TU Wien-Studie: Jedes zweite neue Gebäude ab 2050 mit strombetriebener Wärmepumpe
Die zum Großteil fossil bereitgestellte Energie für Raumwärme in Österreich ist laut TU Wien für mehr als 20 Prozent der österreichischen CO2-Emissionen verantwortlich. Die Sektorkopplung – das heißt unter anderem auch Wärmeerzeugung aus Strom – könne hier einen hohen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten. Der müsse aber intelligent geplant werden, wie eine von Martin Jaksch-Fliegenschnee vom österreichischen Verband IG Windkraft am 24.01.2018 vorgestellte brandaktuelle Studie der TU Wien über die nachhaltigen Wärmeversorgung Österreichs zeigt.
„Die Studie zeigt, dass ein sinkender Energieverbrauch um 50% im Bereich Wärmeerzeugung möglich ist. Auch wenn in einem Viertel der gesamten Gebäudefläche Wärmepumpen 2050 eingesetzt werden, wird sich auch der Stromverbrauch im Wärmebereich halbieren“, resümiert Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. Die Studie „Wärmezukunft 2050“ der Energy Economics Group der TU Wien zeige einen Pfad zur Dekarbonisierung der Wärmebereitstellung in Österreich auf. Die Wärmewende sei möglich.
„Eine zur Gänze erneuerbare Versorgung ist im Strombereich bis 2030 möglich – wenn man möchte. Im Wärmemarkt ist dies nur mit einer wesentlich längerfristigeren Strategie bis 2050 erreichbar“, so Moidl. „Die Studie hat ergeben, dass die Umstellung der Wärmeversorgung ganz andere Voraussetzungen zeigt als der Strommarkt. Heizsysteme sind einerseits meist sehr langfristige Investitionen von Privatpersonen oder ganzen Städten. Daher ist es notwendig, Planung und Horizont für alle Nutzer möglichst klar zu definieren um zu vermeiden, dass uns die falschen Wärmetechnologien langfristig an fossile Importstrukturen fesseln. Andererseits haben wir im Strombereich bereits 70% erneuerbare Energieerzeugung, während im Wärmesektor noch mit 60% Kohle-, Gas- und Ölheizungen dominieren. Aus diesem Grund ist der Wärmesektor auch für 20% der österreichischen CO2-Emissionen verantwortlich“, so Moidl weiter.
Sektorkopplung ist Kernstück der Energiewende
Die Wärmebereitstellung durch Wärmepumpen werde ein relevanter Teil der Wärmewende sein. In jedem zweiten neuen Gebäude werde 2050 eine Wärmepumpe für Wärme sorgen. Insgesamt werde in einem Viertel der gesamten Gebäudefläche eine Wärmepumpe vorhanden sein. Der Stromverbrauch werde sich aber von aktuell 10,7 Terawattstunden bis 2050 halbieren. Nicht nur der Stromverbrauch im Wärmebereich sinke stark, sondern auch der Gesamtenergieeinsatz nehme von 100 auf 50 TWh ab. „Durch Maßnahmen wie thermische Sanierung und effiziente Heizanlagen kann der Gesamtenergieeinsatz halbiert werden und der Einsatz von fossiler Energie darüber hinaus fast zur Gänze verdrängt werden“ (Moidl).
Intelligente und konsequente Strategie notwendig
Damit die Wärmewende auch gelingen könne, brauche es klare politische Ziele, ordnungspolitische Maßnahmen und wirtschaftlich optimale Rahmenbedingungen. „Die Nutzer brauchen diese Vorgaben, damit sie jetzt nicht mehr in fossile Strukturen oder ineffiziente Wärmepumpen investieren“, so Moidl. „Es zeigt sich, dass beim falschen Einsatz von Wärmepumpen auch erhebliche Belastungen des Stromsystems auftreten können, wenn man hier nicht lenkend eingreift.“ Durch die Sektorkopplung sei aber auch eine deutliche Entlastung des Energiesystems möglich, jedoch nur bei einer intelligenten Einbindung, hohen Arbeitszahlen der Wärmepumpen in Kombination mit Speicherlösungen. „Auch hier müssen wir die Chancen, die uns die Wärmewende bietet, nur ergreifen“, bemerkte Moidl abschließend.
->Quelle und weitere Informationen:
- IGWindkraft.at/1037467
- Studie: Wärmezukunft 2050 (TU Wien)
- Zusammenfassung Wärmezukunft 2050 (TU Wien)
- Presseaussendung des Dachverbands Erneuerbare Energien Österreich (EEÖ)
- Presseaussendung Österreichischer Biomasse-Verband
- Presseaussendung proPellets Austria
- Wärmezukunft 2050 Präsentationsfolien (PDF)