Auch BMW beim Abgasbetrug erwischt

DUH forderte CEO-Rücktritt

BMW-CEO Harald Krüger hatte stets vollmundig behauptet, die weißblaue Edelkarrossenschmiede nutze keine Betrugssoftware. Das scheint nun Makulatur zu sein: Auch BMW wurde ertappt. Laut einer Medienmitteilung forderte die DUH bereits am 28.02.2016 den BMW-Vorsteher wegen des nun auch von den Behörden festgestellten Einsatzes einer illegalen Software bei bis zu 140.000 Euro teuren Luxus-Limousinen zum Rücktritt auf. Der blieb aber…

„Alexander Dobrindt kennt NOx-Probleme bei BMW-Luxuslimousinen bereits seit Mai 2017 – Deutsche Umwelthilfe fordert Rücktritt von BMW-Chef Harald Krüger“- titelte die DUH. Die DUH hatte bereits vor neun Monaten alarmierende Prüfergebnisse eines 140.000 Euro Luxusdiesel 750d mit 8,1-facher Überschreitung der NOx-Grenzwerte bei Straßentests veröffentlicht. BMW aber verteidigte gegenüber der DUH, Kunden und Medien bis unmittelbar vor der Nachprüfung der DUH-Vorwürfe durch das Kraftfahrtbundesamt die eingesetzte Motorsteuerungssoftware als korrekt. DUH-Bundesgeschäftsführer Resch wirft BMW wegen der Behauptung, sie hätten bei 11.700 Fahrzeugen die „falsche“ Software „irrtümlich aufgespielt“ deshalb die „dreisteste Ausrede für einen aufgedeckten Abgasbetrug“ vor – ein erneuter Versuch der Täuschung von Behörden, Kunden und Öffentlichkeit.

Krüger hatte zuletzt im Herbst 2017 bei der IAA in Frankfurt behauptet: „Es gibt kein Defeat Device bei der BMW Group“. Und noch im Februar habe BMW-Entwicklungschef Klaus Fröhlich laut Spiegel Online erklärt: „Grundsätzlich gilt: Fahrzeuge der BMW Group werden nicht manipuliert. Unsere Dieselmotoren sind sauber. Darauf können sich Öffentlichkeit und Politik, vor allem aber unsere Kunden und Mitarbeiter, verlassen.“

„Unfassbare Dreistigkeit“

Resch: „Es ist unfassbar, mit welcher Dreistigkeit BMW versucht, Kunden, Behörden und die Öffentlichkeit zu täuschen. BMW verteidigt seit Herbst 2015 mehrere alarmierende Abgasmessungen ihrer Diesel-Pkw mit minderwertiger Abgasreinigungstechnik – nämlich teure Limousinen ohne SCR-Katalysator – als korrekt. Erst als das Kraftfahrtbundesamt leider neun Monate zu spät alarmierenden Messungen der DUH nachgeht und eigene Prüfungen an einem angekauften 750d Testwagen durchführt, fordert der Münchner Diesel-Konzern laut einem Bericht von Spiegel Online, das Fahrzeug müsse vor dem Test noch einen besonderen ‚Service‘ erhalten. Als dies vom KBA richtigerweise abgelehnt wird, fällt BMW plötzlich ein, dass dieses vom KBA ausgewählte Fahrzeug und 11.700 weitere BMW-Luxus-Limousinen eine Fake-Software enthalte, die ‚das Abgassystem der Diesel manipuliert’“.

[note Die DUH veröffentlichte bereits am 23. Mai 2017 eine Pressemitteilung mit der Meldung „Deutsche Umwelthilfe misst Politiker-Dienstwagen BMW 750d mit über achtfacher Überschreitung des Stickoxid-Grenzwerts bei Straßenmessungen“ und übersandte dem damaligen Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt am 24.05.2017 den Prüfbericht zur Durchführung einer offiziellen Nachmessung durch das Kraftfahrtbundesamt (KBA). Resch hatte in dieser Meldung erklärt: „Obwohl BMW bereits bei frühen Messungen der DUH im Herbst 2015 in der Schweiz auffällig war und auch mit mehreren Fahrzeugen bei der Abgasuntersuchung des Verkehrsministeriums stark erhöhte NOx-Werte zeigte, gerierte sich BMW selbst als Saubermann unter den deutschen Diesel-Herstellern. Das ist mit diesen Messungen nun vorbei. Es ist für mich unerklärlich, wie BMW ausgerechnet bei einem solch hochpreisigen Dienstwagen von Vorstandsvorsitzenden, Ministern und Ministerpräsidenten eine derartig schlechte Abgasreinigungstechnik verbaut. Der BMW 750d mit Erstzulassung vom September 2014 ist mit einem Speicherkat (LNT) ausgerüstet, erst spätere Varianten des Modells haben einen SCR-Kat erhalten. Warum bei einem deutlich schwereren Fahrzeug mit einem höheren Ladedruck in der 7er-Reihe nur ein LNT verbaut wurde, ist aus Sicht der DUH technisch nicht nachvollziehbar.“ Im November 2017 veröffentlichte die DUH schließlich detaillierte Messungen und Softwareuntersuchungen zu mehreren von der DUH im November 2017 gefundenen und dokumentierten Abschalteinrichtungen bei einem BMW 320d (Euro 6), ebenfalls mit minderwertiger Abgasreinigungstechnik (wie der BMW 750d ohne SCR-Katalysator).]

