Bei Einhaltung der Zwei-Grad-Grenze würde „nur“ jede vierte verschwinden
Bis zur Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten in den weltweit bedeutendsten Naturregionen wie dem Amazonas, Madagaskar, den Miombo-Wäldern im südlichen Afrika und Südwestaustralien werden mittelfristig dem Klimawandel zum Opfer fallen – so das düstere Ergebnis einer vom WWF in Auftrag gegebenen (und in der Wissenschaftszeitschrift Climatic Change veröffentlichte) Studie der Universität East Anglia in Großbritannien und der James Cook University (Australien). Sollte die menschengemachten Treibhausgas-Emissionen wie bisher weitergehen und zunehmen, würde bis 2080 jede zweite Art aus den untersuchten Gebieten verschwinden. Selbst wenn die Pariser Zwei-Grad-Grenze eingehalten würde, fiele der Rückgang der Artenvielfalt noch erheblich aus: Dann würde noch jede vierte Spezies in den Schlüsselregionen das Zeitliche segnen.
Die Wissenschaftler untersuchten die klimatischen Bedingungen für 80.000 Arten in 33 sowohl einzigartigen wie artenreichen Gebieten wie dem Amazonas, der Wüste von Namibia, dem Himalaya, dem Baikalsee und dem Süden Chiles. „Sollten die menschengemachten Emissionen an Treibhausgasen wie bisher fortschreiten, würde jede zweite Art bis zum Jahr 2080 aus den untersuchten Gebieten verschwinden. Auf der ganzen Welt könnten Tiere wie Afrikanische Elefanten oder Große Pandas regional verschwinden, genau wie zehntausende Pflanzen, Insekten und kleinere Lebewesen, die die Grundlage des Lebens auf der Erde bilden“, sagte Christoph Heinrich, Vorstand für Naturschutz beim WWF Deutschland, den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom 15.03.2016.
Für die kurz vor der Earth Hour am 24.03.2018, dem weltweit größten Umweltereignis, veröffentlichte Studie untersuchten die Forscher eine Reihe verschiedener Zukunftschancen im Rahmen des Klimawandels – vorausgesetzt, die globale Durchschnittstemperatur steigt um 4,5° C (im Vergleich zur vorindustriellen Zeit), bis herunter zu einem Anstieg um 2° C, der Obergrenze für die Temperatur in der Pariser Vereinbarung. Jedes Gebiet wurde aufgrund seiner Einzigartigkeit und der Vielfalt der dort vorkommenden Pflanzen und Tiere ausgewählt.
Es stellte sich heraus, dass die Miombo-Waldgebiete, in denen afrikanische Wildhunde leben, Südwestaustralien und die Amazonas-Guyanas voraussichtlich einige der am stärksten betroffenen Gebiete sind. Wenn die globale Mitteltemperatur um 4,5° C ansteigt, dürfte das Klima in diesen Gebieten für viele der heute dort lebenden Pflanzen und Tiere ungeeignet sein:
- Bis zu 90 % der Amphibien, 86 % der Vögel und 80 % der Säugetiere könnten in den Miombo-Wäldern im südlichen Afrika aussterben.
- Der Amazonas könnte 69% seiner Pflanzenarten verlieren.
- Im Südwesten Australiens könnten 89% der Amphibien lokal ausgestorben sein.
- 60% aller Arten sind in Madagaskar vom lokalen Aussterben bedroht.
- Die Fynbos in der Westkap-Region Südafrikas, die schon heute unter einer Dürre leidet, die zu Wasserknappheit in Kapstadt geführt hat, könnten lokal zu einem Drittel aussterben – viele von ihnen sind in dieser Region einzigartig.
Zudem könnten erhöhte Durchschnittstemperaturen und unregelmäßigere Niederschläge die „neue Normalität“ werden – mit deutlich weniger Niederschlägen im Mittelmeerraum, Madagaskar und im Cerrado-Pantanal in Brasilien. Mögliche Auswirkungen sind:
- Druck auf die Wasserversorgung afrikanischer Elefanten, die täglich 150-300 Liter Wasser trinken müssen.
- 96% der Fortpflanzungsgebiete von Sundarbans Tigern könnten durch den Anstieg des Meeresspiegels überschwemmt werden.
- Vergleichsweise weniger männliche Meeresschildkröten aufgrund der temperaturbedingten Geschlechtszuordnung von Eiern.
Folgt: Nicht schnell bewegliche Arten werden nicht überleben