50-75 % des Klimawandels anthropogen
Weltweit ist die durchschnittliche Jahrestemperatur in 100 Jahren um 0,8 Grad gestiegen – und die 36 Mrd. t CO2 pro Jahr beschleunigten diesen Trend. Insgesamt liege der menschliche Anteil an der Erderwärmung bei 50-75 %. Wenn sich aber die Mitteltemperatur erhöhe und sich die Temperaturkurve verschiebe – nach Gauß – dann ergebe das viel mehr heißere Tage (in Deutschland von 3 in den 50er Jahren auf heute 8).
„Das schlimmste Unwetter, das wir haben, ist die Hitze, die ist aber nicht zu bebildern. Hitze sieht immer aus wie schönes Wetter“. In Frankreich habe 2003 eine solche Hitze aber 35.000 Todesopfer gefordert. Ein anderes Kapitel seien die Gletscher – Plöger zeigte zwei Fotos des Griesgletschers: 1907 und 2007 – der Gletscher war fast verschwunden.
Weil wir die – ganz allmählich vonstatten gehenden – Veränderungen, die zudem noch weit weg geschähen, nicht direkt und persönlich wahrnähmen („wie viel Grad sind denn die 0,8 in 100 Jahren in einem Jahr?“), treffe Skepsis vielfach auf offene Ohren – Klimaskepsis. Doch: „Skepsis muss sein, nichts gegen Skepsis. Alles muss hinterfragt werden – nur nicht unter populistischen Voraussetzungen“. Man müsse die Veränderungen mit ihren Schwankungen, man müsse lange Trends über 30 Jahre anschauen. Momentane kurzfristige Steigerungen oder kurzfristige scheinbare Verbesserungen seien nicht aussagekräftig.
Arktiseis und Jetstream – und unser Wetter
Plöger demonstrierte am Beispiel des Jetstreams, warum unser Wetter etwas mit dem (ständig stark abnehmenden) Arktiseis zu tun hat. [note Jetstream: vor allem auf der Nordhalbkugel aus Temperaturunterschieden mäandernd (normal: rote Kurve der Grafik) wenn die abnähmen, werde der Jetstream störanfällig, er schwinge stärker, die Folge seien häufigere Wetterextreme (siehe auch: solarify.eu/anthropogener-klimawandel-beeinflusst-jetstream-schwingungen). Der Jetstream mäandert stärker (gelbe Kurve), die sogenannten Rossby-Wellen blieben stehen, damit in der Folge oft über längere Zeit auch das Wetter – verstärkt durch das abnehmende Arktiseis.] „Wir werden zuerst zu Tätern, dann wieder Opfern!“ Allerdings sei die statistisch signifikante Zunahme bisher zwar immer noch innerhalb der sogenannten statistischen Variabilitätsbreite geblieben (trügerische Beruhigung!), aber ganz oben am Limit, bald werde sie darüber liegen. Noch 720 Mrd. Tonnen CO2 würden in die Atmosphäre „hineinpassen“ – das bedeutet: in 20 Jahren wäre sie „voll“. Erstrebenswertes und überlebensnotwendiges Ziel müsse daher sein: Weltweit zwei Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr, nicht mehr. Wir lägen gegenwärtig bei 8,9 t. Die USA bei 16,2 – China bei „nur“ 6,6 (das aber auch nur, weil dort so viele Menschen lebten).
Sollten wir angesichts dieser Verhältnisse wirklich immer noch, uns selbstgewiss in die Brust werfend von „Vorreiter“ sprechen? Machen wir uns da nicht eher lächerlich, vor allem, wo es doch um eine „Diskussion auf Augenhöhe“ gehe? „Wir sind nicht die Klimavorreiter, für die wir uns gerne halten“.
Erneuerbare ausbauen – Aufruf zum „Engagement der vielen Einzelnen“
Die Erneuerbaren Energien müssten energisch ausgeweitet werden. Die Sonne liefere Billiarden Watt – 6.000mal soviel Energie, wie wir weltweit verbrauchten. Allerdings seien beispielsweise die Installationen der Erneuerbaren Energien, etwa Windgeneratoren, ästhetisch nicht nach jedermanns Geschmack – „die verschandeln doch die Landschaft!“ höre man oft – aber: „der Strom kommt eben nicht einfach aus der Steckdose…“ Es sei ein psychologischer Punkt: Strommasten und Kohlekraftwerke seien schon immer da gewesen, wir seien damit aufgewachsen, daher an sie gewöhnt, schön seien sie deshalb aber noch lange nicht. Windgeneratoren seien nicht unbedingt in jedermanns Augen schön, sie drehten sich dazu meist, wenn Wind blase, und blinkten nachts ständig, angeblich wegen der Flugzeuge. Aber Letzteres sei vielleicht nicht unausweichlich; es flögen ja keine Jumbo Jets in 150 Metern Höhe über die Eifel.
Klimawandel in China: Die Gesundheitskosten explodierten wegen des Smogs (der vor allem als Schwefeltröpfchen aus den vielen Kohlekraftwerken stamme, so Robert Schlögl später ergänzend). Die chinesische Politik griff durch und die Luft in den großen Städten (man bedenke: Peking habe 24 Millionen Einwohner!) verbesserte sich. Dabei betrachteten die Chinesen unsere Energiewende „mit Argusaugen – was machen die Deutschen?“ Wenn die Chinesen die deutsche Energiewende nachmachten – „und nachmachen, das können die ja – dann haben auch wir ein Stückchen die Welt gerettet“.
Welche Rolle spiele der Einzelne? Der falle doch gar nicht ins Gewicht, höre man oft. Das sei aber ein gefährliches Argument, so Plöger – es komme sehr wohl auf das lokale Tun an. Er nannte als Beispiel für persönliches Engagement der vielen Einzelnen den Fall der Berliner Mauer: „Wenn damals alle Einzelne gesagt hätten, auf mich kommt es doch nicht an und zu Hause geblieben wären, stände die Mauer höchstwahrscheinlich heute noch.“ Folgerichtig rief Plöger rief zum Engagement vor Ort auf. Jeder müsse lokal und regional anpacken – aufeinander mit dem Finger zeigen bringe nichts. „Die Summe des lokalen Tuns ist der globale Erfolg.“
Folgt: Robert Schlögls Impuls: „Sonnenschein in Schiffe füllen“