Klimastrategie des Bauernverbands enthält keine Vorschläge, mit denen Emissionen in der Landwirtschaft effektiv verringert werden könnten
Die Germanwatch übt scharfe Kritik an der am 10.01.2018 vorgestellten „Klimastrategie 2.0“ des Deutschen Bauernverbands (DBV). Die vom DBV vorgestellten Maßnahmen seien keine Grundlage, um die Treibhausgase in der Landwirtschaft effektiv zu verringern.
„Der Bauernverband sucht offenbar vor allem Argumente dafür, nichts an der industrialisierten Landwirtschaft und der zunehmend exportorientierten Milch- und Fleischerzeugung zu ändern“, so Tobias Reichert, Teamleiter für Welternährung, Landnutzung und Handel bei Germanwatch. „Dabei wäre die Abkehr von der Massentierhaltung die mit Abstand wirksamste Maßnahme, um beim Klimaschutz in der Landwirtschaft voran zu kommen.“
Die Tierhaltung einschließlich der dafür notwendigen Futtererzeugung sei für etwa drei Viertel der Treibhausgasemissionen aus der deutschen Landwirtschaft verantwortlich. Der einzige starke Rückgang der landwirtschaftlichen Emissionen um etwa 10 Millionen Tonnen CO2 (in Äquivalenten) Anfang der 1990er Jahre sei durch den Abbau der Viehbestände in der ehemaligen DDR entstanden.
Reichert: „Der DBV schlägt nun im Wesentlichen vor, die ‚Klimaeffizienz‘ zu steigern, indem pro Produkteinheit weniger Treibhausgase entstehen sollen. In welchem Umfang die einzelnen Maßnahmen tatsächlich zu geringeren Emissionen beitragen können, wird in der Strategie nicht ausgeführt. Zudem bleibt offen, ob und wie verhindert werden soll, dass die angestrebte Verringerung der Emissionen pro Produkteinheit nicht durch eine weiter steigende Gesamtproduktion konterkariert wird. Denn diese steigt seit 2007.
Mehr Klimaschutz ist nur mit weniger Tieren in den Ställen möglich
Eine Reduktion der Tierbestände bleibt für den DBV tabu. Dabei führt die regional konzentrierte intensive Tierhaltung nicht nur zu den hohen absoluten Treibhausgasemissionen, sondern auch zu einer Reihe weiterer Umweltprobleme wie der Gewässer- und Luftbelastung durch Gülle und den Verlust der Artenvielfalt durch Überdüngung. Die Orientierung am Weltmarkt, die nötig ist, um die steigenden Mengen exportieren zu können, hat zum Verfall der Erzeugerpreise und Einkommen der landwirtschaftlichen Betriebe geführt – insbesondere bei Fleisch und Milch. Immer mehr Betriebe müssen aufgeben und für die übrigen wird es immer schwieriger, dem Tierwohl gerecht zu werden“, erklärt Reichert.
Um die Ziele des Klimaschutzplans zu erreichen, sei ein grundlegender Wandel in der Tierhaltung notwendig, und zwar unter der vom Wissenschaftlichen Beirat Agrarpolitik der Bundesregierung vorgeschlagenen Leitlinie „Besser aber weniger“. Der Bauernverband könne dann durchaus zu Recht fordern, dass die tierhaltenden Betriebe von Politik, Handel und Verbrauchern bei den notwendigen Anpassungen unterstützt würden. Aber das „Weiter so“ in seiner Klimastrategie werde weder dem Klimaschutz noch den Bauern gerecht.
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