1,5-Grad-Report des IPCC
Von Bert Metz auf Euractiv
„Es ist Europas moralische Pflicht, auf eine maximale globale Erwärmung von 1,5 °C hinzuarbeiten“, schreibt Bert Metz. in einem Standpunkt auf Euractiv. Denn mit jedem Monat, der vergehe, werde offensichtlicher, welche Bedrohung der Klimawandel darstellt. Bereits jetzt, bei einer globalen Durchschnittstemperatur von nur einem Grad Celsius (1° C) über dem vorindustriellen Niveau, nähmen Überschwemmungen, Dürren, Waldbrände und extreme Wetterereignisse merklich an Frequenz und Zerstörungskraft zu und hätten häufiger tödliche Folgen – in Europa wie auch in stärker gefährdeten Regionen der Erde.
Vor diesem Hintergrund verdienet der bereits durchgesickerte Entwurf des 1,5-°C-Bericht des Weltklimarats (IPCC) Aufmerksamkeit. Auch wenn bedacht werden sollte, dass er sich noch im Entwurfsstadium befindet und sich bis zu seiner Veröffentlichung im Oktober noch in wesentlichen Teilen ändern könnte, seien seine Erkenntnisse „ebenso ermutigend wie ernüchternd“.
[note Der durchgesickerte Entwurf IPCC-Report hält es für sehr wahrscheinlich, dass die Welt die ehrgeizige Obergrenze des Pariser Abkommens überschreiten wird. Die vorläufige Version des mit Spannung erwarteten IPCC-Sonderberichts über die globale Erwärmung von 1,5° Cwar vertraulich einer kleinen Gruppe von Experten und Regierungsbeamten zur Überprüfung vorgelegt worden – die endgültige Fassung will das IPCC erst im Oktober veröffentlichen. Alle paar Jahre veröffentlicht das IPCC einen Sachstandsbericht mit den verfügbaren Forschungsergebnissen zum aktuellen Stand des Klimawandels. Der diesjährige Sonderbericht konzentriert sich zum ersten Mal auf das vielleicht umstrittenste Klimaziel der Pariser Vereinbarung: die Begrenzung der globalen Temperaturen auf 1,5 Grad Celsius (2,7 Grad Fahrenheit) über dem vorindustriellen Niveau. Obwohl einige Länder nachdrücklich entsprechende Maßnahmen unterstützen, hat die Forschung gezeigt, dass wir die Grenze höchstwahrscheinlich nicht einhalten werden. Der Entwurf scheint die geringe Erfolgswahrscheinlichkeit zu bestätigen: „Es besteht ein sehr hohes Risiko, dass die globale Erwärmung 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau überschreitet“, wenn die Emissionen im gegenwärtigen Tempo weitergehen. Der Entwurf stellt auch fest, dass das 1,5-Grad-Klimaziel einen „beispiellosen“ Sprung von fossilen Brennstoffen hin zu Erneuerbaren Energieträgern und umfassende Reformen von Industrie und Landwirtschaft erfordern würde]
Metz: „Vor allem die EU muss sich ehrgeizigere Klimaziele setzen als bisher, um die Chancen zu erhöhen, die Erderwärmung unter 1,5 °C zu halten. Während des Klimagipfels 2015 in Paris unterstützte sie jene stärker gefährdeten Länder, die durch die bisherige 2-° C-Obergrenze besonders von einem Anstieg des Meeresspiegels, Extremwetter und tiefgreifenden Wirtschaftsturbulenzen bedroht wären. Sie erwirkten, dass eine Verpflichtung, ‚die Erwärmung deutlich unter 2° C zu halten, und Anstrengungen zu unternehmen, um den Temperaturanstieg auf 1,5° C zu begrenzen‘, in das endgültige Übereinkommen aufgenommen wurde.
EU-Parlament einigt sich auf ‘flexible’ Ziele für erneuerbare Energien
Das EU-Parlament hat sich auf einen strikteren, aber flexibleren Fahrplan geeinigt, mit dem die 2030er-Ziele für erneuerbare Energie erreicht werden sollen (siehe solarify.eu/eu-parlament-einigt-sich-auf-flexible-ee-ziele). Laien mag ein halbes Grad Erwärmung unbedeutend erscheinen – unter Wissenschaftlern und Politikern wächst dagegen die Sorge, dass die Welt bei 2° C wahrscheinlich mit tiefgreifenden und möglicherweise unumkehrbaren Folgen konfrontiert wird, die bei 1,5° C eventuell vermeidbar wären.
Für einige Ökosysteme – etwa die Korallenriffe – ist der Unterschied zwischen 1,5 °C und 2 °C aller Wahrscheinlichkeit nach kritisch. Und für stark gefährdete Regionen in den Entwicklungsländern macht jeder noch so kleine Temperaturanstieg eine Katastrophe wahrscheinlicher und die Anpassung schwieriger.
Der zu befürchtende langfristige Anstieg des Meeresspiegels um mehrere Meter ist bei 1,5° C viel weniger wahrscheinlich als in einem 2-°C-Szenario – ein Unterschied, der für viele niedrig gelegene Inseln oder Staaten entscheidend sein wird. Die Ernteerträge in Afrika und Mittelamerika werden wesentlich geringer zurückgehen, ebenso die Risiko von Wasserknappheit oder tropischer Hitzewellen.“