Jährlich mehr als 10 GW PV-Zubau nötig
Selbst die Solarbranche tut sich mit dem Pariser Klimaschutzabkommen schwer. Ohne einen jährlichen PV-Zubau deutlich über 10 GW ist CO2-Neutralität in den 2030er-Jahren illusorisch. Nur wenige trauen sich, diese Zahlen zu kommunizieren, denn sie seien nicht vermittelbar. Auch Verbände wie der BSW stapeln immer noch tief. Vertreter der Solarthermie hetzen kontinuierlich gegen die Photovoltaik, weil sie im Winter nicht genügend Strom für Wärmepumpen liefern könne, setzen als Back-up gar auf fossile Energien. Die Windbranche beobachtete erstaunt, wie die Solar- und Biogasbranche in Deutschland zerlegt wurden, und war froh, nicht selbst betroffen zu sein. Nun trifft es die Windbranche und die Vertreter der Photovoltaik jubeln, dass wir nach 1,5 GW Zubau im Jahr 2016 auf 2 GW im Jahr 2017 zugesteuert sind und damit einen viel größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Willkommen im postfaktischen Zeitalter.
Ob wir 0, 1,5 oder 2 GW Photovoltaik pro Jahr in Deutschland bauen, ist für den Klimaschutz ziemlich egal. Alles würde zu einer globalen Erwärmung von mehr als drei Grad führen und damit den Temperaturanstieg seit der letzten Eiszeit verdoppeln. Wir dürfen nicht länger lamentieren und uns hinter schönen Worten verstecken, wir brauchen endlich echte Taten. Wir brauchen Solidarität zwischen allen Erneuerbaren und mit den Opfern des Klimawandels. Mehr als 500.000 Menschen sind in den vergangenen 20 Jahren durch klimabedingte Ereignisse gestorben. Die materiellen Schäden betrugen rund drei Billionen Euro. Wer funktionierenden Klimaschutz für nicht vermittelbar hält, sollte sich diese Zahlen vor Augen halten. Sie sind die Konsequenz unseres Versagens.
Wir müssen künftig alle festnageln, die zwar vom Klimaschutz reden, aber nicht einmal ansatzweise das Nötige dafür tun – auch wenn diese BSW oder Bündnis 90/Die Grünen heißen. Wir sind Hunderttausende, die sich in Deutschland für die Energiewende und erfolgreichen Klimaschutz einsetzen. Aber wir haben es bislang noch nicht einmal geschafft, dass sich alle ohne Wenn und Aber zu den nötigen Maßnahmen dazu bekennen. Wir haben keine Zeit mehr zu überlegen, was der Bevölkerung vermittelbar ist und die Menschen mit Klimaschutzlügen in Watte zu packen. Wir brauchen jetzt endlich viel mehr Menschen, die den Mut haben, Klartext zu reden und die nötigen Maßnahmen durchzusetzen. (Volker Quaschning, HTW Berlin)
Dieser Artikel ist zuerst im Print-Magazin von erneuerbareenergien erschienen
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