In Deutschland vor allem Bäume betroffen
Besonders stark waren die Veränderungen im polaren Grünland und in warmen, feuchten Gebieten. „Dort haben sich die Klimabedingungen stark verändert. In den kühleren Habitaten hat sich die Temperatur stark erhöht, in den feuchteren Gegenden hat der Regen stark abgenommen“, sagt König und erklärt: „Diese Veränderungen bei Temperatur und Niederschlägen haben offensichtlich die phänologischen Stadien verändert und den Blühbeginn verfrüht bei den meisten Arten.“ Denn die Pflanzen reagieren eben auf das Wetter und passen sich an.
Auch bei uns in Deutschland gibt es ganz klar Verfrühungen der Pflanzen, zum Beispiel bei Schneeglöckchen, die haben um die drei Tage früher geblüht, als normal. Aber auch bei Bäumen gibt es Untersuchungen, die zeigen, dass der der Blattaustrieb inzwischen teilweise einige Wochen früher stattfindet als noch vor 30 Jahren.
Besserer Schutz nötig
Besonders stark hatten sich Pflanzen mit einem hohen Wachstum verändert. Das seien vor allem einjährige Spezies, bei denen jedes Jahr eine neue Generation heranwächst. „Die sind offenbar flexibler und können deshalb auf sich verändernde Umweltbedingungen reagieren“, sagt König. Aber auch Bäume sind betroffen, einerseits solche, die sehr hoch wachsen, andererseits solche, die sich nicht selbst bestäuben können. Zu letzteren gehören auch viele Obstbäume.
Doch an dieser Stelle zeige sich, dass Flexibilität nicht immer bedeutet, dass eine Spezies auch gut mit dem Klimawandel zurecht kommt. Durch die frühe Blüte wächst nämlich die Verwundbarkeit vieler Arten. „Wenn eine Pflanze zu früh blüht, dann können die Knospen von späten Frostereignissen Schaden nehmen. Dann gibt es keine Frucht und keinem Samen und die Pflanze kann sich nicht weiter ausbreiten“, so König.
Die Forscher wollen in weiteren Studien nun noch näher herausfinden, welche Eigenschaften der Pflanzen dazu führen, dass sie früher blühen oder austreiben. Davon erhoffen sie sich bessere Erkenntnisse darüber, welche Spezies den Klimawandel besser überstehen werden und wie sich dadurch die Artenzusammensetzung verändert. Das sei wichtig für den Schutz der Pflanzen. „Wenn man besser versteht, wie das Ganze funktioniert, kann man auch besser agieren“ (König).
->Quelle und Original-Publikation:
- uni-jena.de/Forschungsmeldungen/FM180213_bluehfrueh
- mdr.de/pflanzen-bluehen-immer-frueher
- König P et al.: Advances in flowering phenology across the Northern Hemisphere are explained by functional traits -in: Global Ecol Biogeogr. 2018 https://doi.org/10.1111/geb.12696