…Und zwar ohne El Niño
2017 erlebte die Welt eine der höchsten jemals gemessenen durchschnittlichen Oberflächentemperaturen, was all jene Wissenschaftler überraschte, die nach den letzten Rekordjahren einen stärkeren Rückgang erwartet hatten – schreiben Henry Fountain, Jugal K. Patel und Nadja Popovich in der New York Times.
NASA-Wissenschaftler ordneten am 17.01.2017 das vergangene Jahr als das zweitwärmste seit Beginn der zuverlässigen Aufzeichnungen im Jahr 1880 ein – nur 2016 war wärmer. Der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) zufolge, die eine andere Analysemethode verwendet, belegte 2017 den dritten Platz hinter 2016 und 2015.
Was die Zahlen überraschend machte, war, dass es im vergangenen Jahr keinen El Niño gab, eine Verschiebung der tropischen Wetterverhältnisse im Pazifik, die normalerweise mit Rekordwärme verbunden ist und zu Rekordhochs in den beiden vorangegangenen Jahren beigetragen hat. Tatsächlich hätte das vergangene Jahr von einer schwachen Version des gegenteiligen Phänomens La Niña profitieren müssen, das im Allgemeinen mit niedrigeren atmosphärischen Temperaturen in Verbindung gebracht wird.
„Das ist die neue Normalität“, sagte Gavin A. Schmidt, Direktor des Goddard Institute for Space Studies der NASA-Gruppe, das die Analyse durchführte. Aber er fügte hinzu: „Es verändert sich auch. Es ist nicht so, dass wir ein neues Plateau erreicht hätten – es wird nicht dabei bleiben. In zehn Jahren werden wir sagen:’Oh, schau, ein weiteres Rekordjahrzehnt wärmerer Temperaturen.'“
Eine Analyse von Berkeley Earth, einer privaten, unabhängigen Gruppe, ordneten das vergangene Jahr als das wärmste in der Geschichte ohne El Niño ein. Zeke Hausfather, Forscher der Gruppe, sagte, „trotz der schwachen La Niña, scheint es nicht so, als gäbe es Beweise dafür, dass sich die Dinge abkühlen“.
Sowohl gemäß der NASA-, als auch der NOAA-Analyse waren 17 der 18 wärmsten Jahre seit Beginn der modernen Aufzeichnungen seit 2001. Insgesamt sind die Temperaturen seit dem späten 19. Jahrhundert um mehr als 1 Grad Celsius gestiegen, angetrieben durch den Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen. Wenn die schlimmsten Folgen des Klimawandels vermieden werden sollen, sagen Wissenschaftler, dürfen die globalen Temperaturen nicht um mehr als 2 Grad Celsius im Durchschnitt ansteigen.
Die Erwärmungstendenz kommt zu einem Zeitpunkt, da Präsident Donald Trump viele klimabezogene Regelungen und Festlegungen zurückzieht. Letztes Jahr kündigte er an, dass sich die USA aus dem Pariser Klimaabkommen 2015 zurückziehen und den Clean Power Plan, eine Maßnahme aus der Obama-Ära zur Reduzierung der Emissionen von Kraftwerken, aufheben werde. Doch mehr als die Aussagen von Politikern oder Daten von Wissenschaftlern erinnerten die Ereignisse des vergangenen Jahres die Welt daran, dass sich das Klima verändert.
Die Temperaturen in der Arktis, die sich etwa doppelt so schnell erwärmt wie andere Teile des Planeten, stiegen in Teilen des Jahres 2017 weiter an, und die Region verlor fortschreitend Meereis und Permafrost. Ein großer Teil der östlichen Hälfte der Vereinigten Staaten hatte einen ungewöhnlich warmen Februar, ein laut den Wissenschaftlern immer wahrscheinlicheres Ereignis.
„Es ist erschreckend zu wissen, dass es Menschen am Rande des Erwachsenseins gibt, die ihr ganzes Leben in einem Klima verbracht haben, das sich weitgehend durch menschliche Aktivitäten von dem Klima unterscheidet, in dem ihre Eltern aufgewachsen sind“, sagte Rachel Licker, leitende Klimawissenschaftlerin bei der Union of Concerned Scientists, einer kritischen Forschungs- und Interessengruppe.
->Quelle: nytimes.com/breaking-news