2030 ohne veränderte Energiepolitik gefährdet
„Damit wird deutlich: Die Energiewirtschaft leistet ihren Beitrag – ganz im Gegensatz zu den anderen relevanten Bereichen wie insbesondere dem Verkehrssektor. Dieser liegt bei der Minderung von Treibhausgasen massiv im Rückstand“, sagte Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung am 28.11.2017 in Berlin. „Es ist zwar politisch nachvollziehbar, wenn man hofft, die Defizite der anderen Sektoren durch noch massivere Eingriffe in den Kraftwerkspark auszugleichen. Dies wäre aber energiewirtschaftlich nicht verantwortbar: Der in 2020 noch vorhandene Überschuss an gesicherter Leistung wird bis 2023 vollständig abgebaut sein. Ab 2023 besteht dann eine massive Unterdeckung“, so Kapferer.
Die Jahreshöchstlast werde laut Prognose der Bundesnetzagentur im Jahr 2023 bei etwa 81,8 Gigawatt liegen. Die gesicherte Leistung hingegen betrage dann laut Prognosen des BDEW nur etwa 73 bis 75 Gigawatt.“Die Hoffnung, die Lücke vollständig durch Import-Strom aus dem Ausland zu schließen, ist trügerisch: Auch in unseren Nachbarländern geht die gesicherte Leistung weiter zurück, so dass Deutschland mit Blick auf künftige Stromimporte vor großen Unsicherheiten steht.“
Erneuerbare konsequent ausbauen – aber nicht nur
Die BDEW-Analyse zeigt, dass bereits ab 2018 ein Bündel von Maßnahmen greifen muss, wenn Deutschland nach 2023 weitere Schritte zur Erreichung des Klimaziels 2030 machen will. Zu diesem Bündel gehören neben einem konsequenten Ausbaupfad für die Erneuerbaren, der Fortsetzung der Stärkung der KWK-Anlagen, der Konzentration auf einen möglichst schnellen Netzausbau und der Besserstellung von Speichern auch eine Investitionsoffensive in gesicherte Leistung in Form von emissionsarmen neuen Gaskapazitäten.
„Ab 2023 muss, wenn weitere Kohlekraftwerke vom Netz gehen sollen, wegfallende gesicherte Leistung teilweise durch neue Gaskraftwerke ersetzt werden. Wer glaubt, mit dem Neubau noch länger warten zu können, täuscht sich: Die Realisierung neuer Gaskraftwerke dauert von der Planung über die einzelnen Genehmigungsschritte bis zur Inbetriebnahme fünf bis sieben Jahre“, so Kapferer. Daher sei entscheidend, dass die Rahmenbedingungen für den Bau neuer flexibler Kapazitäten jetzt angepasst werden, sei es über einen Kapazitätsmarkt oder über eine Absicherung von Investitionsrisiken.
Energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessern – sonst Klimaziel 2030 gefährdet
„Wenn jetzt nicht zügig die Voraussetzungen zur Sicherstellung von gesicherter Leistung oder mehr Flexibilitäten geschaffen werden, ist vor allem das Klimaziel 2030 gefährdet. Dann wird die Politik in 2027 genauso kurzatmig versuchen, eine Lücke zu schließen. Daher unser Appell an die zukünftige Bundesregierung: Die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit Perspektive Klimaziel 2030 zu verbessern, ist wichtiger als hektisch die Defizite anderer Sektoren bei der Zielerreichung 2020 im Kraftwerkspark schließen zu wollen.“
->Quelle: bdew.de/klimaziel-2020-energiewirtschaft-kann-co2-reduktion-um-40-prozent-erreichen