Fake-Forschung: „10 Affen und ein Käfer: Aus dem Inneren der VW-Kampagne pro ‚Clean Diesel'“
Volkswagen hat sich im Rahmen des globalen Emissionsskandals bereits des in den Vereinigten Staaten begangenen Betrugs und der Verabredung dazu („federal fraud and conspiracy“) für schuldig bekannt, und mehr als 26 Milliarden Dollar (€ 21 Mrd.) Bußgelder gezahlt. VW gab zu, Software installiert zu haben (siehe zahlreiche Berichte auf Solarify), um die Abgastests zu täuschen. Aber VW und andere europäische Autohersteller waren darüber hinaus auch an langen, gut finanzierten Aktivitäten beteiligt, akademische Forschung zu produzieren, von der sie hofften, dass sie die politische Debatte beeinflussen und die Steuerprivilegien für Dieselkraftstoff erhalten würde. Ein Bericht von Wirtschaftskorrespondent Jack Ewing, Frankfurt, in der New York Times (25.01.2018) und weitere Informationen. (Foto: „We’re sorry that we got caught.“ – Aktion ‚Brandalism‘ Reklame-Kunstwerk VW zu Beginn der COP21 – © Barnbrook brandalism.org.uk – CC BY-SA 4.0)
Ewing berichtet von einem ungewöhnlichen, bisher geheim gehaltenen Experiment: 2014 setzten Wissenschaftler in einem Labor in Albuquerque (Neu Mexiko) zehn Affen in luftdichte Kammern und ließen sie Cartoons zur Unterhaltung anschauen, während sie Abgase eines VW-Käfers inhalierten. Die deutschen Autohersteller hätten das Experiment finanziert, um zu beweisen, dass Dieselfahrzeuge mit neuester Technologie sauberer sind als die qualmenden alten Modelle. Doch die Forscher wussten nichts davon, dass der Käfer manipuliert war: Er produzierte scheinbar weniger schädliche Schadstoffwerte – fürs Labor.
Manipulierte Ergebnisse
Dieses Experiment – Ewing nennt es die „Albuquerque-Affenforschung“ – stelle eine neue Dimension im weltweiten Abgasskandal dar. Gerichtsverfahren und staatliche Aufzeichnungen hätten gezeigt, dass die Wolfsburger im Verein mit anderen europäischen Autoherstellern zusätzlich in einer langen, gut finanzierten Aktion akademische Forschungsergebnisse zu produzieren versucht hätten, um die politische Debatte zu beeinflussen und die Steuerprivilegien für Dieselkraftstoff zu retten.
Die Einzelheiten des Albuquerque-Experiments seien infolge einer Klage gegen Volkswagen in den Vereinigten Staaten bekannt geworden; die habe „ein seltenes Fenster in die Welt der von der Industrie unterstützten akademischen Forschung“ geöffnet. Die Berliner Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor e.V. (EUGT) habe das Experiment in Auftrag gegeben, sie habe alle Fördermittel von Volkswagen, Daimler und BMW erhalten [sie wurde 2017 wegen Meinungsverschiedenheiten über ihre Arbeit aufgelöst]. Die EUGT habe selbst keine Forschung betrieben. Vielmehr habe sie Wissenschaftler mit dem Auftrag eingestellt, pseudo-wissenschaftliche Studien zur Verteidigung des Dieselkraftstoffs durchzuführen. So habe die EUGT Forschungsarbeiten gefördert, „die eine Entscheidung der Weltgesundheitsorganisation von 2012 in Frage stellten, Dieselabgase als krebserregend einzustufen. Sie finanzierte Studien, die Zweifel daran aufkommen ließen, ob das Verbot älterer Dieselfahrzeuge in Städten die Umweltverschmutzung verringert. Ergebnis: Eine skeptische Bewertung von Daten, die zeigen, dass die Dieselverschmutzung in Städten wie Barcelona, Spanien, die zulässigen Werte bei weitem überschritten hat“ (Ewing).
Folgt: Troll- und Desinformations-Kampagne von „Diesel-Leugnern“