Studie legt Wirtschaftsdaten zur Energiewende vor
Von den knapp 690.000 Beschäftigten in der deutschen Energiewirtschaft im Jahr 2016 arbeitete mit 338.600 knapp die Hälfte im Bereich der erneuerbaren Energien. Insgesamt ist die Beschäftigung, die aus den Aktivitäten der Energiewirtschaft resultiert, seit dem Jahr 2000 durch den Ausbau der erneuerbaren Energien gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) beauftragte Studie, in der erstmals die ökonomischen Indikatoren der Energiewende in einer einheitlichen Form für alle Bereiche der Energiewirtschaft vorliegen. Die Studie ermöglicht über die Entwicklung der erneuerbaren Energien hinaus Aussagen zum Verlauf der Energiewende zu machen. Verfasser sind das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS).
Unter dem Begriff der „Energiewende“ vollzieht sich bereits seit einigen Jahren ein Transformationsprozess in der Energiewirtschaft. In der Vergangenheit bedeutsame Branchen und Technologien verlieren an Bedeutung. Gleichzeitig bringt der Strukturwandel neue Technologien und Akteure hervor.
„Um zu verstehen, welche Veränderungen in der Branche derzeit ablaufen, haben wir ökonomisch wesentliche Daten, unter anderem Investitionen und Beschäftigungszahlen, seit dem Jahr 2000 ermittelt“, beschreibt Marlene O’Sullivan, Projektleiterin in der Abteilung Systemanalyse & Technikbewertung beim DLR-Institut für Technische Thermodynamik die vorliegende Studie. „Diese Daten ermöglichen einen guten Überblick und werden für viele Akteure rund um die Energiewende relevant sein.“ Die Daten basieren auf einer Vielzahl verschiedener amtlicher wie privatwirtschaftlicher Informationsquellen. Ziel war es dabei insbesondere die Investitionen der Energiewirtschaft möglichst differenziert zu ermitteln, um die Entwicklung der einzelnen Technologien abzubilden.
Stabilisierung nach Boom und Einbruch 2011
Erstmals liegen mit der Studie auch Zahlen zur gesamten Energiewirtschaft von 2000 bis 2016 vor. Aktuell stieg die Zahl der Beschäftigten 2016 erstmals wieder leicht im Vergleich zum Vorjahr, was insbesondere auf die positive Entwicklung aus dem Bereich der Erzeugungsanlagen zurückzuführen ist. Über den gesamten beobachteten Zeitraum ist zu erkennen, dass die Zahl der Beschäftigten durch die Aktivitäten der Energiewirtschaft von etwa 550.000 Personen im Jahr 2000 auf knapp 810.000 Personen im Zeitraum 2009 bis 2011 in die Höhe geschnellt ist. Zurückführen lässt sich diese Entwicklung insbesondere auf den damaligen Ausbau der erneuerbaren Energien, vor allem der Photovoltaik.
Der anschließende Rückgang der Beschäftigungszahlen auf etwa 690.000 Personen ist über einen Zeitraum von etwa vier Jahren erfolgt. Vom Boom und dem dann folgenden Rückgang waren vor allem die Beschäftigten betroffen, welche Investitionsgüter für die Energiewirtschaft bereitstellen. „Beschäftigungszahlen sind ein Resultat von vielen Aktivitäten in der Wirtschaft und somit ein wichtiger Indikator zur Einschätzung des Veränderungsprozesses“, ordnet O‘Sullivan ein. Interessant ist dabei auch, dass die Beschäftigung der Energiewirtschaft durch die neue Datengrundlage, bei der auch private oder gewerbliche Betreiber von Anlagen im Bereich der erneuerbaren Energien einbezogen werden, im zeitlichen Verlauf vergleichsweise stabil geblieben ist. Mit dieser Klassifikation kann der Rückgang in diesem Bereich, welcher bislang aus den (enger abgegrenzten) Daten des Statistischen Bundesamtes hervorging, nicht bestätigt werden.
Zahl der Beschäftigten in den erneuerbaren Energien leicht angestiegen
Die Wissenschaftler betrachteten in der Studie auch die Entwicklung bei den erneuerbaren Energien. Hier ist die Zahl der Beschäftigten 2016 erstmals wieder leicht angestiegen. Mit 338.600 Beschäftigten arbeiteten hier 10.000 Personen mehr als im Jahr davor. Zuwachs gab es, wie schon in den vergangenen Jahren, in der Windenergiebranche. Die Zahl der Beschäftigten liegt hier mit 160.000 auf einem Allzeithoch. Rückgänge verzeichnete die Branche nach wie vor im Bereich der Sonnenenergie. Betrachtet man die Beschäftigungszahlen im Bereich der erneuerbaren Energien seit dem Jahr 2000, fällt vor allem im Bereich Solarenergie der drastische Anstieg bis 2011 sowie der darauf folgende Rückgang auf. Vergleichsweise kontinuierlich positiv hat sich dagegen die Zahl der Beschäftigten im Bereich der Windenergie an Land und auf See entwickelt.
Den Wandel sichtbar machen
Insgesamt ermöglichen die vorliegenden Zahlen den Wandel, der sich mit der Energiewende vollzieht, nun auch anhand ökonomischer Indikatoren darzustellen. So hat die Beschäftigung, die aus den Aktivitäten der Energiewirtschaft resultiert, aufgrund der Einführung der erneuerbaren Energien seit 2000 zugenommen. Dabei hat es eine deutliche Verschiebung der Beschäftigung hin zu den erneuerbaren Energien gegeben, wobei auch die Beschäftigung, die auf Investitionen in Infrastruktur und Speicher zurückgeht, zunehmend an Bedeutung gewinnt. Waren 2000 noch über 70 Prozent der Beschäftigten der konventionellen Energiewirtschaft zuordenbar, so waren es 2016 nur noch rund 40 Prozent.