Die DUH forderte vom bis gestern (14.03.2018) amtierenden Bundesverkehrsminister Christian Schmidt die Offenlegung aller Testprotokolle von BMW-Fahrzeugen seit Herbst 2015 und Darstellung, bei welchen Tests BMW-Mitarbeiter beteiligt, vorab Software-Updates vornehmen konnten und schließlich welche der KBA-Tests sogar direkt bei BMW durchgeführt wurden. Darüber hinaus forderte die DUH die sofortige amtliche Überprüfung weiterer Diesel-Fahrzeuge der Abgasstufen Euro 5+6 des BMW Konzerns. Dabei müsse sichergestellt sein, dass BMW keinerlei Kenntnis über die vorgesehenen Testfahrzeuge und keinen Einfluss auf die Messung selbst nehmen kann, wie dies im Falle des untersuchten 750d BMW beim KBA laut Spiegel Online versucht wurde. Es ist zu erwarten, dass Schmidts Nachfolger Andreas Scheuer die DUH-Forderungen erben wird.

Eine Medienmitteilung von Jürgen Resch – „Vernichtung der DUH“ (per Mail versandt):

„Wir wussten im Herbst 2017, wie aggressiv BMW auf den Nachweis illegaler Abschalteinrichtungen bei seinen Diesel-Pkw aufgrund von Untersuchungen der DUH reagieren wird. Daher haben wir über zwei Monate hinweg sehr gründlich, zum Teil über doppelt messend (unser EKI Team mit Axel Friedrich und Simon Annen) einen BMW 320d gemessen und die Software ausgelesen und auf Abschalteinrichtungen hin analysiert. Im Team dabei: Wolfgang Jüngst samt Team des ZDF (WISO Redaktion), einem freien BMW-Software Experten, dem TÜV Nord mit seiner Referenz-Labortesteinrichtung und schliesslich  Messungen des ICCT in Griechenland. Ergebnis: Wir konnten vier verschiedene Abschalteinrichtungen bei einem 320d dokumentiert. Erste NOx-Extremmessungen mit klaren Hinweisen auf Abschalteinrichtungen bei einem 320d hatten wir bereits im Herbst 2015 in Biel. Und im Mai 2017 stellten wir extreme 8-fache Grenzwertüberschreitungen bei der 140.000 € Luxuslimousine BMW 750d fest, einem typischen Ministerpräsidenten-Dienstwagen. Die Reaktion von BMW auf unsere Pressekonferenz samt WISO Bericht war entsprechend hart und auf die Vernichtung der DUH angelegt. Während der PK erreichte uns ein Drohschreiben der BMW Rechtsabteilung. Und danach führt BMW seinen ganzen Lobbybereich hoch, die DUH und mich als Person zu diskreditieren. Ich empfehle hierzu die Lektüre der Artikel in FAZ und FAS sowie insbesondere Focus (BMW ist der Endgegner der Deutschen Umwelthilfe) der letzten zehn Tage – zumindest bis Freitagabend 23.02.2018.“

Zwei Plug-in-Hybride vom Umweltbonus ausgeschlossen

Zwei Plug-in-Hybriden BMW 225xe iPerformance Active Tourer und Mini Cooper S E Countryman All4 sind laut dem Branchendienst electrive.net neuerdings vom Umweltbonus ausgeschlossen, weil sie nach WLTP den vorgegebenen CO2-Wert nicht mehr einhalten. BMW übernehme die dadurch entgehende Förderung nun komplett als Rabatt. In der Liste der förderfähigen Elektrofahrzeuge (Stand: 06.03.2018) finde sich beim 225xe der Zusatz „Typ: 2C71″ und beim Mini Cooper der Hinweis „Produktion bis einschließlich 28. Februar 2018″. Daher sei via Twitter die Frage aufgekommen, weshalb diese nicht mehr länger gefördert würden. Das BAFA habe das am 05. 03.2018 bestätigt und auch den Hintergrund erklärt: „Der BMW 225xe iPerformance Active Tourer und der MINI Cooper S E Countryman sind ab Produktion März 2018 WLTP geprüft. Durch das neue Messverfahren steigen CO2-Emissionen. Die für die Förderfähigkeit notwendige und festgelegte CO2-Schwelle von 50g/km wird dadurch überschritten.“ Käufer muss das vorerst aber nicht verunsichern: Gegenüber electrive.net teilte die BMW AG mit, den Anteil des Bundes am Umweltbonus in Höhe von 1.500 Euro zu übernehmen. Käufer können also weiterhin die vollen 3.000 Euro Rabatt in ihrer Kalkulation berücksichtigen.

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