Desertec reloaded 3

Solarkraftwerke mit Potenzial

Solarthermische Kraftwerke bündeln die Sonnenenergie mit Spiegeln und wandeln sie in Wärme, die dann über einen Kraftwerksprozess in Strom umgewandelt wird. Energie kann bereits heute als Wärmeenergie effizient und kostengünstig gespeichert werden, so dass die Kraftwerke auch abends und in der Nacht Strom produzieren können. Solche Kraftwerke haben großes Potenzial in sonnenreichen Regionen wie Nordafrika und dem Nahen Osten. Das weltweit größte solarthermische Kraftwerk Noor 1 wurde im vergangenen Jahr in Marokko für den heimischen Bedarf fertiggestellt. Laut DLR-Studie eignen sich die Solarkraftwerke aber auch ideal für den Stromexport nach Europa, um dort als regelbare Erneuerbare Technologie den fluktuierenden Strom aus Windenergie- und Photovoltaikanlagen zu ergänzen. Der Strom kann durch Hochspannungsgleichstromleitungen mit einem verhältnismäßig geringen Verlust von zirka zehn Prozent von Nordafrika nach Mitteleuropa übertragen werden.

Optimaler Mix aus heimischen Quellen und regelbarem Stromimport

Die Analyse basiert auf Berechnung mit dem Energiesystemmodell REMix. Das Energiesystemanalyse-Werkzeug hat eine hohe zeitliche Auflösung und bildet die Energieflüsse im Strom-, Wärme- und Verkehrssektor im Jahresverlauf stundengenau ab. Zudem verfügt das Modell in der Studie mit etwa 500 Netzknoten auch über eine hohe räumliche Auflösung. Die berechneten Szenarien zeigen: Wird kein Strom aus Solarkraftwerken aus Nordafrika mittels einer Punkt-zu-Punkt-Hochspannungsgleichstromleitung in deutsche Netzknoten eingespeist, muss das Netz in Deutschland große Leistungskapazitäten vorhalten. „Das Szenario „ausgewogener Energiemix“ zeigt die optimale Mischung von regelbarem Stromimport und der Nutzung heimischer, zum großen Teil fluktuierender Quellen. Im Gegensatz zu einem Szenario ohne Stromimport kann der Netzausbau dabei um 40 Prozent reduziert werden“, beschreibt Hess die Ergebnisse. Weiteren Forschungsbedarf sieht der DLR-Energieforscher in Machbarkeitsstudien für den Aufbau der notwendigen Infrastruktur sowie in der Entwicklung von Geschäftsmodellen für das Einspeisen des Stroms aus Nordafrika.

Desertec Industrie-Initiative (Dii GmbH – Desert Energy)

Gerhard Knies und Paul van Son – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

In vielen Veröffentlichungen wird ungeprüft übernommen, die 2009 einer Idee des jüngst gestorbenen Gerhard Knies folgend von der Desertec Foundation und dem Club of Rome gemeinsam mit elf Unternehmen angeschobene Wüstenstrom-Initiative sei gescheitert. Das stimmt nicht. Denn schon 2015 titelten deutsche Zeitungen: „Dubai. Desertec lebt. Treibende Kraft dahinter: RWE.“  (Neue Osnabrücker Zeitung). „Warum Desertec für RWE doch noch ein Erfolg ist“(Die Welt): „Die Energiewende setzt RWE hart zu. Doch im Ausland schaltet der Konzern schon wieder auf Angriff. Als Sprungbrett in den Nahen Osten dient dabei eine schon verloren geglaubte Idee.“ 2014 wurde der Dii zwar „der Stecker gezogen“ (Der Tagesspiegel). Die Münchner Zentrale musste schließen. Geschäftsführer Paul van Son zog mit nicht viel mehr als dem Namen nach Dubai um. doch bereits seit zwei Jahren lebt das Projekt wieder auf – „ohne große Sprüche“, wie der Koordinator sagte. Heute hat die Initiative drei Gesellschafter (Acwa Power, Innogy und China State Grid) und 42 Unterstützer, unter anderem die Max-Planck-Gesellschaft (siehe: dii-desertenergy.org/network).

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