Überraschende Beobachtungen
Was sind in Hinsicht auf die die Ziele für 2020 die wichtigsten aktuellen und zukünftigen Entwicklungen in der Windenergie? Sieben teils überraschende Beobachtungen von EURACTIVs Medienpartner edie.net.
1. Großbritannien führt
Bei den Kapazitäten, die 2017 neu ans Netz angeschlossen wurden, liegen Großbritannien (1,7 GW) und Deutschland (1,3 GW) in Front. Das Vereinigte Königreich liefert nun 53 Prozent aller Netto-Windenergiekapazitäten im europäischen Netz. 67 Prozent der gesamten Offshore-Windenergie werden in der Nordsee erzeugt. Dieses Jahr sollen weitere 400 MW aus britischen Windenergieprojekten eingespeist werden. Der Offshore-Markt wird sich wohl auch in Zukunft besonders um Großbritannien drehen: Das Land will bis 2020 zusätzliche 3,3 GW Windenergie bereitstellen. Das ist deutlich mehr als das deutsche Ziel von 2,3 GW.
2. Europas Kapazitäten sind um ein Viertel gewachsen
In Europa gingen im vergangenen Jahr 3,1 GW Netto-Windenergiekapazitäten mit insgesamt 15,8 GW ans Netz – ein Zubau in nur einem Jahr von 25 Prozent. 4.000 Offshore-Windturbinen arbeiten nun in 11 Ländern; 13 neue Windparks wurden 2017 fertiggestellt, darunter die erste schwimmende Windkraftanlage der Welt in Schottlland. Für dieses Jahr sind 11 Projekte geplant. WindEurope erwartet, dass die europäische Windkraftbranche 2020 Kapazitäten von 25 GW erreichen wird.
3. Nur fünf Länder sind wirklich aktiv
Trotz des großen Wachstums konzentriert sich die Offshore-Windkraft auf nur wenige Länder. Tatsächlich werden 98 Prozent in Großbritannien, Deutschland, Dänemark, den Niederlanden und Belgien erzeugt. Dabei sind 43 Prozent der in Europa produzierten Offshore-Windenergie britisch, 34 Prozent kommen aus deutschen Anlagen.
4. Die Investitionen sinken, aber das muss kein schlechtes Zeichen sein
2017 fiel das in neue europäische Offshore-Projekte investierte Kapital – insgesamt 7,5 Milliarden Euro – um fast 60 Prozent. Aus Sicht von WindEurope liegt dies aber nicht an nachlassendem Interesse sondern an den rapide sinkenden Technologie-Kosten. Aus Vergaberunden der vergangenen zwei Jahre werden 2018 wohl rund 9 Milliarden Euro investiert, erwartet WindEurope.
5. Frankreich will global führend werden
Frankreich nahm 2017 seine erste Offshore-Windturbine mit netto 2 MW in Betrieb. Präsident Emmanuel Macron hat versprochen, das Erneuerbare-Energien-Portfolio des Landes zu vergrößern und vor allem den Ausbau der Windenergie voranzutreiben. WindEurope prognostiziert daher, dass Frankreich 2021 der zweitgrößte Windenergiemarkt der EU sein wird. So sollen vor allem ab 2020 Projekte entlang der französischen Küsten realisiert werden. Bis 2030 sollen Nettokapazitäten von insgesamt 4,3 GW entstehen.
6. Siemens Gamesa hat die Kontrolle in Europa
51 Prozent der im vergangenen Jahr neu gebauten Anlagen wurden von Siemens Gamesa Renewable Energy gefertigt und aufgestellt. MHI Vestas folgt mit einigem Abstand (24,7 Prozent Marktanteil). Zwar kamen 2017 einige neue Hersteller auf dem Markt hinzu, diese beiden Firmen stehen aber noch immer für rund drei Viertel der installierten Kapazitäten.
7. Der Markt braucht Sicherheit und Klarheit von der Politik
Die Autoren des WindEurope-Report warnen, dass der Zubau ab 2020 wieder fallen könnte, wenn die EU-Mitgliedstaaten ihre nationalen Ziele gemäß der Erneuerbare-Energien-Richtlinie erreichen. Belgien und Dänemark wollen derweil in den kommenden Jahren jeweils zwischen 1 und 1,3 GW an Offshore-Kapazitäten hinzufügen. Auch die Niederlande haben angekündigt, zwischen 2023 und 2030 jedes Jahr rund 1 GW neu ans Netz zu bringen. Bis 2022 sollen die Windparks Borselle III und IV sowie Hollandse Kust Zuid I, II, III & IV fertiggestellt sein. In Großbritannien werden unter der nächsten sogenannten Contract for Difference Auction 2019 insgesamt 557 Millionen Pfund an Fördergeldern für „weniger etablierte“ erneuerbare Energien wie Offshore-Windprojekte vergeben. Trotz dieser nationalen Verpflichtungen wird es dennoch auch an der EU liegen, neue Ziele für Erneuerbare Energie festzulegen und damit weiteres Wachstum im Offshore-Windenergiesektor anzuregen.
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