Ergebnisse im Überblick und im Detail
Die realen Stickoxidemissionen der serienmäßigen Euro 5-Modelle ohne SCR-Umrüstung lagen zum Teil dramatisch über den gesetzlichen Grenzwerten. Die Messergebnisse nach der Umrüstung zeigen eindeutig die hohe Wirksamkeit der Funktionsprototypen auf Basis der SCR-Technologie. So wurden auf dem Prüfstand NOx-Minderungsraten im Stadtverkehr (WLTC kalt 23° C Phasen 1-3) bei einem Kaltstart je nach System zwischen 44 (Dr. Pley) und 61 Prozent (Twintec) gemessen. Bei dem Außerortsteil (WLTC Phase 4) dieser Messung erreichen drei der vier Systeme sogar Minderungsraten zwischen 78 und 88 Prozent. Sobald die Systeme ihre Betriebstemperatur (WLTC warm 23 °C Phasen 1-3) erreicht haben, liegen die Reduktionsraten bei allen gut abgestimmten Systemen auch im Stadtverkehr bei über 70 Prozent.
Dass auch im realen Verkehr auf der Straße niedrige NOx-Emissionen erreicht werden können, zeigen die RDE-Messungen im realen Fahrbetrieb. Das gilt selbst unter sehr ungünstigen Bedingungen (Außentemperatur ca. 4 °C), wie die Messergebnisse der Mercedes B-Klasse und des Opel Astra mit den Systemen von Dr. Pley bzw. TwinTec zeigen. Auf der Basis der Abgasmessungen wurden unter Berücksichtigung unterschiedlicher Annahmen Szenarien gerechnet, wie hoch die Emissionsminderung des Straßenverkehrs durch eine Nachrüstung von Euro 5-Diesel-Pkw mit SCR-Systemen regional ausfallen könnte. Wenn es zum Beispiel gelänge, fahrleistungsbezogen 75 Prozent dieser Fahrzeuge mit Systemen nachzurüsten, die 70 Prozent der Stickoxide zurückhalten können, würden die kumulierten Emissionen des Straßenverkehrs am Stuttgarter Neckartor um 18,5 Prozent sinken. Unter optimistischeren Annahmen könnte dieser Wert sogar auf bis zu 30 Prozent ansteigen.
Zusätzlich zu den Stickoxid-Emissionen wurden im Rahmen des Projekts weitere Daten erhoben. So steigen Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen durch die SCR-Nachrüstung um ein bis sechs Prozent. Der Verbrauch von AdBlue® bewegt sich in einer Spanne von 1,5 bis 2,8 Liter pro 1.000 Kilometer. Die Kosten einer Nachrüstung für den Verbraucher werden von den unterschiedlichen Anbietern mit 1.400 Euro bis 3.300 Euro inklusive Einbau angegeben. Die Markteinführung erster Nachrüstsysteme in Großserienfertigung wäre laut Nachrüster unter zwei Bedingungen rasch möglich: Der Gesetzgeber muss schnell gesetzliche Rahmenbedingungen für die Zertifizierung und Überprüfung von SCR-Nachrüstlösungen festlegen. Zudem ist die Kooperationsbereitschaft der Autohersteller eine weitere wichtige Voraussetzung. „Es bedarf weiterer Entwicklungsarbeit, die mit Unterstützung der Hersteller zu einer schnelleren Serienreife führen würde. Insbesondere beim Abgriff von relevanten Fahrzeugdaten, die für die korrekte Funktion des Nachrüstsystems unabdingbar sind, und beim Zugang zu Lieferanten können Hersteller aktiv mitwirken“, erklärt Roßkopf.
->Quellen:
- Untersuchungsbericht (Kurzversion)
- Untersuchungsbericht (Langversion)
- Untersuchungsbericht über nachgerüsteten Stadtbus:
- ergänzende Informationen
- vm.baden-wuerttemberg.de/dieselnachruestung-reduziert-stickoxidbelastung-deutlich
- stuttgarter-nachrichten.de/diesel-nachruestung-wirkt
- adac.de/scr_nachruest_prototypen_2018
- dw.com/adac-dieselnachrüstung-muss-kommen
- deutschlandfunk.de/adac-kritisiert-automobilindustrie-hardware-nachruestung
- handelsblatt.com/diesel-wie-sich-autoindustrie-gegen-nachruestungen-auflehnt