eo.n kauft (und zerschlägt?) innogy
Offenbar sei der erzwungene Abgang von Innogy-Vorstandschef Peter Terium Ende 2017 „nur das Vorbeben zur Nachricht vom Wochenende“ gewesen, schreibt der Tagesspiegel-Background: e.on und RWE wollen jetzt nichts Geringeres als die deutsche Stromwirtschaft neu planen – wenn die deutschen und EU-Kartellbehörden zustimmen. Die höchstgerichtlich verordnete Rückzahlung der Brennelementesteuer hat ein wenig Liquidität in die Kassen, der eigentlich hoch verschuldeten Energieriesen gespült – die gibt vor allem RWE sofort aus. Weil sie sich in ihrer gegenwärtigen Verfasstheit im europäischen Maßstab nicht stark genug finden, wollen sie sich spezialisieren – „e.on auf das stabile Netzgeschäft, RWE auf das riskantere und wettbewerbsintensivere Business mit den Erneuerbaren. Was aus der Innogy wird, ist offen“ (T-Background).
„Der Deal dürfte hohe Wellen schlagen“, erwartet n-tv, und: „Eon und RWE spielen Monopoly. e.on will die RWE-Tochter Innogy übernehmen und sich auf Strom- und Gasnetz und den Vertrieb spezialisieren. Im Gegenzug will RWE das Ökostrom-Geschäft bündeln. Im Rahmen der erzielten (und von beiden Vorständen und Aufsichtsräten noch abzusegnenden) Grundsatzeinigung sollen Geschäftsaktivitäten und Beteiligungen getauscht werden – RWE überweist 1,5 Milliarden Euro an e.on.
Jakob Schlandt kommentiert das im Tagesspiegel so: „e.on wäre in Zukunft ein sehr stabiler Konzern, der mit fixen Einnahmen rechnen kann, RWE dagegen eine Zockerbude, die sehr stark zum Beispiel von der Entwicklung der Strompreise abhängt.“ Zudem bleibt vorerst offen, was mit den Arbeitnehmern geschieht. Die werden nach der Sicherheit ihrer Arbeitsplätze fragen. Die RWE-Aktionäre, wie etwa die Großstädte Essen und Dortmund, sollen einem solchen Deal mit e.on sehr skeptisch gegenüber stehen; sie scheinen die Innogy-Mehrheit (Marktwert derzeit rund 19 Milliarden Euro) lieber behalten zu wollen.
[note Der Deal laut n-tv: RWE soll zunächst eine Beteiligung an e.on von 16,67 Prozent erhalten. Die Aktien würden von e.on im Rahmen einer 20-prozentigen Sachkapitalerhöhung ausgegeben. Zudem übernimmt RWE den größten Teil des Erneuerbare-Energien-Geschäft sowohl von e.on als auch von Innogy und das Innogy-Gasspeichergeschäft sowie den Anteil am österreichischen Versorger Kelag. Dem Vorvertrag nach soll RWE die von der e.on -Tochter PreussenElektra gehaltenen Minderheitsbeteiligungen an den RWE-Kernkraftwerken Emsland und Gundremmingen erhalten. e.on will den Innogy-Minderheitsaktionären ein freiwilliges Übernahmeangebot von 40 Euro in bar je Aktie vorlegen. Ziel sei die volle Integration Innogys in den e.on -Konzern.]
Manager „orientierungslos“
Laut Schlandt ist der geplante Deal „ein weiterer Beleg des Bedeutungsverlusts der einstigen ‚Energieriesen‘. Und für die Orientierungslosigkeit ihrer Manager. Vieles von dem, was bei e.on und RWE in den vergangenen drei Jahren mühsam umstrukturiert und aufgebaut wurde, wird mit dem Zusammenschluss nämlich gleich wieder eingerissen. Eon, RWE, Innogy: Sie alle haben in den vergangenen Jahren ausführlich erzählt, warum Netzgeschäft und Erneuerbare Energien zusammengehören. Man darf gespannt sein auf die Darstellungen, warum nun diese Neuaufteilung einen noch größeren ’strategischen Mehrwert‘ bietet.“
Solarify meint: Darüber, ob es sich bei e.on und RWE in Wirklichkeit eher um Scheinriesen handelt, gehen die Meinungen auseinander. Die hastige Verwendung der Brennelemente-Rückerstattungs-Kohle weckt jedenfalls Skepsis bezüglich der Erfolgsaussichten dieser Neustrukturierung. Haben doch die Großen der Branche die Zeichen der Zeit namens Erneuerbare arrogant allzu lange verschlafen. Denn: Was geschieht endgültig mit den Atomkraftwerken, ihren Risiken und der Entsorgung des radioaktiven Mülls? Was mit den riesigen Überkapazitäten an Braunkohle-Kraftwerken? In unsicheren Zeiten kauft man halt lieber ein, als übriges Geld zur Entschuldung zu verwenden oder möglicherweise für negative Zinsen auf die Bank zu legen. Dass Arbeitsplätze gestrichen werden, im Jargon der Chefs meist als „Freistellungen“ beschönigt, ist zu befürchten. Bleibt nur die Frage, wie viele…