Janelle Knox-Hayes (MIT) untersucht kulturelle Hintergründe der Klimapolitik
Wir haben einen Planeten und viele Pläne, die verhindern sollen, dass er zu heiß wird – mehr als 60 unterschiedliche Systeme zur Preisgestaltung für Treibhausgasemissionen werden weltweit verwendet; alle zielen sie darauf ab, die Klimaschäden der Verbrennung fossiler Energieträger zu reduzieren. Abstrakt betrachtet könnte eine einheitlichere Politik einfacher sein, die den Emissionsverursachern Kosten auferlegt. Aber – das hat MIT Associate (W2-)Professorin Janelle Knox-Hayes beobachtet – Klimaregelungen werden nicht abstrakt entwickelt. Die spezifischen Politiken, welche die Länder verfolgen, ergeben sich aus den besonderen Bedingungen, mit denen sie konfrontiert sind.
So wurden in den USA Emissionshandelsvorschläge zusammen mit dem mächtigen Finanzsektor entwickelt; Händler experimentierten vor dem Börsencrash von 2008 gar mit besicherten Wertpapieren auf der Grundlage von Kohlenstoffverpflichtungen (ähnlich wie bei hypothekarisch gesicherten Anleihen). In Japan hingegen, wo weniger Wert auf „Finanzprodukte“ als auf den Export von materiellen Gütern gelegt wird, zählen die Emissionsmärkte des Landes die Exporte von sauberen Energien als Ausgleich für die inländischen CO2-Emissionen.
„Ich denke, für die meisten Menschen sind Emissionsmärkte ein abstraktes Konzept“, sagt Knox-Hayes. Ein Großteil ihrer Arbeit besteht daher darin, „die kulturellen Dimensionen von Märkten zu verstehen“, wie sie es ausdrückt. Dazu gehören ein Buch zu diesem Thema aus dem Jahr 2016, viele veröffentlichte Forschungsartikel und ein neues Forschungsprojekt, das sie nach Island geführt hat, wo Knox-Hayes soziale Werte in Bezug auf Klimafragen untersucht. Künftig will sie die Einstellungen und Werte der Bewohner in anderen Teilen des Polarkreises erfassen, in einem Gebiet, das für weitere Erdölexplorationen vorgesehen ist.
„Ich denke, dass es umfassendere Möglichkeiten geben kann, die Zusammensetzung der sozialen Werte zu verstehen“, sagt Knox-Hayes und fügt hinzu, dass wir politische Diskussionen mit „allen Gründen, aus denen die Menschen sich überhaupt um die Umwelt kümmern“ in Verbindung bringen müssen. Für diese Art innovativer Forschung und für ihre Lehrtätigkeit erhielt Knox-Hayes Anfang des Jahres eine Lebenszeit-Professur am MIT. Zurzeit ist sie noch außerordentliche Professorin für Wirtschaftsgeographie und -planung in der Fakultät für Stadtplanung, sowie Co-Leiterin der Umwelt und Politik-Planungsgruppe.
Umgeben von Landschaft
Knox-Hayes wuchs in Cortez, Colorado, einer relativ isolierten Stadt in der Region Four Corners auf. „Es ist ein abgelegener Ort, aber auch sehr schön“, sagt Knox-Hayes. „Man ist nur von der Naturlandschaft umgeben, und ich denke, dass mein Interesse an der natürlichen Umwelt, der Umweltpolitik und dem Naturschutz daher kommt.“ Als Undergraduate besuchte An der University of Colorado absolvierte Knox-Hayes ein Grundstudium und schloss mit einem Triple Major (Dreifach-Spezialisierung) ab, wobei sie Ökologie, japanische Sprachen sowie Zivilisation und internationale Beziehungen studierte. Ich wollte ein wenig interdisziplinär ausgerichtet sein“, erklärt Knox-Hayes in einer Art Understatement.
Sie erhielt ein Graduiertenstipendium an der Oxford University in England, wo sie in Zusammenarbeit mit dem Berater Gordon Clark begann, „den Schnittpunkt von Finanzen und Umweltschutz zu verstehen“. Das wurde zum Thema ihrer Dissertation und dann zu ihrem Buch „The Cultures of Markets“, das 2016 von der Oxford University Press herausgegeben wurde. In dem Buch hat sie sechs Länder oder Regionen mit Emissionsmärkten unter die Lupe genommen: die USA, Europa, Australien, Südkorea, Japan und China. Die asiatische Ausrichtung des Buches wurde nach der Wirtschaftskrise und der Finanzmarktkrise von 2007-2009 zur Notwendigkeit, die Knox-Hayes als wichtigen Grund dafür ansieht, dass in den USA keine föderale Emissionspolitik verabschiedet wurde.#
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